Nicole Kidman, Hugh Grant und Donald Sutherland. Namen, die man bis vor einigen Jahren ausschließlich auf der großen Leinwand gesehen hätte, geben sich bei «The Undoing» die Klinke in die Hand.
Gespickt mit hervorragenden Schauspielern und einer visuellen Präsenz, die man sonst nur aus dem Kino kennt, erzählt «The Undoing» eine relativ gradlinige „Wer-war-es“ Mördergeschichte. Sowohl Teile des Casts als auch des sozialen Erzählkonstrukts, bestehend aus einer reichen weißen Familie und einer Frau aus eher ärmlichen Verhältnissen, dürften vielen Zuschauern bereits aus «Big Little Lies» bekannt sein. Während sich «The Undoing» allerdings völlig dem Hauptplot rund um die Mörderfrage verschreibt, ging es bei «Big Little Lies» eher darum, die verschiedenen Charaktere auszuleuchten. Genau hier liegt allerdings das Problem einer "Miniserie" mit über 300 Minuten Laufzeit. Im Vergleich zu einem Spielfilm mit Standardlänge von ca. 100 Minuten, der gut damit zurechtkommt, sich völlig auf den Hauptplot zu konzentrieren, wirkt «The Undoing» rund zwei Drittel zu lang.
Die Serie ist allerdings auch ein Paradebeispiel für einen aussterbenden Bereich des Kinos. Mittelschwere Produktionen, die von vorneherein keinen immensen Kassenschlager prognostizieren, werden immer weniger im intendierten Format produziert. Scripts verschwinden in der Mottenkiste, bis sie Jahre später dann in serieller Form, wie im hier vorliegenden Fall, um rund zwei Drittel zu lang, auf dem kleinen Bildschirm ihre Premiere feiern. Aus wirtschaftlicher Sicht mag das Sinn machen, denn während man als Film vielleicht gerade so das Budget wieder eingespielt hätte, avancierte die Serie für HBO zum vollen Erfolg. Für den Zuschauer dürfte es auf Dauer hingegen ermüdend werden, wenn er realisiert, dass selbst eine solch fantastisch besetzte und filmisch umgesetzte Produktion zum Mittel und Zweck wird, den Katalog eines Streaminganbieters möglichst quantitativ zu füllen.
Kann man über das häufig ins Leere laufende Füllmaterial hinwegsehen, bleibt eine bis in die Nebenrollen exzellent besetzte Thrillerserie, die visuell und zu Teilen auch erzählerisch in ihren Bann ziehen kann. Letztlich ist es allerdings insbesondere die altbekannte Mörderfrage, die zum Wiedereinschalten und über Kaugummipassagen hinwegschauen anregt. Wird diese im Finale aufgeklärt, so ist es wie mit so vielen Büchern dieses Genres, die nach dem einmaligen Lesen für immer irgendwo im Regal verschwinden und nie wieder angefasst werden.