Drei Monate schickte ABC seine Drama-Serie aufs Abstellgleis. Die Serie ist in der Produktionshölle gefangen. Die Fortsetzung mit Staffel sechs macht das Drama nicht besser.
Südkoreanisches Fernsehen hat einen entscheidenden Vorteil gegenüber dem westlichen System. Fast alle Formate, sei es mit 20, 50 oder 100 Episoden, werden im Vorfeld geplant und entsprechend im Voraus produziert. Sowohl das öffentlich-rechtliche Fernsehen als auch die privaten Sender des Landes sind in einem ständigen kreativen Austausch und neue Formate werden kontinuierlich entwickelt und produziert.
Nicholas Gonzales, der Dr. Neil Melendez verkörperte, wurde am Ende der dritten Staffel bei einem Unfall getötet. Antonia Thomas, die Dr. Claire Browne spielte, unternimmt mit ihren Kollegen einen Hilfseinsatz in einem gu¬a¬te¬mal¬te¬kischen Krankenhaus, in der letzten Folge der Staffel bleibt sie zurück und scheidet dort aus. Das amerikanische Fernsehen gibt sich noch nicht einmal Mühe, die rassistischen Besetzungen einigermaßen zu verschleiern. Die Nebenrolle Dr. Jordan Allen, gespielt von Bria Samoné Henderson, ebenfalls mit einer dunklen Hautfarbe, ersetzt Thomas‘ Screentime.
Großartige Serien funktionieren aber mit liebenswürdigen Antagonisten, wie es schon Teile der Ärzte in Staffel eins waren. Damals war der von Freddie Highmore verkörperte Shaun Murphy, der als Autist im Operationssaal arbeitet, fast jedem Mitarbeiter ein Dorn im Auge. Zwar mag sich Murphy im Krankenhaus etabliert haben, seine Rückfälle in sein autistisches Verhalten sind allerdings wie zu Beginn der Serie – und keiner in der Klinik nimmt es inzwischen übel. Daher musste man Selen kreieren, die «The Good Doctor» den nötigen frischen Wind geben sollte. Doch das Hauptproblem der neuen Chefin ist es, dass sie keinen positiven Part hat. Das Einmaleins des Antagonisten ist es, dass auch er stets ein Motiv hat, warum er seine Ziele verfolgt.
Was ist los bei ABC Signature? Die Autoren liefern bei «The Good Doctor» inhaltlich nur noch mittelmäßige Ware ab. Das Format startete einst mit klaren Konflikten über einen Autisten und stellten die Frage, ob Shaun Murphy alleine operieren könnte. Das ist alles inzwischen beiseite gewischt worden. Allein in der vierten Staffel begannen Shaun und Lea eine Beziehung, danach wurde sie schwanger und verlor das Baby. Lea ist zunehmend in der Technik des Krankenhauses tätig, stoppt Hackerangriffe und ist Teil der Anti-Selen-Gang. Große Themen wie Hochzeiten werden beiläufig erzählt, stattdessen müssen diese Themen den vielen anderen Handlungensträngen weichen – ehe am Ende der Folge wieder alles wunderbar ist. Es ist inzwischen zum Haare raufen, was David Shore und sein Team abliefern.