Ob mit oder ohne Ware aus dem Disney-Katalog, die Toggo-Daytime von Super RTL ist eine Erfolgsgeschichte. Wir haben uns das aktuelle Programm angeschaut und auf die Suche nach möglichen Gründen begeben.
Als Ende September 2012 die „The Walt Disney Company“ den deutschen TV-Sender Das Vierte übernahm, begann schon das große Spekulieren innerhalb der Branche. Würde Disney wirklich eine eigene Free-TV-Initiative starten, nachdem man hierzulande im Pay-TV mit Disney XD, Disney Junior, Disney Cinemagic und eben dem Disney Channel bereits vier Sender mit „Haus-der-Maus-Content“ etabliert hatte? Zumal man bekanntlich auch seit jeher 50 Prozent an Super RTL hielt – und bis heute hält. An einem der beiden Kinderprogramm-Platzhirsche, dem nicht wenige umgehend eine schwierige Zeit prophezeiten, als alle Gerüchte und Mutmaßungen schließlich der Gewissheit wichen: Im Januar 2014 wurde in Deutschland tatsächlich ein frei empfangbarer Disney Channel gelauncht – und sein namens-, aber nicht inhaltsgleiches Gegenstück verschwand.
Und dass Hits immer auch zu Begehrlichkeiten führen und bei Unternehmen Denkprozesse in Gang setzen, ebenfalls. Gerade «Dragons» ist beispielsweise auch ein starkes Zugpferd im Kinderprogramm von Netflix, dem Streamingriesen, der frühzeitig erkannte, dass der Markt für junge fiktionale Inhalte nicht erst mit dem Start von Disney+ ein sehr umkämpfter werden wird – allerdings auch ein stark wachsender mit Perspektive. Will heißen: Viele der neueren Formate wie «Die Mr. Peabody & Sherman Show», «Wir sind die Croods!» oder «Trolls – Die Party geht weiter!», die bei Toggo (auch auf der eigenen Homepage und zum Teil sogar auf dem eigenen YouTube-Channel) zu finden sind, können seit einigen Jahren eben auch auf der Plattform mit dem roten N abgerufen werden – und sich darüber hinaus zumeist ebenfalls „Netflix Original“ nennen. Der zweite Ausnahmetitel «Spirit: wild und frei», der sehr lose auf «Spirit – Der wilde Mustang», einem Zeichentrickfilm von 2002 basiert, soll nun wiederum 2021 selbst einen eigenen Kinoableger bekommen – und dürfte – ähnlich wie «Sally Bollywood» – allein schon aufgrund der sympathischen Charaktere nicht nur Mädchen ansprechen. Und diese Synergien sind letztlich für alle Parteien ideal. Da die Eltern der ganz Jungen die (digital erweiterten) Möglichkeiten des linearen Fernsehens offensichtlich noch nicht als erschöpft betrachten respektive womöglich auch deren Verbundenheit mit einem Sender, der ihnen bis heute in der Adventszeit verlässlich das ihnen aus ihrer eigenen Kindheit so vertraute «Weihnachtsmann & Co. KG» liefert, bei der Einschaltentscheidung eine Rolle spielt, sollte man ebenfalls nicht unterschätzen, wie wichtig es ist, Sendungen im Portfolio zu haben, die Mama und Papa ebenfalls Spaß machen.
Dies gilt nicht nur für Fiktionales, sondern auch für non-fiktionale Eigenproduktionen. Wer jetzt Anfang 30 ist, dürfte Benedikt „Beni“ Weber zum Beispiel zwar auch als Synchronstimme von Stan aus «South Park», jedoch auch als Moderator zahlreicher Shows für Kinder und Jugendliche in Erinnerung haben, der die meiste Zeit Produktionen von Disney für einen der Disney-Sender (inzwischen ist er übrigens auch wieder festes Disney-Channel-Gesicht) oder eben Super RTL präsentierte (Stichwort: «Art Attack»). Aber er war es auch, der gemeinsam mit Martin Reinl («Die Wiwaldi Show», «Sesamstraße»), einem der deutschen Top-Puppenspieler, «Woozle Goozle (und die Weltentdecker)» zu einem echten Sender-Aushängeschild machte, durch das seit Webers Anschied dessen Nachfolger Simón Albers führte. Und 2017 hat man dem legendären «Super Toy Club» mit Sicherheit nicht nur neues Leben eingehaucht, um die Kinder der Gegenwart glücklich zu machen. Gut, aus Dennis Wilms ist mittlerweile Florian Ambrosius geworden, allerdings hat sich eines nicht geändert: Am Ende darf in Rekordzeit ein Einkaufswagen mit allem, was Kinderherzen höherschlagen lässt, gefüllt werden.
Und dass Kultklassiker als Neuauflage oder sogar im Original («Calimero», «Scooby Doo», «Inspector Gadget», oder ein gewisser Alvin sowie seine musikalischen Brüder) im „Toggoversum" eine neue TV-Heimat gefunden haben, dürfte insbesondere Väter ähnlich gefreut haben wie die Tatsache, dass es nicht nur bei den Drachenreitern humorvoll, sondern auch abenteuerlich-episch zugeht: Ein absoluter Adventure-Spaß-Geheimtipp wie «Zak Storm – Super Pirat», die Buch-Adaption «Trolljäger» (ebenfalls von DreamWorks Animation produziert und ursprünglich erdacht von Guillermo del Toro) oder natürlich die wohl unumstrittene aktuelle Geheimwaffe in Sachen junger Unterhaltung: «Ninjago» – ein Untertitel wie „Wer die «Turtles» mochte, wird auch diese Klemmbaustein-Ninjas lieben“ würde bestimmt von nicht wenigen durchgewunken werden; von den Unmengen an Merchandise, die diese Marke zu „verantworten“ hat, fangen wir besser gar nicht erst an.
In Köln weiß man jedoch ebenfalls seit jeher, dass die Zielgruppe der vier Kontrahenten um die Krone des Kinderfernsehens sich nicht umsonst von 3 bis 13 erstreckt. Will heißen: Auch die Kleinsten der Kleinen verdienen ein auf ihre Bedürfnisse perfekt abgestimmtes und altersgemäßes (Toggolino-)Programm. Und auch hier sticht eine Serie deutlich heraus, über die sich Eltern rund um den Globus inzwischen bestens austauschen können dürften: Die Rede ist nicht von «Caillou», auch nicht von «Peppa Pig» oder «Peter Hase», den manche vielleicht aus dem Lichtspielhaus ihres Vertrauens kennen, nein, die Rede ist von dem Hundeteam, das auf der ganzen Welt Kindergärten und Spielzimmer erobert hat: «Paw Patrol – Helfer auf vier Pfoten».