Filme und Fernsehserien folgen einem klaren Muster – und das seit Jahrzehnten. Dieses Mal: Der stetige Neuzugang.
Zwischen den bekannten Krankenhausserien «Emergency Room», «Grey’s Anatomy» und «New Amsterdam» bestehen weniger Gemeinsamkeiten als etwa zwischen «Emergency Room», «CSI» und «9-1-1». Denn entscheidend für die Dramaturgie und die Wirkmächtigkeit einer Serie ist nicht unbedingt ihre inhaltliche Verortung in einem bestimmten Milieu oder einer bestimmten Berufsgruppe. Nur weil es sich im ersten Beispiel um drei Medizin-Dramen handelt, muss die Schnittmenge dieser Formate nicht besonders groß sein. «CSI», «Emergency Room» und «9-1-1» vereint dagegen ein sehr ähnlicher Blickwinkel: Allesamt gehören sie zur Sorte „Der neue in der Truppe“. 
Im Vordergrund von «Emergency Room» standen nie die medizinischen Fälle. Schon seit der ersten Runde waren die Ärzte und Pfleger mit ihren persönlichen und beruflichen Problemen der Mittelpunkt der Dramaturgie. Neben der ausführlichen Erzählung der privaten Lebenswirklichkeit der Figuren ging es ebenso zentral um den Kampf gegen das mitunter marode Krankenhaussystem der Vereinigten Staaten: Nicht selten gerieten Notfall-Kinderarzt Doug Ross, verkörpert von George Clooney, und die kommissarische Chefärztin der Notaufnahme, Kerry Weaver, aneinander. Clooney Figur nutzte alle noch halbwegs legalen Mittel, um für seine kleinen Schützlinge zu kämpfen, und musste dabei oft gegen die eher wirtschaftlich geprägten Bedenken seiner Kollegen ankämpfen. Auf dem Höhepunkt dieses Konflikts warf Ross schließlich die Brocken hin und verließ das County Hospital.
Während «Emergency Room» meist mehrere kleine Fälle pro Woche und einige folgenübergreifende Geschichten erzählte, waren die meisten Fälle von «CSI» innerhalb der jeweiligen Folge abgeschlossen. Ohnehin wirken eine Krankenhausserie und Spurenermittler nicht gerade ähnlich. Doch auch diese Serie stützte sich dramaturgisch auf den Blickwinkel des Neuzugangs. In der zweiten Folge der Serie stößt Sara Sidle (verkörpert von Jorja Fox) zum Ensemble hinzu und muss sich zwischen Grissom und Catherine Willows, Nick und Warrick zurechtfinden. 
Das Ensemble-Drama «9-1-1», bei dem die Polizei, Feuerwehr und Rettungssanitäter in Los Angeles begleitet werden, startete Produzent Ryan Murphy mit gleich sieben Hauptdarstellern. In der zweiten Staffel kamen vier weitere Gesichter hinzu, zwei waren zuvor gar nicht in der Serie zu sehen gewesen. Das Feld der Nebendarsteller ist groß, nach der zweiten Staffel verabschiedeten sich mehrere Schauspieler, drei neue Figuren wurden eingeführt. Gerade «9-1-1» hat sympatische Figuren gewonnen, das Format konnte im Herbst die Reichweiten deutlich steigern. Wer bei den spektakulären Einsätzen der Rettungskräfte seinen Kollegen vertrauen möchte, braucht eine tiefe Verbindung zu ihnen. Stetige Reibereien, Gerichtsverfahren und körperliche Auseinandersetzung sind da dankbare Motive, mit denen man breite Zuschauerschichten abholt.