5 KöpfeDie 5 besten «Simpsons»-Folgen aller Zeiten

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Mit dem Start von Disney+ stehen nun 30 Staffeln der gelben Familie aus Springfield flexibel zum Abruf bereit - und somit ein wahrer Schatz an Geschichten. An welche Folgen sich unsere Redakteure besonders gern und gut erinnern, haben wir zusammengefasst.

"Prinzessin von Zahnstein" (Originaltitel: "Last Exit to Springfield") – von Julian Miller
Gerade als Lisa Zahnspangen braucht, streicht Mr. Burns die zahnärztliche Versorgung von der Liste der Sozialleistungen, die seine Mitarbeiter und ihre Familien erhalten. Als bei Homer der Groschen fällt, was das bedeutet, wird er zum neuen Vorsitzenden der AKW-Gewerkschaft, führt die Belegschaft in den Streik und die Simpsons sezieren hundert Jahre amerikanische Arbeitskampfgeschichte, die Widrigkeiten ökonomischer Fehlanreize und den Paradigmenwechsel aus angebots- und nachfrageorientierter Volkswirtschaft in zwanzig Minuten kohärenter als es viele Ökonomen auf zweihundert Buchseiten könnten. Wem das zu hochgestochen ist, der findet eine Folge voll cleverer Anspielungen, wunderbar komischer Sequenzen und eines der feinfühligsten, sentimentalsten und schönsten Portraits von Homer und Lisa, das dieser Serie gelang. Und vergessen Sie nicht: They have the plant, but we have the power!

"Kraftwerk zu verkaufen" (Originaltitel: "Burns Verkaufen der Kraftwerk") – von Christian Lukas
Mr. Burns verkauft deutschen Investoren sein Atomkraftwerk. Die neuen Eigentümer machen das größte Sicherheitsrisiko des Kraftwerkes schnell aus: Homer. Frisch gefeuert begibt der sich daran, Mr. Burns, der seinen Ruhestand nicht genießen kann, zu überzeugen, sein Kraftwerk zurückzukaufen. 1993, also bei der deutschen Erstausstrahlung, war das alles sehr witzig. Nach der Wahl eines Trump zum Präsidenten aber schaut man diese Episode mit ganz anderen Augen. Die Schlampigkeit und Gier von Mr. Burns, die Homer als „gut“ betrachtet, weil es seinen Arbeitsplatz sichert, das Ausstechen der ausländischen Investoren, die an sich alles richtig und gut gemacht haben. Das Nichtverstehen Homers, dass er sich zum Büttel eines Raubtierkapitalisten macht... Kaum zu glauben, wie gut, böse, sarkastisch, finster, gemein die Simpsons tatsächlich einmal gewesen sind.

"Das verlockende Angebot" (Originaltitel: "You Only Move Twice")– von Fabian Riedner
John Swartzwelder hat mit 59 Episoden die meisten «Simpsons»-Geschichten geschrieben und gehörte zu den Autoren der frühen Episoden. Eines seiner Meisterwerke ist "Das verlockende Angebot", indem die Familie Simpson in das wunderschöne Cypress Creek zieht, um für Mr. Scorpio, eine Parodie des Bond-Bösewichts Goldfinger, die Sicherheitsabteilung des hiesigen Atomkraftwerks zu leiten. Die vor 23 Jahren entstandene Episode zeigt rückblickend die Veränderung der Gesellschaft: Homer ist ein richtiges Talent darin, seine Untergebenen zu motivieren und schreckt auch nicht vor unpopulären Methoden zurück – wie etwa die Installation von Hängematten im Büro. Google & Co. lassen grüßen. Während Homer endlich beruflichen Erfolg hat, vereinsamt Marge in einem selbstreinigenden Haus, Bart rutscht in der Schule in die Förderklasse und Naturliebhaberin Lisa hat mit Allergien zu kämpfen. Eine völlig andere «Simpsons»-Folge!

“Homer hatte einen Feind” (Originaltitel "Homer’s Enemy") - von Niklas Spitz
«Die Simpsons» haben in über 30 Jahren schon viele großartige Episoden herausgebracht. Der Scharm der Folgen aus den ersten Jahrzehnten bleibt unbeschreiblich. Dabei nur eine “beste Folge” herauszupicken, schier unmöglich. Eine meiner absoluten Highlights der Serie ist die 23. Episode aus der achten Staffel, “Homer hatte einen Feind”. Denn dort trifft der liebenswerte, tollpatschige und naive Homer auf sein Gegenstück, das mit Homers Weg durchs Leben überhaupt nicht klar kommt. Die Rede ist von Frank Grimes, dem nichts im Leben geschenkt wurde, sich alles hart erarbeiten musste und schließlich neben Homer im Atomkraftwerk von Mr. Burns landet. Nach abgeschlossenem Atomphysik-Diplom stößt er bei seinem scheinbar ignoranten und dümmlichen Kollegen Homer auf seine Grenzen. Es will nicht in seinen Kopf gehen, wie Simpson alles in die Wiege gelegt wurde, er erfolgreich ist und ihn alle mögen, obwohl er den ganzen Tag über auf der Arbeit faulenzt und dabei die Sicherheit des Kraftwerks aufs Spiel setzt. Da jeglicher Versuch scheitert, den anderen das falsche Wesen von Homer zu offenbaren, geht Grimes letztlich zu Grunde, wird wahnsinnig und stirbt bei einem tragischen Unfall.

Diese «Simpsons»-Folge zeigt für mich perfekt den herrlichen, liebenswerten Charakter von Homer auf, indem man ihm einen Gegenspieler gegeben hat, der eigentlich dafür da ist, alles “schlechte” an Homer zu zeigen, und trotzdem haben ihn am Ende alle lieb. Die Episode bringt den Charme von Homer Simpson für mich auf den Punkt und sorgt dabei für etliche Lacher. Ganz nebenbei erwähnt kauft Bart in dieser Folge auch noch eine alte Fabrikhalle für einen Dollar, auch eine lustige Geschichte für sich...

"Das Erfolgsrezept" (Originaltitel: "Flaming Moe's") – von Sidney Schering
Wenn nostalgische, sentimentale Gefühle auf ikonische «Die Simpsons»-Einfälle und turbulente inhaltliche Entgleisungen treffen, dann ergibt das den eindeutigen, unumstrittenen Kandidaten für meine liebste Episode der langlebigen Zeichentrickserie. Die Rede ist von "Flaming Moe's". Es war nicht die erste Folge, die ich von der Matt-Groening-Schöpfung, die sich einfach nicht kaputtkriegen lässt, gesehen habe. Aber es war die Folge, mit der sich die Serie bei mir eingebrannt hat (Wortspiel beabsichtigt). Es ist die Episode, die mich dazu gebracht hat, die Videokassette mit «Simpsons»-Aufzeichnungen, auf der diese Folge drauf war, immer wieder zu schauen. Und das hat sicher zu meinem «Simpsons»-Fandasein beigetragen.

Die Folge wurde von Rich Moore (der später «Chaos im Netz» machen sollte) und Alan Smart (landete später bei «SpongeBob Schwammkopf») inszeniert und von Robert Cohen («American Dad») verfasst. Sie handelt davon, dass Homer an einem langweiligen, nervigen Dia-Abend spontan einen Cocktail erfindet, den er eines Tages dem grantigen Barkeeper Moe beibringt. Der klaut daraufhin das Rezept und erlebt damit einen riesigen Erfolg, der unter anderem die Rockband Aerosmith in seine Bar lockt. Aber Moes Hochmut kommt natürlich vor dem Fall …

Die Episode gehört zu den ersten «Simpsons»-Folgen, die das Ursprungsrezept aufmischen (Wortspiel erneut beabsichtigt, sorry) und ein größeres Scheinwerferlicht auf die bis dahin nur am Rand relevante Figur Moe wirft. Das gestattete damals eine erfrischende Dynamik – und da auch nun, Jahrzehnte später, Moe-Episoden deutlich rarer sind als etwa Homer- oder Bart-Folgen, bleibt die Folge selbst mit größerem Abstand frisch. Das konnte ich in den frühen 1990er-Jahren natürlich noch nicht wissen – aber schon damals packte mich die hohe Dichte an Dialogwitzen, die einfallsreiche, inspirierte Animation sowie die perfekt abgestimmte Eskalation der Ereignisse, die auf komödiantisch ideal sitzende Weise genauso rasch wieder abflauen. Kein Wunder, dass der Flaming Moe in die «Simpsons»-Geschichte einging!