InterviewGerburg Jahnke: ‚Die Betreuungssituation in den Altenheimen ist leider katastrophal‘

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Am Donnerstag will das ZDF mit den Familien-Film «Mit Harpunen schießt man nicht» punkten. Wir sprachen mit der Hauptdarstellerin Jahnke über die Dreharbeiten.

Hallo Frau Jahnke! Sie sind inzwischen 68 Jahre alt und bekommen immer noch Hauptrollen serviert. Freut es Sie, dass das ZDF «Mit Harpunen schießt man nicht» bestellt hat?
In den letzten Jahren habe ich eher selten TV-Filme gedreht. Um so erfreuter war ich über dieses Rollen-Angebot. Und das Drehbuch hat mir sehr gut gefallen. Eine Win-Win-Situation. Es ist doch großartig, wenn immer mehr Drehbücher auch Rollen für ältere Frauen berücksichtigen.

In «Mit Harpunen schießt man nicht» verkörpern Sie Gerda, die aus einer Pflegeklinik entläuft. Das hört sich spannend an?
Gerda ist eine sehr selbstbestimmte, wenn auch einsame Frau. Sie ist zwar austherapiert, will aber die letzten Jahre lieber in Selbstständigkeit verbringen als in einem Altenheim. Ich kann diese Haltung sehr gut nachvollziehen: Die Betreuungssituation in den Altenheimen ist leider katastrophal.

Eugene Boateng verkörpert Taxifahrer Simon, der Ihr Pfleger werden soll. Klappt das alles oder kommt es zu Problemen?
Die beiden haben zunächst nur Probleme miteinander. Aber sie entdecken auch Gemeinsamkeiten: Sie will nicht ins Heim eingewiesen werden, er als Flüchtling nicht ausgewiesen werden. Man könnte sagen: Sie bilden eine handfeste Interessengemeinschaft. Stützstrümpfe inklusive.

Im Pressebild halten Sie eine Harpune. Jetzt fragen wir uns schon: Durfte jeder am Set mit der Harpune auch mal auf etwas schießen?
Ja. Man muss einmal schießen mit diesem Monstrum. Um zu merken, wie gefährlich das sein kann. Ich war sehr froh über die strengen Sicherheitsregeln am Set.

Sie moderierten die Fernsehshow «Ladies Night» im Ersten? Warum sind Sie kürzergetreten?
Ich habe die Sendung von Anfang an mitgestaltet. Und dann 12 Jahre lang gemacht. Es war Zeit für eine Veränderung: für mich und für das Format. Jetzt hab ich mehr Zeit für Auftritte, Inszenierungen und Schreiben. Und TV-Rollen!

Sie haben oft gegen die Männer humoristisch ausgeteilt. Ist diese Art von Humor heute noch gern gesehen? Und wie kommt ein männerfreundlicher Abend an?
Männer – in Beziehungen, und alte weiße Männer – in der Politik und den Konzernen, sind ein großes Thema. Über das gerade in diesen schwierigen Zeiten sehr viel gesprochen wird. Und was den männerfreundlichen Abend angeht: Das ist und bleibt ein Scherz!

Haben Sie verändert, dass sich Tabus in den vergangenen Dekaden verändert haben?
Tabus ändern sich in den letzten Jahren sehr. Halb nackt oder ganz nackt auf Inseln, Geschlechtsverkehr in WGs, alles scheint möglich. Fake-News, von KI veränderte Fotos, mediale Shitstorms, Hass und Hetze im Netz. Was ist da noch ein Tabu?

Gibt es eine Komikerin, die Sie für sich neu entdeckt haben?
Wir nehmen immer wieder junge Comediennes mit auf die Live-Touren. Die letzten beiden Entdeckungen waren Miss Allie und Maria Clara Groppler. Zwei sehr unterschiedliche großartige junge Frauen.

Mit Lisa Feller haben Sie seit ein paar Jahren einen gemeinsamen Podcast. Welche Geschichten tauschen Sie dort aus?
Letztens waren es 124 Podcasts. Wir reden über alles: Was uns Lustiges oder Unangenehmes passiert ist, ob wir Urlaub gut finden, welches Dessert das Beste ist. Regen uns aber auch auf: über unfreundliche Menschen, Klimaverschmutzer und den jeweiligen Verkehrsminister. Zusammengefasst: Es geht um alles und macht sehr viel Spaß.

Das hört sich gut an! Danke für Ihre Zeit!

«Mit Harpunen schießt man nicht» ist am Donnerstag, den 21. September, im ZDF zu sehen.