Da die Kinos in Deutschland geschlossen sind, wird «Fatman» nun auf Blu-Ray und per Stream verkauft. Lohnt sich ein reinschauen?
O, nein, der Weihnachtsmann ist nicht totzukriegen! Schon gar nicht jetzt, wo die ersten Adventskerzen angezündet werden, muss sich mindestens ein bärtiger Typ im roten Gewand auf der Leinwand tummeln. Schade nur, dass alle Kinos in diesem Jahr geschlossen sind und die Bescherung woanders stattfinden muss. Nämlich zuhause, um sich auf einen der diversen Streaming-Plattformen mit entsprechenden Filmen in weihnachtliche Stimmung zu bringen.
Mit seinen 12 Jahren ist der verzogene Billy (Chance Hurstfield) schon ein richtiger Tyrann aus reichem Hause. Dass er die Unterschrift seiner Großmutter fälscht, könnte man noch durchgehen lassen. Dass er aber die Hausangestellten schikaniert und eine Schulkameradin foltert, kann Chris Cringle (Mel Gibson) nicht durchgehen lassen. Als amtierender Weihnachtsmann muss er den Jungen bestrafen, der statt eines Geschenks ein Stück Kohle unterm Christbaum findet. Wutentbrannt schwört er Rache und heuert einen Auftragskiller (Walton Goggins) an.
Fatman klingt wie ein Schimpfwort für den Weihnachtsmann, weil er so fett ist - und gewiss ist es im Film auch so gemeint. ‚Fat Man‘ war aber auch der Deckname für die 1945 entwickelte Atombombe, die über Nagasaki abgeworfen wurde – aufgrund ihres voluminösen Aussehens. Das passt wiederum zu den dubiosen Geschäften, die der Weihnachtsmann hier mit dem amerikanischen Kriegsministerium betreibt. Ob diese Doppeldeutung beabsichtigt ist oder nicht, es klingt alles ziemlich crazy und das Publikum bekommt einen Weihnachtsfilm vorgesetzt, wie es ihn noch nie gesehen hat.
Gibson spielt seine Rolle wie ein raubeiniger Naturbursche, der inzwischen völlig desillusioniert ist und sich auch schon mal einen hinter die Binde kippt. Walton Goggins («The Hateful 8») hat es wohl seinem schurkischen Blick zu verdanken, dass er immer wieder für derartige Rollen angefragt wird, und Kinderstar Chance Hurstfield («Good Boys») hat sichtlich Freude daran, einen der ekelhaftesten Rotzlöffel der Filmgeschichte zu mimen. Wem das alles zu grotesk ist, weil ihr oder ihm das größte Christenfest heilig ist, muss von «Fatman» abgeraten werden. Denn es ist eine zynische Abrechnung mit allem, was man an Weihnachten hassen kann. Aber aufgepasst: So ernsthaft das Ganze auch gespielt ist, sollte man es nicht hinnehmen. Am Schluss zählt der Spaß, sich auf einen solchen wilden Ritt einzulassen.