Das Jahr 2019 neigt sich so langsam dem Ende. Fünf Quotenmeter-Redakteure berichten von ihren Serien, mit denen sie ihre Zeit verschwendet haben.
Bereits 2008 wurde der US-Roman „Die Welle“ mit Jürgen Vogel verfilmt. Während der deutsche Spielfilm das Experiment, ob Faschismus im Klassenzimmer möglich ist, vielschichtig und schauspielerisch stark behandelt hat, machte die Serie «Wir sind die Welle» keine gute Figur dabei. Auch wenn die Serie in ihren sechs Folgen einen ordentlichen dramaturgischen Aufbau aufwies, bleibt sie in ihren politischen Motiven oberflächlich und bleibt mehr Abziehbild als tiefere Studie. Zu viel bleibt unreflektiert, zu wenig wird auf beide Seiten – links und rechts – des politischen Spektrums eingegangen. Auch wenn die Serie inszenatorisch Qualitäten aufweist, bleibt sie inhaltlich zu lückenhaft und unausgewogen. In dieser Form hätte es die erste Staffel somit nicht gebraucht, insbesondere da der Film die grundlegende Handlung von 2008 deutlich intelligenter und pointierter erzählt hat.
Es hatte schon einen guten Grund, weshalb «23 Morde» vier Jahre lang im Giftschrank Staub angesetzt hat: Selbst wenn Auftraggeber Sat.1 immer wieder verlautbaren ließ, man würde einfach nicht den idealen Programmplatz für diese Krimiserie finden, liegt eine deutlich offensichtlichere Erklärung auf der Hand – «23 Morde» ist ein qualitativer Reinfall. Um Joyn in seiner Anfangsphase aber neues Material zu bieten, hat ProSiebenSat.1 die Thrillerserie mit ihren hölzernen Dialogen und ihrer aufgesetzten Charakterzeichnung doch noch veröffentlicht.
Die neue Fernsehserie «Merz gegen Merz» erschien im April beim ZDF. Bisher waren die Projekte mit Christoph Maria Herbst gut, doch mit dieser Sitcom überzeugte er mich nicht. Ja, es gibt natürlich stellenweise einige gute Szenen und ich musste auch mal kurz schmunzeln, doch größtenteils waren die Witze und Anspielungen nicht passend. Es wirkte für mich mehr in die Länge gezogen.
Die Manager von VOX haben in den vergangenen Jahren viel Pionierarbeit geleistet. Sei es «Die Höhle der Löwen», «Sing meinen Song» oder «Club der roten Bänder». Zuletzt ging die Schlagzahl der neuen Formate spürbar zurück – nicht nur weil man einen gut aufgestellten Sender vorgefunden hat. Zuletzt blieb VOX aber hinter seiner Innovationskraft zurück, man produzierte erwartbares Fernsehen. Kultige Nerd-Sendungen wie «Geschickt eingefädelt», in der man Guido Maria Kretschmar auf die große Bühne ließ, sind so nicht drin. Stattdessen will der Sender mit einer schrägen und lauten Sitcom auffallen: «Rampensau».
«Skylines» hätte ein spannendes, authentisches Portrait über die Frankfurter Rap- und Hip-Hop-Szene werden können, über Themen wie Loyalität und Aufrichtigkeit, Integration und Ausgrenzung. Stattdessen degenerierte die Netflix-Serie aber zu einer belanglosen, klischeebeladenen Fingerübung über schwere Jungs, korrupte Banker und zwielichtige Musikverlage mit Wurzeln in der Unterwelt. Nichts, was man anderswo nicht schon wesentlich besser und spannender gesehen hätte – etwa bei «Bad Banks» oder «4 Blocks». Anstatt ein Statement zu setzen und mit Top-Kreativen das bisher Erreichte konsequent zu übertreffen, begnügte man sich damit, ein paar bekannte Versatzstücke und Stereotypen aneinanderzureihen.