In der Vergangenheit war es selten ein gutes Zeichen, wenn ursprünglich fürs Kino konzipierte Filme über Umwege bei Streaminganbietern landeten, Stallones «Samaritan» macht hier keine Ausnahme.
Sylvester Stallone, der Archetyp des 80er Jahre Actionkinos, spielte über Dekaden beinharte Actioncharaktere, die sich massiv von den Superheldenfiguren unterscheiden, die heute die cineastische Landschaft dominieren. Die Zeiten, in denen muskelbepackte Männer mit schierer Kraft und großen Kanonen am Fließband aufeinander losgingen, in denen bei Explosionen noch Autos oder Gebäude vor laufender Kamera in die Luft gejagt wurden, erscheinen im Vergleich zu modernen Strumpfhosenhelden, die sich auf ihre Superkräfte und den Greenscreen samt modernem CGI verlassen können, wie Relikte. Bereits im Jahr 2010 als selbst Marvel noch in den Kinderschuhen steckte und Stallone mit «The Expendables» ein furioses Comeback klassischer Action auf die Leinwand brachte, erklärte er: „Actionfilme haben sich radikal verändert als es möglich wurde Muskeln mit einem Klettverschluss anzuheften. Es war der Beginn einer neuen Ära. Das Visuelle wurde zum dominanten Faktor. Die Spezialeffekte wurden wichtiger als die einzelne Person. Das war der Anfang vom Ende.“
Das Genre um einen alten Haudegen wie Stallone zu erweitern und abseits vom großen Spektakel eine geerdetere und auch erwachsenere Geschichte im Stil von «Unbreakable – Unzerbrechlich» (2000) zu erzählen, hätte durchaus von Erfolg gekrönt sein können. Doch wenn Skript, Casting, Schauspiel und auch die wenigen eingesetzten Spezialeffekte allesamt zum Rohrkrepierer werden, wird schnell deutlich, wie sehr diese Chance vertan wurde. Abseits von Stallone, der hier seine Rolle zumindest durchschnittlich, wenn auch uninspiriert herunterspielt, scheint der restliche Cast dem C-Movie-Bereich zu entstammen. Selbst mit der zweiten Hauptrolle, dem jungen Sam (Javon Walton) besteht nicht der geringste Hauch von Chemie. Warum dieser Stallone überhaupt als überaus nerviger Sidekick ergänzen musste, ist eine der großen, unbeantworteten Fragen dieser Filmproduktion. Die zahlreichen blutleeren Gewaltszenen lassen zudem auf ein kurzfristig abgeändertes Altersrating vom Erwachsenenfilm zum kindertauglichen PG-13/FSK12 schließen, möglicherweise, um bei einer zum vorherigen Zeitpunkt intendierten Kinoauswertung mehr junge Zuschauer anzuziehen. Das Skript selbst ist zudem löchrig wie ein Schweizer Käse und auch der große Twist zum Ende hin absolut vorhersehbar.
«Samaritan» hätte mit einer Mischung aus einem griffigen, simplen Skript und beinharter Action, die Altes mit Neuem verbindet, durchaus funktionieren und das Genre zumindest im B-Movie Bereich adäquat ergänzen können. Stattdessen funktioniert fast nichts, weil offensichtlich niemand, der mit dieser Produktion in Verbindung gebracht werden kann, wusste, was hier überhaupt auf die Leinwand gebracht werden sollte.