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Werden amerikanische Filme überbewertet?

von  |  Quelle: medienforum.nrw
Im Wettbewerb um die Aufmerksamkeit der TV-Zuschauer waren aufwändige Fernsehfilmproduktionen in letzter Zeit ein erfolgreiches Mittel. Doch die Finanzierung von Event-TV – zu der Sparte zählen Filme wie «Dresden» im ZDF, «Die Sturmflut» bei RTL oder «Speer und Er» im Ersten – ist stets aufs Neue riskant. Chancen zur Refinanzierung bietet der internationale Markt. Zu diesen Einschätzungen kamen Filmproduzenten und Programmverantwortliche bei einer Experten-Diskussion im Rahmen des 18. medienforum.nrw in Köln.

Für den stellvertretenden Programmdirektor des ZDF, Hans Janke, war der ZDF-Zweiteiler «Dresden» ein gelungenes Beispiel für Event-TV und einen zeitgemäßen, fiktionalen Umgang mit der eigenen Vergangenheit. Reichweite und Resonanz waren aus seiner Sicht überzeugend und brachten dem ZDF jene Beachtung, die die Programmverantwortlichen sich bei der Entwicklung des Projekts erhofft hatten.

Doch Event-TV, so urteilten die Experten, ist nicht beliebig vermehrbar und bedarf einer großen gemeinsamen Kraftanstrengung von Programmverantwortlichen und Produzenten. Außerdem nannten die Produzenten eine Reihe wichtiger Voraussetzungen: Der Stoff muss für mehr als sieben bis acht Millionen Zuschauer interessant sein. Bei der redaktionellen werden Konzepte zur Umsetzung benötigt, die dem Thema inhaltlich und ästhetisch gerecht werden.

Dazu brauche man besonders gute Autoren, Regisseure und Produzenten. Darüber hinaus sei eine umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit über einen langen Zeitraum hinweg auf möglichst vielen Kanälen notwendig, herrschte Einigkeit in der Diskussionsrunde. Außer den Stoffen mit kulturell-historischem Hintergrund sieht Jahnke noch eine zweite Möglichkeit zum Event-TV. Dies sei der glanzvoll besetzte Film voller Spezialeffekte, der vor allem die Schaulust der Zuschauer befriedige.

"Sportrechte sind ein Strohfeuer"

Auf dem Podium stand für alle fest, dass bei der Finanzierung von großen Fernsehfilmen neue Wege beschritten werden müssen. Vehement beklagte der Geschäftsführer von TeamWorx Television und Film, Professor Nico Hofmann, dass deutsche Produzenten von Event-TV niedrigere Renditen erzielten als Serienproduzenten. Wenn ein Hollywood-Film weniger Zuschauer habe als ein großer deutscher Fernsehfilm, müssten sich die Verantwortlichen außerdem auch Gedanken machen, ob sie nicht das Geld an der falschen Stelle ausgeben.

Janke stimmte Hofmanns Thesen zwar grundsätzlich zu, gab aber zu bedenken, dass im ZDF-Programm Spielfilme nicht völlig ersetzt werden könnten. Sie seien wichtig für die demo-graphische Struktur des ZDF-Publikums. Janke sieht außerdem Diskussionsbedarf bei den Sportrechten. Wenn für die Rechte von Boxübertragungen dreißig bis vierzig Millionen Euro ausgegeben würden, habe das nur einen "Strohfeuereffekt", eine längerfristige Zuschauerbindung werde so nicht erreicht. Solche Forderungen werden seit langem erhoben, ebenso wie die der Produzenten nach einer Beteiligung an Erfolgen. Der Geschäftsführer der Zeitsprung Film- und TV-Produktions GmbH, Michael Souvignier, machte sich erneut dafür stark und wünscht sich mehr Möglichkeiten, am Erfolg eines Fernsehfilms teil zu haben und das Produkt selbst vermarkten zu können.

Dass die Refinanzierung von Fernsehfilmen ohne internationale Vermarktung nicht möglich ist, gilt in der Branche längst als unbestritten. Der Geschäftsführer von EOS Entertainment, Jan Mojto, sieht dabei für große deutsche Fernsehfilme durchaus gute Bedingungen. "Es gibt in Deutschland eine funktionierende Filmindustrie, die hochwertige Filme produzieren kann", lobte Mojto. "Die Amerikaner machen solche Filme nicht mehr." Ein Film wie «Die Sturmflut» sei international verstehbar, auch wenn der historische Kontext nur in Deutschland eine Bedeutung habe. Bei der Fertigstellung des Drehbuchs hat Mojto wegen der internationalen Verwertbarkeit sogar jeden Hinweis auf die 60-er Jahre gestrichen. "Das war eine kleine kosmetische Operation", gestand er, die den Verkauf international erleichtert habe.

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