Vor den Upfronts: Wie stehen die US-Networks da?

Die Upfronts stehen vor der Tür: Quotenmeter.de blickt auf die Situation der fünf großen US-Networks.

Upfronts-Bekanntgaben

  • NBC: Sonntag, 11. Mai
  • FOX: Montag, 12. Mai
  • ABC: Dienstag, 13. Mai
  • CBS: Mittwoch, 14. Mai
  • The CW: Donnerstag, 15. Mai
Die jährlich stattfindenden Upfronts sind nicht weniger als die wichtigste Veranstaltung der Medienschaffenden in der US-amerikanischen TV-Branche. Produktionsfirmen bringen ihre Serien an den Mann, US-Sender halten danach Ausschau und ersetzen die neuen Produktionen gegebenenfalls durch Sendungen, die nicht überzeugten. Doch welche Sender haben überhaupt Bedarf an viel neuer Ware und wie erfolgreich lief die TV-Saison 2013/2014 für die großen Networks? Quotenmeter.de verschafft in der Reihenfolge der Upfronts-Bekanntgaben einen Überblick über die Lage der Sender.

Traditionell präsentiert NBC zuerst sein Programm für die neue TV-Saison. Wehmütig werden die NBC-Verantwortlichen auf die vergangene Saison zurückblicken, die sich in eines der erfolgreichsten Jahre des „Pfauen-Senders“ in der jüngeren Vergangenheit einreiht. Ein Glücksgriff waren mal wieder die Olympischen Winterspiele, die im Spätwinter für Quoten sorgten. Mit der Installierung von Jimmy Fallon als neuen «Tonight Show»-Host schalteten außerdem auch wieder deutlich mehr Personen zum Late Night-Klassiker ein. Im Showbereich sorgt das beliebte «The Voice» für fröhliche Gesichter bei NBC und in Sachen Drama-Serien stellt das bei Kritikern und Zuschauern gefeierte «The Blacklist» das Aushängeschild dar. Auch «Grimm», «Chicago Fire» und dessen Ableger «Chicago PD» erhielten dank guter Performances eine Verlängerung, lediglich «Ironside» gilt bis jetzt sicher als abgesetzt. Die neuen Formate «Emerald City» und «The Wizard of Oz» bestellte NBC als Newcomer schon im Voraus. «Believe», «Crisis», «Revolution» und «Hannibal» ließen zu wünschen übrig. Sonst sieht es in NBCs Fiction-Bereich auch eher mau aus.

Früher kamen die Donnerstags-Comedies noch prächtig beim Publikum an, diese Zeiten gehören jedoch in direkter Konkurrenz der bärenstarken CBS-Schmunzelformate der Vergangenheit an. Vorzeitig zog NBC «Sean Saves the World» den Stecker und auch die «Michael J. Fox Show», in die NBC große Hoffnungen setzte, floppte, wodurch NBC auch dieses Format für beendet erklärte. Die übrigen Comedy-Formate wie «Community» und «Parks & Recreation» sind mit Zuschauerzahlen um die drei Millionen nicht mehr wirkliche Publikumsrenner, zumindest im Falle letzterer Sendung scheint eine weitere Staffel aufgrund der vielen positiven Rückmeldungen jedoch gesichert. Als Neuzugang musste «Welcome to the Family» ebenfalls die Segel streichen, wacklig präsentierten sich auch «About a Boy» und «Growing Up Fisher». Im Comedy-Bereich muss also Verstärkung her – das dachte sich NBC auch: Der älteste der großen US-Sender orderte sogar 15 Comedy-Piloten, von denen «Tooken» und «Mr. Robinson» gleich eine Serienbestellung erhielten. Im Sender-Ranking belegt NBC sowohl bei allen Zuschauern als auch in Bezug auf die 18- bis 49-Jährigen den zweiten Platz.

Etwas vorschnell könnte FOX gehandelt haben: Gleich zwei neue Staffeln von «Glee» bestellte der Sender bereits im Voraus, jedoch sanken die Zuschauerzahlen zuletzt enorm. Neben weiteren Produktionen wie «Bones» oder «The Following» zählt das Musik-Drama zu den Formaten, in die FOX schon im Vorfeld der Upfronts Vertrauen setzte. Die Enden von Rake sowie «Almost Human» sind unterdessen beschlossene Sache– die Drama-Serien debütierten erst vergangene Saison. FOX muss seinen Fokus also vor allem auf neue Dramen legen, denn auch das abgesetzte «The X Factor» hinterlässt eine zeitliche Lücke im Fox-Programm, die eventuell das angekündigte Reality-Format «Utopia» schließt. Vier der Neuzugänge stehen bereits fest und finden sich beispielsweise im Ermittler-Format «Backstrom» und dem in Ägypten ansässigen «Hieroglyph» wieder. Grünes Licht erhielt ebenfalls das Batman-Prequel «Gotham», das sich wie ABCs «Agents of S.H.I.E.L.D.» auf eine treue Comic-Fanbase stützen kann sowie «Empire», das Zuschauer in die Welt des Hip-Hops entführt. Sechs weitere Piloten hat FOX außerdem zur Auswahl.

Über Comedyprojekte muss sich FOX nur wenig Sorgen machen. Zwar trennt sich das in Los Angeles ansässige Network von «Raising Hope» und «American Dad», dafür verlängerte man schon im Voraus fünf Produktionen, darunter der Golden Globe-prämierte Newcomer «Brooklyn Nine-Nine» oder auch «New Girl» und «Die Simpsons», nach wie vor stehen diese Produktionen vor allem in der jungen Zielgruppe hoch im Kurs. Definitiv vor dem Aus stehen «Surviving Jack», «Enlisted» und «Dads». Vor allem die Tatsache, dass FOX schon drei Comedy-Serien direkt bestellte, schmälert die Wahrscheinlichkeit des Fortbestands der genannten Formate: «The Last Man on Earth», «Mulaney» und «Weird Losers» sollen sicher kommende Saison für Lacher sorgen. Fünf weitere Comedy-Piloten erhielten eine Order. Nach wie vor rangiert FOX in der Zielgruppe auf der Spitzenposition, in Bezug auf das Gesamtpublikum reicht es nur für den dritten Platz

Die große Unbekannte bei den Upfronts stellte bis zuletzt sicherlich ABC dar. Der New Yorker Sender hielt sich bislang bezüglich seiner Entscheidungen über das künftige Programm weitestgehend bedeckt. Erstaunlich ist dabei vor allem, dass die American Broadcasting Company nicht ein einziges ihrer Formate verlängerte – zumindest nicht gegenüber der Öffentlichkeit. Vielleicht will ABC auch Druck auf seine Formate und deren Verantwortliche ausüben, nachdem die vergangene Saison eine Aneinanderreihung von Misserfolgen darstellte. Sechs der 13 Neuzugänge im ABC-Programm setzte das Network bereits ab, darunter «Back in the Game», «Mixology» und «Once Upon a Time in Wonderland». Ziemlich dünn wird die Luft auch für viele weitere der neuen Formate wie «Betrayal». Trotz ordentlicher Quoten hat auch «Agents of S.H.I.E.L.D.» noch Luft nach oben, verlängert wird die Marvel-Serie wohl dennoch, genauso wie «Resurrection».

Unter den Serien-Veteranen gelten «Castle» sowie «Modern Family» als verlängert, sicher ist auch der Fortbestand von «Grey's Anatomy». Auch dass die Zuschauer mehr frische Ware von «Last Man Standing» und «Revenge» zu sehen bekommen werden, halten Experten für wahrscheinlich. Unentschieden ist aber die Zukunft von «Suburgatory» und «The Neighbors», letzteres Format ist aber wohl dem Ende geweiht. Viele Flops hinterlassen auch große Lücken im Programm, weshalb ABC satte 25 Piloten bestellte (zwölf Dramaserien, 13 Comedyserien). Gute Erfahrungen machte ABC mit Serienschöpferin Shonda Rhimes, die dem Network bereits «Grey’s Anatomy» bescherte. Deshalb soll vor allem ihre neue Produktion «How to Get Away with Murder» in der kommenden Saison als Newcomer neben «American Crime», «Black Irish» und «The Whispers» für Quote sorgen. Die restlichen Drama-Piloten kommen sehr thriller-lastig daher. Für ABC reichte es in beiden wichtigen Altersgruppen nur für Rang vier im Wettkampf der fünf großen Networks.

Anders als ABC sorgt CBS schon im Vorfeld der Upfronts für klare Verhältnisse. Ohnehin war aber klar, dass beim erfolgsverwöhnten CBS etliche Formate eine Verlängerung erhalten würden, darunter die langlebigen Crime-Formate«Criminal Minds», «Navy CIS» sowie dessen kalifornischer Ableger oder auch «Hawaii Five-0». Trotzdem muss CBS auch mit Misserfolgen umgehen: Mit «Hostages» und «Intelligence» wurde das Fernsehpublikum nie richtig warm, eine Absetzung ist daher nicht unwahrscheinlich. Eine nicht enden wollende Zitterpartie erfährt derweil «The Mentalist», dessen Zukunft aber wohl nicht bei CBS liegt. Sehr viel Bedarf hat CBS im Drama-Bereich nicht, allerdings ließ das Network bereits verlauten, dass sich die Crime-Serie «Battle Creek» vom «Breaking Bad»-Schöpfer Vince Gilligan zur CBS-Dramaschiene gesellen wird. Acht weitere Drama-Piloten versuchen den Sprung in CBS‘ kleine Lücken zu schaffen.

Eine Bank stellt CBS auch in Sachen Comedy dar: «The Big Bang Theory», «2 Broke Girls», «Mike & Molly», «Two and a Half Men» und auch die neuen Produktionen «The Millers» und «Mom» werden weiterhin beim Sender aus New York für Unterhaltung sorgen. Lediglich «The Crazy Ones» macht CBS derzeit noch Sorgen. Trotz den vielen Erfolgsformaten gehen auch hier neun Comedy-Piloten ins Rennen um eine Serienbestellung, darunter «How I Met Your Dad», für das sich CBS dank der treuen Anhängerschaft seines Vorbilds «How I Met Your Mother» wohl entscheiden wird. Weitestgehend außer Konkurrenz flimmern im Moment «Friends with Better Lives» und «Bad Teacher» den Zuschauern entgegen – beide Formate debütierten erst vor Kurzem, weshalb eine Entscheidung über deren Zukunft wohl nicht kommende Woche fallen wird. CBS stellt das beliebteste Programm beim Gesamtpublikum dar, bei den Zuschauern zwischen 18 und 49 liegen nur FOX und NBC vor CBS.

Immer größerer Beliebtheit erfreut sich das Mauerblümchen unter den großen Networks, das noch junge The CW. Dort erhielt bereits der Dauerbrenner «Supernatural» eine Fortsetzung, auch jugendaffine Formate wie «Arrow», «Vampire Diaries» und dessen Spin-Off «The Originals». Unklar bleibt die Zukunft des SciFi-Formats «The 100». Abgesetzt ist inzwischen «The Tomorrow People», «The Carrie Diaries» und «Star-Crossed». Auch «Beauty and the Beast» überzeugt schon seit längerer Zeit nicht mehr, erhält aber dennoch eine dritte Staffel. Dagegen machte «Hart of Dixie» eine gute Figur und bleibt The CW wohl ebenfalls erhalten.

Trotz den fünf Wackelkandidaten hat The CW nicht wirklich eine große Auswahl was die bestellten Piloten anbelangt: Gerade einmal sechs Formate stehen zur Wahl schwächelnde Sendungen zu ersetzen. Hinsichtlich Comicbuch-Adaptionen wie es bei «Arrow» der Fall ist, hat The CW die Möglichkeit sich, neben dem bereits bestellten «iZombie» auch mit «The Flash» zu verstärken. In Konkurrenz zu den anderen vier großen US-Networks, schafft es The CW weit abgeschlagen in beiden wichtigen Altersgruppen nur auf Platz fünf, auch wenn es immer besser für den jungen Sender läuft.
09.05.2014 11:11 Uhr  •  Timo Nöthling Kurz-URL: qmde.de/70607