Popcorn & Rollenwechsel

Ocean's Furious

von
Runter von der Straße: Die «Fast & Furious»-Reihe will zum klassischen Heist-Movie werden. Clevere Plots statt flotte Karren, ob das funktioniert?

In den Marvel-Helden «Thor» hatten die Kinoexperten das größere Vertrauen, aber wenn die Besucherzahlen aus Deutschland repräsentativ sind, dann dürfte «Fast & Furious Five» die große Überraschung des Sommers werden. «Fast & Furious Five» landete mit einem gewaltigen Vorsprung auf Platz 1 der deutschen Kino-Charts, in den USA brach der Film sogar Universals Studiorekord für die besten Startwochenenden. Kein Wunder, dass schon Vorbereitungen für einen sechsten Teil des Auto-Franchises getroffen werden. Vergessen also, dieser Trailer, der irgendwas von einem letzten Mal erzählte… Trailer lügen ja gerne…

Die «Fast & Furious»-Filmreihe hat ja bereits allerhand durchgemacht, vor allem haarsträubende Filmtitel, was das Studio nun ankündigte, ist aber etwas ganz besonderes: Über den Branchenblog Deadline wurde bekannt, dass Universal plant, zukünftige Filme in der Kinoreihe als waschechte Heist-Movies zu planen. Bereits «Fast & Furious Five» hat für die Fortsetzung eines Straßenrennen-Actioners einen erstaunlich großen Fokus auf (relativ) durchdachte Raubzüge. Kommende Film sollen das Schwergewicht komplett auf letzteres legen.

Eine künstlerische Entscheidung ist dies allerdings nicht, sondern eine rein wirtschaftliche: „Wenn diese Filme weiterhin von Straßenrennen handelten, gäbe es sicher eine Grenze, wie viele Leute sich dafür Kinokarten kaufen würden“, fasst Universals Chairman Adam Fogelson die Entscheidung zusammen. Der sich anbahnende Welterfolg von «Fast & Furious Five» gibt ihm offenbar recht, und man muss ihm auch abseits dessen schon zustimmen: Wenn die «Fast & Furious»-Reihe aus ihrer Komfortzone ausbricht und von nun an smarte Raubzüge behandelt, die eventuell in packende Verfolgungsjagden münden, könnte sich was reizvolles entwickeln.

Aber wie soll man sich das in der Praxis vorstellen? Schart Vin Diesel in Zukunft ganz nach der Schule George Clooneys von Film zu Film immer mehr gerissene Diebe um sich, die rein zufällig auch Autonarren sind? Brechen die Fast Six, Fast Seven, Fast Eight, Fast Nine und Fast Ten (danach ist Schluss, denn die Zahlen Elf bis Dreizehn gehören Danny Ocean) regelmäßig in die Automuseen dieser Welt ein und stehlen rare Liebhabermodelle? Oder erwartet uns «Ocean's Eleven» in Neonfarbe und mit weniger augenzwinkernder, zwischenmenschlicher Coolness, weil die Schauspieler, die sich dieses Franchise leisten kann nie an die Größe von Matt Damon, Brad Pitt und Clooney heranreichen? Wird dies dann doch wieder durch aufgemotzte Autos kompensiert?

Was passiert denn erst, wenn dieser Genrewechsel tatsächlich erfolgreich vonstattengeht? Abgesehen von Horrorfilmen, die in späteren Sequels immer mehr zu Horrorkomödien wurden, ist ein waschechter Genrewechsel in Hollywood bislang nahezu beispiellos, doch wo die Studios Erfolg wittern, stürmen sie bekanntlich kopflos hin. Am Ende erwartet uns der kitschig-romantische «Scream 5: Die Schreie einer Liebe», gefolgt von dem Politdrama «Pirates of the Caribbean: Die Akte Sparrow». Und irgendwann geht Indiana Jones noch auf Alienjagd… Die Studiobosse werden schon Wege finden, uns den Spaß zu verderben.

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