Mit «Paradise» erscheint bei Netflix eine deutsche Science-Fiction Dystopie, die das menschliche Urbedürfnis nach ewigem Leben in den Fokus rückt.
Altos Labs, Life Biosciences oder Shift Bioscience sind nur einige Namen von Unternehmen, die heute, teilweise mit tatkräftiger Unterstützung von Milliardären wie Amazon Gründer Jeff Bezos oder Google-Mitbegründer Larry Page nach dem ewigen Leben forschen. «Paradise» spielt dabei in einer gar nicht weit entfernten Zukunft, in der sich der Traum solcher Milliardäre erfüllt hat. Für einen äußerst geringen, zahlungskräftigen Teil der Weltbevölkerung ist es hier möglich Lebensjahre von jungen (armen) Menschen an sich selbst zu übertragen.
Schauspielerisch ist «Paradise» mit Iris Berben und Kostja Ullmann in den Hauptrollen stark besetzt, wird aber von einer recht oberflächlichen Charakterzeichnung ausgebremst. Der Film ist zu keiner Zeit daran interessiert, seine Protagonisten aufzubauen, ihnen erzählerische Tiefe zu verleihen, stattdessen steht moralische Selbstreflexion im Zentrum der Erzählung. Gerade zum Ende hin wirken durch das fehlende Interesse im Aufbau der Charakterzeichnung einige Entscheidungen der Protagonisten zu sehr in das Handlungsgerüst hineingezwungen als natürlich, wodurch auch vermeintliche Plottwists überaus vorhersehbar werden. Die Actionszenen sind insgesamt nicht der Rede wert, wobei das Gesamtbild durchaus hochwertig produziert wirkt.
«Paradise» ist im Vergleich zu «In Time» kein Popcorn-Unterhaltungsfilm, in dem Helden zum Schluss triumphieren und ein großartiges Aufbegehren gegen das etablierte System stattfindet. Stattdessen soll wohl auch dem Zuschauer ein Spiegelbild vorgehalten und sich die Frage gestellt werden, inwieweit die Verwerflichkeit des Handelns der Protagonisten, dem menschlichen Grundbedürfnis nach Leben gegenübergestellt, nachvollziehbar ist. Letztlich fehlt insgesamt allerdings die erzählerische Tiefgründigkeit, um aus Paradise eine nachhallende Charakterstudie zu machen.