Sonntagsfragen

Josefine Preuß: 'Etwas in mir meinte, dass es wieder Zeit für mich ist, Comedy zu machen.'

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Preuß erzählt Quotenmeter.de, wieso sie nun wieder in einer Comedyserie auftritt und was sie Oliver Berben zu verdanken hat.

Zur Person: Josefine Preuß

Die am 13. Januar 1986 in Zehdenick geborene Schauspielerin wurde einem größeren Publikum bekannt, als sie eine der Hauptrollen in der Kinderserie «Schloss Einstein» übernommen hat. Ab 2005 begeisterte sie Kritiker und Zuschauer gleichermaßen mit ihrer Rolle in der ARD-Multikultiserie «Türkisch für Anfänger», die 2012 als Kinofilm neu erzählt wurde. Mit «Das Adlon. Eine Familiensaga», «Die Pilgerin» und «Die Hebamme» bewies sich Preuß zuletzt mehrmals im Historiengenre, zudem war sie im Kino in den Fantasyfilmen «Rubinrot»,«Saphirblau» und «Smaragdgrün» zu sehen. In «Zoomania» sprach Preuß die optimistische Häsin Judy Hopps.
Was war Ihr Beweggrund, um nach mehreren Filmrollen und historischen Mehrteilern wieder eine feste Rolle in einer kontemporären Serie anzunehmen?
Es war keine Entscheidung, ob ich mal wieder eine Serie machen sollte – die Entscheidung, die ich getroffen habe, war: Ich möchte nach ganz viel historischem, dramatischem Material mal wieder was für die Lachmuskeln tun. Ich finde, dass es als Schauspieler unser Beruf ist, Menschen zu unterhalten – und Menschen zum Lachen zu bringen, ist die schwerste Disziplin der Unterhaltung. Dem wollte ich mich wieder stellen.

Außerdem war es eine Entscheidung, die vom Herzen gekommen ist – etwas in mir meinte, dass es wieder Zeit für mich ist, Comedy zu machen. Ich finde nämlich, dass es die Mischung macht, und ich habe das große Glück und den enormen Luxus, nicht in eine Schublade gesteckt zu werden und mir aussuchen zu können, welche Projekte ich annehme. Daher habe ich bei den sehr lustigen Drehbüchern zu «Nix festes» beschlossen, dass diese Serie meine Rückkehr zur Comedy wird.

Stichwort Schublade: Was ist Ihr Gefühl, wie sehr sind Schauspielerinnen und Schauspieler selber in der Bringschuld, um Schubladen zu vermeiden?
Es ist natürlich so, dass wir alle nur aus den Rollen auswählen können, die wir auch angeboten bekommen. Aber da ist meiner Erfahrung nach schon Umsicht geboten, will man Schubladenbesetzungen vermeiden. Hätte ich damals direkt nach «Türkisch für Anfänger» weitere Komödienrollen angenommen, wäre ich sicher in der Schublade geblieben, denn Produzenten versuchen gemeinhin, Leute so zu besetzen, wie das Publikum sie kennt.

Das ist ja auch gar nicht so abwegig. Natürlich denken Produzenten, Regisseure und Redakteure: "Na, wenn sie/er das einmal gut gemacht hat, klappt das auch nochmal …" Aber für mich liegt da der große Denkfehler in Deutschland, in dieser strengen Typbesetzung.
Josefine Preuß
Das ist ja auch gar nicht so abwegig. Natürlich denken Produzenten, Regisseure und Redakteure: "Na, wenn sie/er das einmal gut gemacht hat, klappt das auch nochmal …" Aber für mich liegt da der große Denkfehler in Deutschland, in dieser strengen Typbesetzung. Da müssen wir Schauspieler umso kritischer über Rollen nachdenken – uns zwingt ja niemand, eine Rolle anzunehmen. Wir müssen alle zu Castings, und die sind nicht verbindlich. Es spricht nichts dagegen, auch Mal eine Rolle abzulehnen, wenn man glaubt, in eine Schublade zu geraten, und zu sagen: "Nein, ich warte jetzt lieber auf etwas komplett entgegengesetztes."

Mein großes Glück war damals, dass mich Oliver Berben in «Das Adlon» besetzt hat. Denn ich glaube, anderweitig hätte mir sonst niemand in Deutschland historische Rollen zugetraut. Dafür bin ich sehr dankbar – und nun war es an mir, aus diesem Rollenschema wieder auszubrechen. Was ich Kolleginnen und Kollegen empfehlen kann, die aus Schubladen ausbrechen wollen, ist, Gebrauch davon zu machen, dass wir als Darsteller auch mit unserem Äußeren arbeiten können – ein komplett verändertes Aussehen kann direkt die ganze Wirkung auf den Kopf stellen und plötzlich doch die dramatische oder lustige Rolle ermöglichen.

Um da anzuschließen: Viele im Schauspielfach schwören ja darauf, dass bei Kostümfilmen und -serien allein schon die Aufmachung die Rolle mitformt. Dass durch das Kleid das Schauspiel anders wird und so die eigentliche Figur entsteht. War es vor dem Hintergrund eine Umstellung, nun wieder eine Figur zu spielen, die Alltagsklamotten trägt?
Es stimmt schon, dass bei historischen Stoffen mehr als sonst gilt: "Kleider machen Leute". Meiner Beobachtung nach trifft das aber in einer deutlich intensiveren Form auf die männlichen Kollegen zu als auf uns Schauspielerinnen. Es ist für die etwas vollkommen anderes, ob sie vor der Kamera weiter eine Jeans tragen oder ob sie in ein streng anliegendes Sakko des 18. oder 19. Jahrhunderts gesteckt werden. Das verändert die komplette Körperhaltung und Körpersprache, außerdem müssen sie die Manieren von einst zu imitieren lernen, wie sie sich einer Frau annähern und wie sie anderen Männern gegenüber auftreten ... Bei uns Frauen hingegen ist es so: Wir kriegen beim historischen Stoff ein Kleid verpasst. Das kennen wir in einer plumperen Variante aber auch aus der Jetztzeit. (lacht)

Ausnahmen sind nur solche Rollen wie die, die ich im «Sacher» hatte, wo ich ein Korsett getragen habe, in das ich mit Gewalt hinein geschnürt wurde – da hat natürlich auch zwangsweise das Kostüm meine Atmung und so mein Spiel verändert. Das konnte ich auch alles für die Rolle nutzen, das war super, war diese Fürstin ja auch sinnbildlich in einem goldenen Käfig gefangen. Trotzdem: Das war eine Ausnahmeerfahrung – für mich persönlich hat sich sonst das Spiel in Kostümfilmen nicht von dem in Produktionen unterschieden, die im Jetzt spielen.

Ich finde, dass es bei Komödien mehr noch als bei Dramen um absolute Texttreue geht, da muss jedes Wort, jede Atempause, jeder Punkt sitzen, damit die Pointe auch rüberkommt. Und unsere Drehbücher waren so stimmig, da hätte ich mich auch gar nicht getraut, Hand anzulegen.
Josefine Preuß
Bei Komödien gibt es ja die ewige Diskussion: Drehbuchtreue oder Improvisation. Wie hat es die «Nix festes»-Crew gehandhabt?
Ich finde, dass es bei Komödien mehr noch als bei Dramen um absolute Texttreue geht, da muss jedes Wort, jede Atempause, jeder Punkt sitzen, damit die Pointe auch rüberkommt. Und unsere Drehbücher waren so stimmig, da hätte ich mich auch gar nicht getraut, Hand anzulegen. Beim Dreh selbst finde ich es generell schwierig, was zu ändern – das sollte man, wenn, vorm Dreh besprechen, wenn man meint, dass es Anlass gibt, in den Text einzugreifen.

Wo es viel eher vorkommt, dass man als Darsteller Kleinigkeiten am Drehbuch ändert, sind solche Drei-Seiten-Monologe, etwa, wenn man im Krimi den ganzen Fall zusammenfasst und die Lösung präsentiert. Denn man muss das alles ja glaubwürdig vermitteln, und das gerne auch für zig Takes. Da passiert es schonmal, dass man sich den Monolog selber nochmal in kleinere Sinnabschnitte einteilt und eigene Pausen setzt – einfach in der Hoffnung, dass man es so besser spielt, statt es raus zu rotzen.

Vielen Dank für das Gespräch.

«Nix festes» ist ab dem 27. Februar 2018 immer dienstags um 22.45 Uhr bei ZDFneo zu sehen.

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