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Sparen beim Bayerischen Rundfunk

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Der Bayerische Rundfunk kam vor einigen Monaten in die Schlagzeilen, da man zu viel Geld ausgegeben hatte. Deshalb musste man mit sofortiger Wirkung sparen und schickte «Blickpunkt Sport» und «Wir in Bayern» in eine nicht geplante Sommerpause.

Der Bayerische Rundfunk hat sich in den ersten Monaten dieses Jahres mit seinen Ausgaben übernommen und muss deshalb jetzt sparen, um am Ende von 2008 zu einem ausgeglichenem Finanzergebnis zu kommen. Vorausgegangen war im Juni ein Bericht der „Süddeutschen Zeitung“, die von einem Fehlbetrag von zehn Millionen Euro beim BR geschrieben hatte. Diese Zahl wurde im Anschluss vom Bayerischen Rundfunk weder dementiert noch bestätigt. Man wolle keine Angaben zu konkreten Zahlen machen, hieß es damals. Aber was ist der Grund für das schlechte finanzielle Ergebnis in diesem Jahr?

Möglicherweise ist es eine Fehlplanung seitens der Finanzabteilung des BR, denn ein so deutlich negatives Ergebnis mit mehreren Millionen Euro Verlust in nur einem halben Jahr ist normalerweise nicht unbedingt anders zu erklären. Man hat sich vielleicht einfach „übernommen“, wie es so schön heißt. Von offizieller Seite gibt man nur zu verlauten, dass die extrem gestiegenen Produktionskosten für das miese Ergebnis verantwortlich seien. Besonders die Sportübertragungen im „Sportjahr 2008“ würden tief in den Geldbeutel greifen: Beim Fußball und besonders beim am Anfang des Jahres übertragenem Skispringen würde viel Geld verprasst, weil es beispielsweise zu viele Kamerateams gäbe. Aber ist dies ein plausibler Grund für ein solches Fehlergebnis? Es kann nur spekuliert werden, aber fest steht, dass die anderen großen Rundfunkanstalten trotz zahlreicher Sportübertragungen nicht ein solch schlechtes Finanzbudget vorweisen.




Ein Betrag von vier Millionen Euro steht zu Buche, der bis zum Ende des Jahres 2008 eingespart werden muss. Dies geschieht besonders durch die Sommerpausen kostenintensiver Sendungen wie «Blickpunkt Sport» und «Wir in Bayern» (Bild). Die BR-Sendung «Brunch» wurde eingestellt. Ein wichtiger Punkt in der Kosteneinsparung wird auch die zurückgefahrene Berichterstattung des diesjährigen Oktoberfestes sein: Während man in den letzten Jahren täglich live von der Wiesn übertrug, wird eine ausführliche Show diesmal nur am Wochenende stattfinden. Weitere deutliche Einschnitte soll es beim Einkauf von Spielfilmen und Dokumentationen geben, die zurückgefahren werden. Aber womit werden die freigewordenen Sendeplätze gefüllt? Natürlich mit Wiederholungen von Sendungen. Schließlich kann man so am meisten sparen.

Aber an welchen Enden wird nicht gespart? Der «Polizeiruf 110», von dem ursprünglich noch eine Folge in diesem Jahr gedreht werden sollte, wird entgegen anders lautender Meldungen im Juni nicht von den Sparmaßnahmen betroffen sein. Die Krimifreunde dürfen sich also doch auf eine neue Folge freuen. Außerdem wird es keine Einschnitte bei der politischen Berichterstattung zur anstehenden Bayerischen Landtagswahl, die im Herbst stattfindet, geben.

Die fehlende Transparenz in diesem Finanzdebakel wurde von allen Seiten in den letzten Monaten deutlich kritisiert: Für die Zukunft wünschen sich Politiker und Rundfunkratsmitglieder mehr Offenheit bei den Finanzierungsplänen des Bayerischen Rundfunks. Und wie viel Geld ist es nun tatsächlich gewesen, das schon Mitte des Jahres in der Haushaltskasse fehlte? Darüber kann nur spekuliert werden, und verständlich ist auch, dass der BR dieses Desaster so schön wie möglich zu reden versucht. Von diesen Seiten war bzw. ist von einem Fehlbetrag von vier bis fünf Millionen Euro die Rede – der ursprüngliche Zeitungsbericht wollte etwas von zehn Millionen Euro erfahren haben.

Ulrike Grote, eine Politikerin der Grünen und Mitglied des Rundfunkrats des BR, sprach allerdings ebenfalls davon, dass der Produktionsetat der Anstalt um „mindestens zehn Millionen Euro“ überzogen worden sei. Weitere Anzeichen für einen deutlich höheren Negativbetrag als vom BR zugegeben, ist die Tatsache, dass mit der Einsparung von vier Millionen Euro im Programm des zweiten Halbjahres 2008 das Budget noch lange nicht im schwarzen Bereich liege. Der Rest wird von einem von Fernsehdirektor Prof. Dr. Gerhard Fuchs verfügten Sonderetat abgedeckt. Um wie viel es sich dabei handelt, ist natürlich unklar. Noch unerklärlicher als diese Fragen ist allerdings nur eines: Nämlich die Frage, wie es in einem sonst professionellen Unternehmen wie dem BR passieren kann, dass ein solches Finanzdesaster passiert. Diese Frage werden uns wohl nur die Mitarbeiter im Finanzcontrolling beantworten können.

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