Crockett Island ist eine geschundene Insel. Eine Umweltkatastrophe hat das Eiland vor einigen Jahren hart getroffen. Außer Fischfang gibt es hier nichts. Wer kann, verlässt diesen Ort. Bis zu dem Tag, an dem ein neuer Priester auf der Insel seine Zelte aufschlägt und bald ein erstes Wunder geschieht. Er gibt den Menschen Hoffnung, die dafür gerne die dunklen Signale übersehen, die mit ihm Einzug gehalten haben.
Ist Crockett Island für Father Hill ein Aufbruch in eine neue Zeit, ist die Insel für Riley Flynn eine Endstation. Riley wurde auf der Insel geboren, jedoch hat er sie verlassen. Er hat als Investor Start-up-Unternehmen an den Start gebracht und ein Leben auf der Überholspur geführt. Leider hat er mehr Geld verbrannt als er eingenommen hat und dann hat er eines Tages betrunken einen Unfall verursacht, bei dem eine junge Frau ums Leben gekommen ist. Dafür hat er vier Jahre im Gefängnis gesessen. Flynn, ein Mann um die 30, zieht in sein altes Kinderzimmer im Haus seiner Eltern ein, das sich exakt in dem Zustand befindet, in dem er es einst, als er aufs College ging, verlassen hat. Was immer er einst sein wollte, dieses Leben ist vorbei. So kehrt er zurück. Um wieder sonntags in die Kirche gehen zu müssen, weil dies einfach so sein muss, sagen seine Eltern, die nie seinen Drang verstanden haben, ein anderes Leben leben zu wollen. Immerhin findet er in Erin eine Frau, die ihn ohne zu werten in ihr Leben wieder aufnimmt. Erin ist etwa in seinem Alter, sie ist die Lehrerin der Insel, sie ist schwanger und es gibt keinen Mann in ihrem Leben. Als sie aus der Fremde, in ihrem Fall New York, zurückkehrte, hat niemand Fragen gestellt.
Gemach! Er braucht seine Zeit, was auch an dem sehr großen Ensemble der Serie liegt, das eingeführt werden will. Da ist etwa der muslimische Sheriff der Gemeinde, der aufgrund seiner Herkunft und seines Glaubens einen Fremdkörper darstellt. Da gibt es einen alten Säufer, der versehentlich im Suff ein Mädchen förmlich in den Rollstuhl geballert hat. Da sind Rileys einfach gestrickte Eltern, mit einem Vater, der wenig für die „Hirngespinste“ seines Sohnes übrig hat und einer liebenden Mutter, die immerhin in den Jahren seiner Haftstrafe immer – auf ihre Art und Weise – an seiner Seite gestanden hat. Oder da ist die Ärztin, die endlich in New York frei und offen leben möchte (offen heißt für sie – offen lesbisch), die aber an Crockett Island durch ihre an Demenz erkrankten Mutter gefesselt ist und de facto darauf wartet, dass diese stirbt, um endlich frei sein zu können. Der Fokus aber liegt klar auf Father Hill und Riley. Sie sind die Gegenspieler. Aber in einem anderen Sinne als im Horrorgenre üblich, denn ihre großen Duelle liefern sich in ihren: Gesprächen! Nachdem Riley ein Teil seiner Haftstrafe wegen guter Führung erlassen worden ist, gehört zu seinen Bewährungsauflagen die regelmäßige Teilnahme an Treffen der Anonymen Alkoholiker. Dafür muss er einmal die Woche die Reise aufs Festland antreten. Father Hill unterbreitet dem ehemaligen Messdiener Riley das Angebot, eine AA-Gruppe auf Crockett Island zu gründen. Das ist rechtlich möglich, da die Gemeinde ein Gemeindehaus besitzt, das für solche Treffen offiziell zur Verfügung gestellt werden darf. Und da niemand festgelegt hat, dass eine Gruppe tatsächlich aus mehr als einem Teilnehmer bestehen muss, kann Hill Riley dessen Teilnahme bestätigen. Dafür unterhalten sie sich einmal pro Woche eine Stunde und Riley kann sich die Reise aufs Festland schenken.
Da von Anfang an klar ist, dass Father Paul Hill etwas zu verbergen hat, ist es keine große Überraschung, dass bald Dinge geschehen, die im höchsten Maße irritierend wirken. Im Schatten von Crockett Island etwa befindet sich ein kleines, von Menschen unbewohntes Eiland, auf dem – auf welchem Wege auch immer – irgendwann einmal eine Katzenkolonie entstanden ist. Katzen sind anpassungsfähig und auf einer Insel, auf der Vögel auf dem Boden brüten, finden sie Nahrung. Bis zu dem Tag, an dem Hunderte toter Katzen an den Strand von Crockett Island gespült werden. Dann ist da der Fall der Leeza Scarborogh, jenem Mädchen, das nach einer Schussverletzung im Rollstuhl gelandet ist und während eines Gottesdienstes plötzlich ihre Beine wieder bewegen kann: ein Ereignis, das den Glauben auf der Insel neu entzündet und auch jene in die Kirche lockt, die ihr längst fernstanden. An diesem Punkt der Geschichte wächst die Rolle der Ärztin Sarah, die als Naturwissenschaftlerin nach einer sachlichen Erklärung für das Geschehen sucht, aber nicht umhin kann zugeben zu müssen, keine Antworten zu finden: vor allem, da sich ihre schwerst demente Mutter an Momente ihrer Vergangenheit zu erinnern beginnt, was einfach nicht sein kann. Wo die Naturwissenschaftlerin nach Antworten sucht, die sich logisch erklären lassen, steht für die meisten Menschen auf der Insel jedoch bald fest, dass Gott sie auserwählt hat. Dass sich dieser Glauben schneller und schneller verbreitet, ist auch Beverly Keane zu verdanken, der Vorsitzenden des Gemeinderates. Sie ist eine Frau, deren Redetalent bemerkenswert ist. Nach der Ölpest hat sie den schalen Deal mit den Verursachern ausgehandelt. Dafür hat sie eine Gemeinde erhalten, das der Kirche untergeordnet ist, das sie jedoch führt. Pruitt war schon lange nur ihre Marionette und auch Hill lässt sich von der Gemeinderatsvorsitzenden um den Finger wickeln, denn sie – kennt die Anwtworten auf jedes noch so seltsame Geschehen auf der Insel. Dargestellt wird sie von einer Schauspielerin namens Samantha Sloyan, die Beverly als eine derart von Missgunst, Neid und puren Machtwillen getriebene, manipulierende Person darstellt, dass sie schlicht und ergreifend alle anderen Darstellerinnen und Darsteller an die Wand spielt. Ja, es ist etwas auf der Insel, das dort nicht sein sollte. Etwas, das Wunder vollbringt, über denen jedoch ein dunkler Schatten liegt. Diese Macht ist nicht gut. Aber böse wird sie erst durch Beverly. Beverly ist jene Fundamentalistin, die davon überzeugt ist, in jeder ihrer Handlungen absolut gottgefällig zu handeln. Sie ist das personifizierte Wissen um Gottes Willen. Was sie zur Anführerin des Pöbelns macht, der ja keine Ahnung hat...