«Kreis runde Sache»: Den Fliege machen

An drei Tagen in der Woche befasst sich unser Kolumnist Alexander Krei wieder mit dem Sinn und Unsinn der Fernsehwelt. Thema heute: Jürgen Fliege.

Zu einer Zeit, als am Nachmittag noch keine roten Rosen verkauf wurden und der Sturm der Fliegen stärker war als der Sturm der Liebe – da war die Fernseh-Welt irgendwie noch in Ordnung. Da sprach ein weise wirkender Pfarrer mit Senioren über Prostata, Pillensucht und esoterische Wundermittelchen. Wenigstens ein bisschen Tiefgang am Nachmittag.

Doch über den seichten, schlechten und schnulzigen Seifenopern-Schmarrn wurde sich bereits an anderer Stelle zur Genüge aufgeregt. Dass Telenovelas und Dokus über Eisbären nicht unbedingt für ein positives Ansehen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sorgen, dürfte ebenso feststehen wie Eva Hermans Bild von einer glücklichen Familie.

Doch zurück zu diesem Pfarrer, der jeden Nachmittag die Fernseher in Deutschlands Senioren-Residenzen auf Hochtouren laufen ließ. Wo steckt er eigentlich? Nach dem Ende seines ARD-Talks war Jürgen Fliege eine Art Telefon-Seelsorger bei einem versteckten Fernsehsender, der am Ende nur noch im Internet zu sehen war. Eigentlich sollte Fliege TV daraus werden, doch weil niemand den Sender fand, machte Jürgen die Fliege.

Nun ist er bei einem Regionalsender angekommen, bei dem die Erfolgschancen besser stehen – schließlich wissen immer 99,4 Prozent der Befragten einer Umfrage etwas mit „BW Family TV“ anzufangen. Vier bis fünf Zuschauer können wohl demnächst auf schwäbisch mit Fliege über Gott und die Welt sprechen. Und mit ein bisschen Glück erlöst er uns sogar vom Bösen. Amen.

Die nächste Ausgabe unserer Kolumne „Kreis runde Sache“ erscheint am Mittwoch - natürlich bei Quotenmeter.de.

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