Die Stimme im Ohr von Oliver Geissen

Seit bald sieben Jahren arbeitet Alexander Bruns als Executive Producer bei UFA Show & Factual für den Castinghit «Deutschland sucht den Superstar». Wie sieht sein Arbeitstag an einem Samstag aus? Was sagt er zu den Quoten der aktuellen Staffel? Quotenmeter.de hat Bruns vor Ort in Köln getroffen...

Als damals die Anfrage kam, ob ich nicht «DSDS» machen will, dachte ich zuerst, dass die mich in der Jury sehen wollen
Alexander Bruns, Executive Producer bei «DSDS»
Am heutigen Samstag wird Alexander Bruns noch einmal alle Hände voll zu tun haben. Sein Arbeitstag in Köln-Ossendorf beginnt am Mittag, wenn das Coloneum ziemlich leer ist. „Um halb eins fangen wir an und stellen zuerst die Einspieler tagesaktuell fertig“, sagt Bruns. Kurz danach, zwischen 15 und 15.30 Uhr, startet die Generalprobe. Während die Kandidaten schon einmal ihre Songs singen, sitzt Bruns mit einigen anderen Kollegen in der Regie. Fünf Stunden vor Beginn der Live-Show schauen sie gemeinsam, ob auch wirklich alles passt.

Alexander Bruns ist einer der Menschen, die neben Marc Orthen von RTL und Creative Producer Thomas Radeck maßgeblich an der Produktion von «Deutschland sucht den Superstar» beteiligt sind. Seit der zehnten Staffel, das heißt seit bald sieben Jahren, ist der 44-Jährige Executive Producer bei UFA Show & Factual für das Format. „Als damals die Anfrage kam, ob ich nicht «DSDS» machen will, dachte ich zuerst, dass die mich in der Jury sehen wollen“, sagt Bruns und lacht - nicht zum letzten Mal.

Positive Nervosität kurz vor der Show


Alexander Bruns ist ein geselliger Typ, der gerne erzählt und dabei nie um den einen oder anderen Witz verlegen ist. Er wirkt nicht angespannt im Gespräch mit Quotenmeter.de, das wir rund drei Stunden vor dem «DSDS»-Halbfinale am letzten Samstag bei ihm in der Regie führen. Eine gewisse positive Nervosität empfinde er erst kurz vor dem Beginn der Live-Sendung, davor ist es eher Anspannung und Erwartung, was die Sendung bringe.

„Zu Jury habe ich ein sehr gutes Verhältnis, zu Oliver Geissen fast schon ein freundschaftliches“, erklärt Alex Bruns. Bei den Live-Shows, von denen es in diesem Jahr immerhin vier gibt, ist er die Stimme im Ohr von Moderator Oliver Geissen. Nach dem Ende der Probe – zwischen 17.30 und 18 Uhr – brieft Bruns die Jury, die eine Etage über ihm sitzt. „Da wir die ganze Woche vor Ort sind, kriegen wir natürlich viel mehr von den Geschichten rund um die Kandidaten mit“, erklärt er.

Vor der Show prüft Bruns noch einmal den Ablauf und das gesamte Team bricht zu einem kurzen Abendessen auf. In der Zwischenzeit füllt sich das Coloneum, die Produktionsstätte von «DSDS», bereits merklich. 1.600 Zuschauer werden sich die Show heute Abend live im Studio anschauen, rund 20 Pressevertreter sind anwesend.

Ein Fulltime-Job


Ich bin glücklich, dass wir Fehler ausgemacht haben und in diesem Jahr einiges verbessern konnten.“
Alexander Bruns, Executive Producer bei «DSDS»
In den letzten Jahren wurde oft auf «Deutschland sucht den Superstar» geschimpft. Im Fokus der Kritik standen dabei häufig Bohlens Sprüche, vermeintliche Knebelverträge und mittelmäßige Kandidaten. Alexander Bruns stört an der Kritik vor allem, dass sie häufig von Menschen geäußert werde, die «DSDS» seit Jahren nicht mehr geschaut haben. Im Rahmen des vor Ort-Besuchs bekommt Quotenmeter.de einen Blick hinter die Bühne, in die Regie und den Kandidaten-Bereich geboten. „Wir sind vollkommen transparent“, betont Alexander Bruns.

Wenngleich die letzten Wochen ziemlich arbeitsintensiv waren, wird sich der Producer auch nach dem Finale erst einmal keinen Urlaub nehmen. «DSDS» ist für ihn ein Fulltime-Job, der ihn das gesamte Jahr über beschäftigt. „Nach der Staffel ist vor der Staffel“, sagt er und verweist auf die laufenden Vorbereitungen für Staffel 16. Dass es 2019 mit der Superstar-Suche weitergehen wird, steht fest. Bewerbungen sind längst möglich.

Los geht es dabei stets mit den Pre-Castings, der allerersten Phase der Show, bei der die Jury noch nicht zugegen ist. Aus tausenden Bewerbern werden hier die Kandidaten ausgewählt, die vor Dieter Bohlen und Co vorsingen dürfen. Nach den Aufzeichnungen folgen der Deutschland- und der Auslandsrecall. Letzterer fand in diesem Jahr in Südafrika statt, wobei allein aus den Reihen der Produktion rund 150 Menschen mitgeflogen sind. „Die Eltern unserer jüngeren Kandidaten informieren wir vorher über alles bei einer Art Elternabend“, sagt Bruns und verweist mit einem Schmunzeln auf klassische Klassenfahrten. Die intensivste Phase ist die der Live-Shows. An der Produktion einer einzelnen Ausgabe sind mehr als 230 Menschen beteiligt.

"17 Samstagabende in Folge die Nummer eins in der Zielgruppe"


Dass die aufwändig produzierten Mottoshows traditionell deutlich schwächer laufen als die ersten Casting-Ausgaben im Januar, stört Bruns nicht so sehr. „Es ist natürlich immer eine Frage des Blickwinkels. Aber ich sag mal so: Im aktuellen Kosmos sind wir an 17 Samstagabenden in Folge die Nummer eins in der Zielgruppe“, sagt er zufrieden. Was schon wehgetan habe, ist allerdings der Quotenabsturz aus dem letzten Jahr. Angesprochen auf die niedrigen Quoten der Mottoshows 2017, deren Tiefstwert damals bei 13,2 Prozent lag, gibt Bruns zu, durchaus besorgt gewesen zu sein. „Aber ich bin glücklich, dass wir Fehler ausgemacht haben und in diesem Jahr einiges verbessern konnten.“

Tatsächlich lief bei «DSDS» 2018 manches anders als im letzten Jahr. Da wäre zum einen der überarbeitete Recall, während dem die Kandidaten nicht einfach weitergecasted wurden. RTL und UFA hatten sich durch die entsprechende Änderung im letzten Jahr erhofft, mehr Zuschauer mit von der Casting- in die Recallphase zu nehmen. Das Gegenteil war am Ende der Fall. „Auch dem Deutschland-Recall haben wir wieder eine ganze Folge gewidmet, der war im letzten Jahr zu kurz ausgefallen“, fügt Bruns hinzu.

Leichte Zuschauergewinne


Dass die Zuschauer die Änderungen honoriert haben, lässt sich an den Quoten der Show ablesen. Vor dem Finale liegt die durchschnittliche Quote bei den 14- bis 49-Jährigen bei 19,2 Prozent – das ist immerhin ein guter halber Prozentpunkt mehr als im letzten Jahr. Mit derzeit 3,7 Millionen Zuschauern im Schnitt wird man sich am Ende der Staffel höchstwahrscheinlich auch über leichte Rückgewinne gegenüber dem Vorjahr freuen dürfen – für ein Format, das seit 2002 auf Sendung ist, kann man das durchaus als reife Leistung bezeichnen.

Hinzu kommt, dass man in diesem Jahr mit der 16-jährigen Marie eine äußerst talentierte Nachwuchs-Sängerin zu präsentieren weiß. Die ehemalige «The Voice Kids»-Kandidatin dürfte die besten Chancen haben, heute Abend Superstar 2018 zu werden. Auch ihre mittel- bis langfristigen Erfolgsaussichten dürften dabei höher als im Falle des letztjährigen Gewinners Alphonso sein. Dieser überzeugte musikalisch zwar ebenfalls, war aufgrund seines fortgeschrittenen Alters von 55 Jahren aber alles andere als ein „klassischer «DSDS»-Kandidat“. Sein Nachrücken in die Live-Shows hinterließ in der Öffentlichkeit einen etwas seltsamen Beigeschmack. Marie könnte eine größere musikalische Karriere noch bevorstehen.

Und Alexander Bruns? Er hat am heutigen Samstag noch einen langen Tag vor sich. Das Live-Finale hat RTL bis 23.30 Uhr angesetzt, im Anschluss an die Entscheidung wird es eine After-Showparty geben. Wie lange es dann dauern wird, bis Bruns es nach Hause ins Bett schafft, weiß er nicht - wohl aber, wann er am Sonntagmorgen wach sein wird: Um kurz vor halb 9. „Weil dann ja die Quoten kommen“, sagt er. Und lacht.
«Deutschland sucht den Superstar» 2018...
... hat mir sehr gut gefallen, vielleicht sogar besser als im Vorjahr!
35,9%
... war in meinen Augen solide Samstagabendunterhaltung und damit ganz okay.
21,1%
... hat mir nicht gefallen.
8,1%
... habe ich nicht geschaut.
34,9%
05.05.2018 11:36 Uhr  •  David Grzeschik Kurz-URL: qmde.de/100726