Netflix hat eine neue Serie von den Machern von «Stranger Things» und «The End of the F***ing World» im Portfolio. Obwohl die Machart an sich nicht innovativ ist, kann die Serie überzeugen und zwar hauptsächlich dank ihrer Figuren.
Ein Mädchen im Ballkleid, von Kopf bis Fuß blutverschmiert, läuft mit versteinerter Miene auf mitten auf der Straße. Aus dem Off spricht die 17-jährige Sydney Novak (Sophia Lillis, «It») zu ihrem Tagebuch: „Dear diary, go fuck yourself.“ Der Schriftzug «I Am Not Okay with This» erscheint. Netflix bewirbt seine neue Serie nicht ohne Hintergedanken damit, dass sie von den Machern der Mega-Hits «Stranger Things» und «The End of the F***ing World» kommt – und ja, die Parallelen sind alleine schon vom Look und Feeling kaum zu übersehen. Man lässt das Ganze in einer amerikanischen Kleinstadt stattfinden, lässt alles ein wenig Retro aussehen und legt fetzige Musik drunter, die aus den 80er-Jahren kommt oder zumindest danach klingt, und schon läuft das. 
Wie es sich für eine Coming-of-Age-Story gehört, muss sich Syd erst noch selbst finden – und bemerkt im Laufe der Zeit, dass Dina vielmehr ihr Typ ist als der offenkundig interessierte und liebenswerte Best-Buddy-Nachbarsjunge Stanley Barber (Wyatt Oleff, «Guardians of the Galaxy»). Dieser Konflikt, der zum Glück nicht in einem großen Liebesdreieck-Drama ausufert, deutet sich schon recht früh an und ehrlich gesagt sind auch die weiteren Ereignisse leicht vorherzusehen. Das tut «I Am Not Okay with This» aber deshalb keinen Abbruch, weil einem die Figuren recht schnell ans Herz wachsen. Darstellerisch liefern die jungen SchauspielerInnen ebenfalls ab.
Die ganze erste Staffel fühlt sich eher wie ein großer Prolog an. Insbesondere die oben erwähnte «Carrie»-eske Vorausblende zeigt, dass in «I Am Not Okay with This» noch weitaus mehr Potential steckt – die Hauptfigur steht am Ende mit dem Rücken zur Wand. Inwiefern spielt die Vergangenheit von Syds Vater eine Rolle für ihre jetzige Situation? Das Mysterium rund um Syds telepathischen Fähigkeiten steht quasi noch ganz am Anfang. Ebenso spannend dürfte es sein, in weiteren Folgen auf die neu entstandene Dynamik zwischen den Figuren zu blicken.