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Lola 2016: Alles eine Nummer kleiner – und politischer

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Quotenmeter.de hat alle Gewinner des Deutschen Filmpreises im Überblick und wagt eine Analyse.

Weitere Lola-Gewinner 2016 im Überblick:

  • Bestes Maskenbild: «Herbert» (Hanna Hackbeil)
  • Beste Kamera/Bildgestaltung: «Above and Below» (Markus Nestroy)
  • Bester Dokumentarfilm: «Above and Below» (Helge Albers, Cornelia Seitler, Brigitte Hofer)
  • Bester Kinderfilm: «Heidi» (Uli Putz, Jakob Claussen, Reto Schaerli, Lukas Hobi)
  • Beste weibliche Hauptrolle // Nebenrolle: Laura Tonke für «Heidi Schneider steckt fest» respektive für «Mängelexemplar»
2015 lautete der große Gewinner beim Deutschen Filmpreis «Victoria». Sebastian Schippers in einem Take gedrehte Hatz durch eine bewegte Berliner Nacht wurde für sieben Lolas nominiert und gewann sogleich sechs der begehrten Auszeichnungen. Auch dieses Jahr gelang einer einzelnen Produktion ein förmlicher Durchmarsch: «Der Staat gegen Fritz Bauer» wurde in neun Sparten nominiert, setzte sich allerdings in einer Kategorie weniger durch als es 2015 noch «Victoria» gelang. Und nicht nur in dieser Hinsicht wurden beim diesjährigen Filmpreis kleinere Brötchen gebacken. Mit 257.769 Interessenten lockte der Politthriller 134.644 Menschen weniger in die deutschen Kinos als Schippers Berlinale-Entdeckung, zudem schlug die Regiearbeit von Lars Kraume deutlich überschaubarere Wellen abseits ihres Heimatlandes.

Zwar wurde «Der Staat gegen Fritz Bauer» auf dem Toronto International Film Festival aufgeführt, im Gegensatz zur weltweit von der Fachpresse gefeierten «Victoria» erhielt die Geschichte über die Verarbeitung der NS-Kriegsverbrechen in der Nachkriegszeit bei nicht-deutschen Journalisten zumeist nur solide Rückmeldungen. Variety etwa nennt ihn einen etwas steifen „Thriller im Fernsehstil“, während das ähnlich bedeutsame Branchenblatt The Hollywood Reporter die Figuren abseits von Fritz Bauer als Pappkameraden bezeichnet und ihn mit als Fakten überfrachtet einordnet – Burghart Klaußner wird für seine Leistung in der Hauptrolle unterdessen rundum gelobt.

Dennoch ging Klaußner beim Deutschen Filmpreis leer aus – dafür setzte sich Ronald Zehrfeld erfolgreich für «Der Staat gegen Fritz Bauer» gegen die Konkurrenz in der Sparte beste männliche Nebenrolle durch und übertrumpfte sowohl den bitteren Witz von Fabian Busch («Er ist wieder da») und den ultrafiesen Michael Nyqvist («Colonia Dignidad»). Als beste männliche Hauptrolle indes wurde weder Klaußner prämiert, noch der doppelbödige Publikumsliebling Oliver Masucci alias Adolf Hitler in «Er ist wieder da», sondern Peter Kurth als der behinderte Protagonist aus dem Drama «Herbert». In den Kategorien beste Regie, bestes Drehbuch, bestes Szenenbild und bestes Kostümbild gab es derweil kein Vorbeikommen an der strengen und Suspense aufweisenden Abrechnung mit dem Deutschland der Nachkriegsjahre.

Unter anderem «heute» betrachtet dies als Reaktion auf das derzeitige Klima: „In politisch unruhigen Zeiten gewann das Kino mit politischer Botschaft“, heißt es auf der Webpräsenz der ZDF-Nachrichten, die Parallelen zwischen der in «Der Staat gegen Fritz Bauer» geschilderten, „schleppende[n] Aufarbeitung der Nazi-Verbrechen in der Nachkriegszeit“ und dem Rechtsruck im Jetzt zieht, der während der Gala von zahllosen Filmschaffenden scharf angegangen wurde.

Keine Chance für die Nische


Was zumeist bei den großen Hollywood-Filmpreisen gilt, gilt dieses Jahr also auch beim Deutschen Filmpreis: Das profunde, handwerklich makellose, etwas konventionelle Kino setzt sich gegen die etwas schrägeren Produktionen durch – und das völlig abgefahrene Kino wird gar nicht erst berücksichtigt. Im Bereich des Kinos gegen Rechts hielt «Der Staat gegen Fritz Bauer» die Fahne hoch, an Stelle von «Er ist wieder da». Die zynische, böse nachhallende Romanadaption wurde zwar fünf Mal nominiert, ging aber völlig leer aus – und Dietrich Brüggemanns fiebrig-wahnsinnige Neo-Nazi-Satire «Heil» spielte überhaupt keine Rolle. Nischenproduktionen wie «Unfriend» (der zumindest in den technischen Kategorien nicht deplatziert gewesen wäre) oder Genreware wie der gefloppte, technisch aber beachtliche Actioner «Tschiller: Off Duty» blieben ebenfalls außen vor – dabei wäre so eine Veranstaltung wie der Deutsche Filmpreis die Gelegenheit schlechthin, die Vielfalt des deutschen Kinos vorzuführen. Die Lola in der Hauptkategorie muss ja künftig nicht gleich an Filme wie Nicolette Krebitz‘ «Wild» oder Akiz‘ «Der Nachtmahr» gehen – doch andererseits: Was spricht dagegen? «Victoria» wirkt ja auch nur rückblickend wie ein nahliegender Lola-Abräumer.

Internationale Ausmaße


Dass der Deutsche Filmpreis trotzdem auch in ganz andere Gefilde hineinreicht, zeigen die Preise für die beste Filmmusik und beste Tongestaltung. Hier setzten sich mit «Every Thing Will Be Fine» und «Ein Hologramm für den König» zwei Filme durch, in die zwar deutsche Gelder flossen und bei denen ein deutscher Regisseur die Fäden zog, die aber mit internationalen Stars für den weltweiten Markt gedreht wurden. Im Falle von Wim Wenders 3D-Beziehungsdrama «Every Thing Will Be Fine» ging zudem die Lola an eine internationale Persönlichkeit: Oscar-Preisträger Alexandre Desplat, der als einer der größten Komponisten dieser Zeit gilt. Einen solchen Ruf haben sich die Tonmeister Frank Kruse, Matthias Lempert und Roland Winke derweil noch nicht erarbeitet – mit einer Lola in der Vita lassen sich aber gewiss noch größere Engagements an Land ziehen. «Ein Hologramm für den König» räumte übrigens zudem in der Sparte bester Schnitt ab, der schon diverse Großproduktionen schnitt und bereits drei Deutsche Filmpreise im Schrank stehen hat.

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