Wer eine Serie mit «Der Herr der Ringe» im Titel produziert, muss sich unweigerlich mit der populärsten und nach einhelliger Meinung auch besten Fantasytrilogie aller Zeiten messen lassen. Ein schier unmögliches Unterfangen?
Die teuerste Serie, die je produziert wurde, grenzt visuell nahe an der Perfektion. Das Produktionsniveau steht auf einer Stufe mit hochwertigen Big-Budget Kinoproduktionen. Nichts schaut hier nach einer Verfilmung für den heimischen TV-Bildschirm aus, auch wenn der Cut zwischen absolut echt wirkenden Dörfern samt Einwohnern, die offensichtlich nicht mit dem Computer erzeugt wurden, sondern noch vor der Kamera aufgebaut und abgefilmt wurden, hin zu einigen CGI-Effekten rund um beispielsweise Feuer und Schnee, trotz des wahnwitzigen Budgets immer noch bemerkbar ist. Abseits der visuellen Aspekte, die hier durchaus bis zu einem gewissen Grad als Blendwerkzeug für die bisher eher schwächelnde Handlung fungieren, werden auch gerade die Charakterzeichnungen betreffend, schnell einige Probleme sichtbar.
So ist auch der immer wieder bombastische Score an die mehr oder weniger überzeugende Darstellungen der Völker und Einzelpersonen gebunden. Teils schafft es dieser durchaus mitzureißen, er schießt allerdings auch immer wieder über das Ziel hinaus, womit Musik und Handlung nicht immer zusammenpassen. „Nicht zusammenzupassen“ könnte auch insgesamt als große Überschrift für die beiden Pilotfolgen dienen, denn sowohl die Darstellungen als auch die Handlung betreffend ist eine massive Fluktuation wahrnehmbar. Während einige Handlungsstränge durchaus Interesse wecken, wird das große Ganze bisher nicht sichtbar und so fehlt nach über zwei Stunden noch das Gefühl hier unbedingt die nächste Folge sehen zu wollen.
«Der Herr der Ringe» kann die immens hohen Erwartungen bisher noch nicht erfüllen. Zu den meisten Charakteren fehlt gänzlich die emotionale Bindung und ein klarer, mitreißender Plot erschließt sich bislang ebenfalls noch nicht. Es ist nach lediglich zwei ausgestrahlten Folgen allerdings auch nicht möglich, mehr als einen Ersteindruck zu bilden, der sich durchaus in gegensätzliche Richtungen entwickeln kann. Denn das Potential für einen Hit, der auch die Fans mitreißen kann, ist immer noch vorhanden. Je nachdem, wie weit die Serie noch von der stilistischen als auch inhaltlichen Vorlage Tolkiens abdriftet, scheint allerdings auch ein erzählerischer Totalabsturz hin zur banalen Fanfiction im Bereich des Möglichen.