Malerische Bilder, ein Todesfall und pointierte Gesellschaftskritik machen die neue HBO-Serie «White Lotus» zu gelungener Fernsehunterhaltung.
“It's not TV, it's HBO.”. Bis auf seltene Ausnahmen kann man sich als Zuschauer bis heute darauf verlassen, mit einer neuen Serie des amerikanischen Premium Cable TV-Senders, deren Prämisse vielversprechend klingt, nur selten etwas verkehrt zu machen. Mike White’s neueste Miniserie, «White Lotus», eine bittersüße Satire auf die Oberflächlichkeit der Reichen und Schönen, bildet hier keine Ausnahme.
Der gesamte Cast, sowie die Kameraarbeit können überzeugen und auf beiden Seiten des Spektrums nimmt man Jedem seine Rolle ab. Insbesondere Jennifer Coolidge, die wohl den meisten Zuschauern als Stiftlers Mom in Erinnerung geblieben sein dürfte, spielt als reiche, etwas nervige Alkoholikern groß auf. Dass der Zuschauer keinerlei Beziehung zu den Gästen aufgebaut, dürfte exakt so gewollt sein, denn diese sind lediglich oberflächliche Hüllen, die mit ihren teils abstoßenden, oberflächlichen Persönlichkeiten bestimmte Klischees schonungslos offenlegen sollen. Das pacing ist für eine lediglich sechsteilige Miniserie gerade zu Beginn äußerst gemächlich und trotz einer Lauflänge von knapp 60 Minuten braucht es zumindest zwei Folgen, um Interesse jenseits der schönen Landschaft und oberflächlichen Charaktere zu erzeugen. Der Kniff, den Todesfall, der in den ersten beiden Folgen noch gar keine Rolle spielt, direkt in der Eröffnungsszene zu offenbaren ist alles andere als neu, verleitet aber glücklicherweise zum Dranbleiben über die erste Folge hinaus.
Die Bloßstellung der privilegierten Oberschicht in «White Lotus», ist wie ein Unfall zweier Supersportwagen, bei dem einfach nicht weggeschaut werden kann. Dabei schafft es die Serie eine gewisse Balance zu halten und nicht ins Lächerliche abzurutschen. Wer sich vom langsamen Erzähltempo und dem karikativen Ensemble nicht abschrecken lässt, dürfte bestens unterhalten werden.