Sonntagsfragen

Lars Wagner: Free-TV 'der nächste logische Schritt'

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Der Vize Präsident der deutschen Disney-Sender spricht mit Quotenmeter.de über den neuen Disney Channel, Zielgruppen und Programmgestaltung.

Zur Person

Lars Wagner ist derzeit Vice President & General Manager bei Disney Channels, The Walt Disney Company GSA (Germany, Switzerland, Austria) und leitet in dieser Position den Wechsel des Disney Channels vom Pay-TV ins frei empfangbare Fernsehen. Er ist seit 2008 bei Disney und hatte neben seinen TV-Funktionen auch andere Positionen inne, so etwa die des Chief Marketing Officer und des Publishing Head für den deutschsprachigen Raum.
Welche Bedeutung hat der Schritt ins Free-TV für den Disney Channel?
Der Disney Channel im Free-TV ist der nächste logische Schritt für die Entwicklung der Marke Disney in Deutschland. Wir schaffen mit dem Free-TV-Channel den wichtigsten Berührungspunkt mit der Marke Disney für die deutschen, österreichischen und Schweizer Zuschauer, weil Fernsehen natürlich nach wie vor der Medienkanal mit der größten Relevanz ist und wir dadurch täglich mit unseren Zuschauern in Kontakt treten und eine ganz andere Reichweite haben.

Welche Zielgruppen sollen durch den Free-TV-Disney-Channel stärker angesprochen werden als vorher?
Wir haben natürlich auf der einen Seite die Daytime, in der Kinder und Familien im Fokus stehen. Dort werden die Fans die etablierten und erfolgreichen Programme, die wir im Bereich „Animation“ und „Live Action“ haben, wiederfinden. In der Primetime richten wir uns aber explizit an Erwachsene, speziell an Frauen, und auch da haben wir ein attraktives Programm zusammengestellt aus vielen Erstausstrahlungen von US-Serien, Hollywoodfilme und auch lokale Eigenproduktionen. Das heißt, wir werden einen maßgeschneiderten Disney Channel für Deutschland haben, den es so in dieser Form nirgendwo anders in der Welt gibt. Das ist ein Konzept, das wir in Deutschland für Deutschland entwickelt haben, und das auch die Stärken des Disney-Contents, also die Inhalte, entsprechend würdigt.

Wieso sollen in der Primetime eher Frauen als Männer angesprochen werden? Hat Disney die Männer in Deutschland schon genug im Griff? Disney hat ja eigentlich mit Marken wie Marvel oder dem «Lone Ranger» auch noch genug Content für diese Gruppe.
Prinzipiell ist es natürlich so, dass wir alle Mitglieder der Familie ansprechen, aber in der Ausrichtung von der Positionierung her schon den Fokus in der Primetime auf die Frauen legen. Wir glauben, dass es im Tagesverlauf dem natürlichen Verhalten näher kommt, dass gerade Mütter auch tagsüber mit ihren Kindern den Disney Channel sehen. Dabei werden sie darauf hingewiesen, was abends läuft und dementsprechend auch abends öfter den Sender einschalten. Natürlich haben wir auch Programm im Angebot, das unsere männlichen Zuschauer begeistern wird, aber wir sind uns sicher, dass wir mit unserer Positionierung bzw. den dazugehörigen Formaten v.a. bei den Frauen erfolgreich sein werden.

Wie stellen Sie sich vor, den Bruch von der Daytime zur Primetime zu handhaben? Wäre es denkbar, dass sie um 20.15 Uhr von «Phineas und Ferb» zu «Desperate Housewives» zu schalten oder wäre das ein zu krasser Bruch?
Das Format «Desperate Housewives» würde zum Beispiel gar nicht zu diesem Channel passen. Wir wollen mit einzigartigen Geschichten berühren, begeistern und verzaubernund haben dafür ein sehr attraktives Programm. Sie haben mit dem Übergang von der Daytime zur Primetime einen wichtigen Punkt angesprochen, aber wir sehen schon jetzt, dass wir zum Beispiel mit Formaten wie «Meine Schwester Charlie», die von der ganzen Familie gemeinsam geschaut werden, einen sehr harmonischen und fließenden Übergang ermöglichen können. Ganz besonders wichtig sind für uns natürlich Freitag und Samstag zur Primetime, da bietet sich dann um 20.15 Uhr mit den großen Disney-Klassikern wieder für die ganze Familie die Gelegenheit, zusammenzukommen und vor dem Fernseher gemeinsam einen Disneyfilm zu genießen. Und danach, je später es wird, werden dann natürlich nur die Erwachsenen dranbleiben.

Werden im Segment Film tendenziell eher Wiederholungen gezeigt, also die alten Klassiker, die man immer wieder sehen kann, oder wollen Sie auch neue große Free-TV-Premieren zeigen?
Wir werden im Serienbereich sehr viele Erstausstrahlungen haben, darauf sind wir sehr stolz. Im November werden wir dann nochmal mit weiteren Details zu den Programmhighlights aufwarten Im Spielfilmbereich ist es so, dass wir natürlich auch berühmte und bekannte Klassiker ausstrahlen, die aber auch zum Teil noch nie im Free TV zu sehen waren. Die aktuellen Output-Deals mit unseren Partnern bleiben natürlich auch weiterhin bestehen.

Disney bleibt ja Anteilseigner bei Super RTL. Wie vermeiden Sie es, sich da quasi selbst Konkurrenz zu machen?
Wir sind davon überzeugt, dass der Markt groß genug für zwei wichtige Player ist, gerade in dem Daytime Bereich. Wir sehen es eher so, dass wir den Markt insgesamt zu mehr Wachstum ankurbeln.

Wie werden Sie zum Launch den Senderstart im Free-TV kommunizieren? Man kann sich natürlich vorstellen, dass man bei den üblichen Verdächtigen Anzeigen schalten wird, etwa beim „Micky Maus Magazin“. Aber wie versuchen Sie dann auch über diese Zielgruppe hinaus an die Zuschauer heranzukommen?
Die Marketingkampagne für den Disney Channel im Free-TV wird die größte Kampagne sein, die Disney bisher in Deutschland umgesetzt hat. Wir werden online, im TV, nicht nur auf unseren eigenen Sendern, sondern auch auf anderen Spots schalten, wir werden natürlich im „Micky Maus Magazin“ vertreten sein, aber auch in anderen Zeitschriften , dazu noch Outdoor und Radio. Wir werden in einem ganz breiten Media-Netzwerk Anzeigen schalten. Wir reden hier von einem Mediawert im achtstelligen Bereich, also wirklich ein massives Investment. Und wir haben natürlich zusätzlich noch unsere eigene Website, sowie unsere gigantische Facebook- und Youtube-Fangemeinde. Außerdem nutzen wir unsere Präsenz im Handel, wir haben jetzt schon auf den Disney-DVDs und -Blu-rays Sticker, die auf den Launch im Januar hinweisen, alleine dadurch erreichen wir Millionen vonMenschen. Wir werden alle sich uns bietenden Möglichkeiten nutzen.

Welche Relevanz werden die Eigenproduktionen dann in dem Disney Channel haben?
Eigenproduktionen sind für uns vom ersten Jahr an sehr wichtig, wir haben mit «Binny und der Geist» bereits eine derzeit in Produktion befindliche Serie fürs Tagesprogramm. Es ist eine Realserie mit einer großartigen Storyline, die sehr beeindruckend umgesetzt wird. Und wir entwickeln zurzeit für die Primetime mehrere Formate aus den unterschiedlichen TV-Genres, egal ob das jetzt Family-Shows sind, zu Disney passende Reality-Formate oder andere.

Wie sehr werden diese Eigenproduktionen dann mit der Marke Disney verbunden sein? Oder läuft das dann unter einem anderen Label?
Nein, die sind natürlich voll auf den Disney Channel abgestimmt und werden maßgeschneidert für unser Programm. Die werden dann natürlich auch immer die Marke Disney stützen.

In den letzten Jahren fällt es ja doch auf, dass Disney speziell die etwas jüngeren Marken stärker in den Vordergrund rückt. Was haben Sie denn für Nostalgiker im Disney Channel?
Wir haben natürlich für alle Fans von Entenhausen auch ein Format geplant, das im Moment den Arbeitstitel «Ducks and Friends» trägt. Das ist etwas, das wir derzeit in Entwicklung haben, weil wir auch Dank der vielen verkauften Taschenbücher und Magazine wissen, dass alles rund um Entenhausen nach wie vor unglaublich populär ist. Aber das ist nur eines von vielen Formaten, die derzeit in der Entwicklung sind..

Welches mittelfristige Ziel hätten Sie sich denn in Sachen Marktanteil für den Sender gesetzt?
Also wir denken, dass wir im ersten Jahr in der Daytime zügig zu einem der Top-Sender bei der Zielgruppe der Kinder bis 13 Jahren aufsteigen werden. Das ist der Bereich, wo wir bereits sehr bekannt Formate haben, von denen wir wissen, dass sie beliebt und gefragt sind. Und in der Primetime haben wir natürlich auch ambitionierte Ziele, und erwarten uns mittelfristig einen soliden Marktanteil.

Vielen Dank für das Gespräch.

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