Die Kritiker «Erzgebirgskrimi - Familienband»

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Eine Teenagerin verschwindet im Erzgebirge, und wenige Tage später taucht ein verlassenes schwarzes Baby auf. Besteht dazwischen vielleicht ein Zusammenhang?

Stab

Darsteller: Kai Scheve, Lara Mandoki, Teresa Weißbach, Andreas Schmidt-Schaller, Adrian Topol, Götz Schubert
Drehbuch: Susanne Schneider
Regie: Thorsten M. Schmidt
Kamera: Conrad Lobst
Kostüme: Kristina "Krisha" Lindner
Schnitt: Benjamin Hembus
Musik: Andreas Koslik
Der Film «Familienband», der neue Eintrag der ZDF-Krimi-Reihe «Erzgebirgskrimi», versucht, die tragische Geschichte eines vermissten Mädchens und des Mordes an seiner Mutter in einer abgelegenen Region zu erzählen. Doch was auf dem Papier zunächst äußerst vielversprechend und konfliktreich klingt, fällt in der Umsetzung leider allzu enttäuschend aus. Denn dieser Krimi ist weit davon entfernt, die Spannung und moralischen Zwiespälte zu bieten, die man von diesem Stoff erwarten dürfte.

Am Anfang steht ein einsam zurückgelassenes schwarzes Baby, das unverhofft in einer Höhle aufgefunden wird. Wenig später erfahren die Kommissare aus dem Erzgebirge, dass ein sechzehnjähriges Mädchen verschwunden ist. Schnell zählen die Polizisten eins und eins zusammen: Die Verschwundene muss die Mutter gewesen sein, die ihre Schwangerschaft bis zum Schluss vor ihrer Familie geheim gehalten hat. Aber warum? Vielleicht weil der Vater ihres Kindes schwarz ist, ein Flüchtling, der im Erzgebirge untergekommen ist, was ihrer rechtsneigenden Familie und insbesondere ihrem rechtsradikalen, aber bürgerlich daherkommenden Onkel (Götz Schubert) gar nicht gefallen hätte? Aus dramaturgischer Sicht betrachtet: eine wahrlich explosive Ausgangslage.

Doch die Handlung bleibt leider über weite Strecken vorhersehbar und ziemlich klischeehaft. Die Idee, Vorurteile und Ideologie in die Handlung einzubinden, ist zwar lobenswert, wird jedoch nicht tief genug erforscht und wirkt eher oberflächlich. Denn niemals dringt man so recht zu den Menschen in dieser Geschichte vor, und ihre politische wie moralische Verortung bleibt stets schwer fassbar und gerät vage und diffus, sodass für den Zuschauer selten ein klares Bild entsteht. Die oft eher hölzernen und unglaubwürdig geratenen Dialoge tun dabei ihr Übriges.

Seltsam und obskur wirkt auch die Konstellation um die Familie des verschwundenen Mädchens. Man würde erwarten, dass sie alles stehen und liegen lässt, um ihre verlorene Tochter zu finden. Doch ständig wabert der Geist des nicht so recht Fassbaren durch ihre Szenen, und während sie zwar bedrückt und verängstigt wirken, kommt man nicht so recht von dem Gedanken los, dass noch etwas anderes seinen Gang geht. Der Vater bricht sogar einmal seine Tätigkeit bei einem Suchtrupp nach seiner Tochter ab, um zurück in seinen Betrieb zu fahren, in dem er Schlitten für einen Großauftrag herstellt.

Das alles wirkt seltsam und befremdlich, aber eben nicht im Sinne einer künstlerischen Auseinandersetzung mit den Eindrücken des Erzgebirges, sondern eher aus einer unbeholfenen Skizzierung dieses Krimis heraus, der ansonsten nichts kennt außer die altbekannten Wendungen und vorhersehbaren Enthüllungen. Ein Eindruck, der sich auch auf das Schauspielerensemble überträgt, von dem nur Götz Schubert in seiner Rolle als bürgerlicher Dorfnazi glänzen kann.

Der Film «Erzgebirgskrimi – Familienband» wird am Samstag, den 11. November um 20.15 Uhr ausgestrahlt.