VOX hat seine Vorabend-Marke «First Dates» über einen Ableger in die Primetime befördert und dabei dankenswerterweise auf Experimente verzichtet. Auch «First Dates Hotel» zeichnet sich durch Authentizität aus und nimmt seine Protagonisten ernst...
Seit etwas mehr als zwei Jahren ist «First Dates - Ein Tisch für zwei» fester Bestandteil des Vorabend-Programms von VOX. In diesem Jahr unterhielt die Dating-Sendung auf ihrem angestammten Sendeplatz um 18 Uhr durchschnittlich 7,1 Prozent des werberelevanten Publikums - kein schlechter Wert, wenn man bedenkt, dass der aktuelle Jahresmarktanteil von VOX 6,8 Prozent beträgt. Insgesamt waren in den vergangenen dreieinhalb Monaten durchschnittlich 900.000 Zuschauer dabei. Die Voraussetzungen für «First Dates Hotel», das an diesem Montag erstmals um 20.15 Uhr zu sehen war, könnten wahrlich schlechter sein.
Trettl tritt auch in der Primetime-Sendung als Gastgeber auf, hält sich dabei aber im Hintergrund. „Wenn ich mich einbringe, dann vorsichtig und ohne zu drängen. Bei uns sind die Singles die Hauptpersonen“, bekräftigt er. Bei den Singles setzt die Sendung weiter auf eine große Bandbreite. Von der 31-jährigen Soldatin Luise, die auf den fünf Jahre jüngeren Koch Nico trifft, bis hin zur 56 Jahre alten Frührentnerin Stine finden in dem Format alle möglichen Charaktere Platz. Eine potenzielle Sollbruchstelle hat das Format mit der 38-jährigen Olga eingebaut, die in der Sendung ihrem Ex-Freund Arthur begegnet - eine Situation, die beide zweifellos herausfordert, auch wenn sie zum Auftakt andere Singles kennenlernen.
In viele Situationen, die die Protagonisten erleben, kann man sich als Zuschauer gut hineinversetzen. Man freut sich, wenn es für sympathische Singles zu einem zweiten Date reicht, während man beim manchem Date-Verlauf eher mit dem Kopf schüttelt. Damit ist «First Dates Hotel» auf eine sympathische Art und Weise sehr viel näher an der Realität dran als die Netflix-Sendung «Liebe macht blind», die das Publikum irgendwie fasziniert und gleichzeitig doch verstört zurückließ.
Mindestens genauso spannend wie die Quoten von «First Dates Hotel» dürften für die Verantwortlichen der Mediengruppe RTL aber auch die Zahlen sein, die am späten Abend «Prince Charming» holen wird. Die von Kritikern gelobte Gay-Dating-Show, die vergangenes Jahr erstmals bei TV Now zu sehen war, läuft im Anschluss an Roland Trettls neue Sendung bei VOX und schafft es somit ins Free-TV. Um seine Zukunft kämpfen muss «Prince Charming» - anders als «First Dates Hotel» - allerdings nicht mehr. Bereits Ende November wurde das Format von TV Now um eine zweite Staffel verlängert.