Fernsehfriedhof

Der Fernsehfriedhof: Comedy-Kult reloaded

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Quotenmeter.de erinnert an all die Fernsehformate, die längst im Schleier der Vergessenheit untergegangen sind. Heute: Der offizielle Nachfolger von «RTL Samstag Nacht».

Liebe Fernsehgemeinde, heute gedenken wir dem misslungenen Versuch eines der Kultformate der 90er wiederzubeleben.

«RTL Comedy Nacht» wurde am 15. Oktober 2005 bei RTL geboren und entstand rund sieben Jahre nach dem Ende der beliebten Comedy-Show «RTL Samstag Nacht». Diese bescherte dem Sender trotz der späten Sendezeit regelmäßig Höchstquoten und machte die Besetzung (u.a. Wigald Boning, Olli Dittrich und Esther Schweins) noch heute berühmt. Doch sie verpasste es, sich rechtzeitig zu erneuern, sodass sie nach einer missratenen letzten Staffel eingestellt wurde. Noch Jahre nach ihrer Absetzung blieb sie legendär und unerreicht. Was lag daher näher, als das Konzept noch einmal aufzurollen?

Als Produzent nahm sich Jacky Dreksler, der auch schon für das Original verantwortlich war, diesem schwierigen Unterfangen an. Die größte Herausforderung war es, eine ähnlich gelungene Besetzung wie bei der Vorlage zu engagieren. Dazu casteten die Macher über 600 potentielle Talente und produzierte sogar mit 110 von ihnen Testfilme. Am Ende fiel die Wahl auf neun Kandidaten, die zur festen Besetzung der Show wurden. Unter ihnen befand sich neben Christoph Schechinger, Sina Valeska Jung, Rüdiger Brans auch die Österreichische Moderatorin Adriana Zartl, die zuvor unter anderem die Samstagabendshow «Oh, Du mein Österreich» sowie den «Eurovision Song Contest» präsentierte. Vor ihrem Wechsel zu RTL war sie zudem die Wetterfee von ProSieben. Johannes Flöck hatte es zuvor in der Talentshow «Star Search» bis ins Halbfinale geschafft und tourte mit Ausbilder Schmidt und Mario Barth durch Deutschland. Zudem war er durch seine zahlreichen Auftritte bei «Night Wash» und im «Quatsch Comedy Club» bekannt. Jürgen Bangert hatte vor allem im Radio mit seinen Streichen als Elvis Eifel für Aufsehen gesorgt, während Carolin Kebekus durch einige Auftritte bei «Was guckst Du?!» und «Night Wash» auffiel. Komplettiert wurde das Team durch Sven Nagel und Attik Kargar. Die beiden Autoren waren zuvor für die Sketche der «Wochenshow», «Axel!» und «Freitag Nacht News» bekannt. Sie erfanden unter anderem die Figuren «Bernie und Ert».

Sowohl der Sendeplatz als auch das Konzept der Show blieben gegenüber der Vorlage weitesgehend unverändert. Es gab aktuelle Sketche, wiederkehrende Rubriken, hochkarätige Livemusik und wöchentlich wechselnde Stargäste, die auch in einigen Nummern mitwirkten. In der Premiere traten so Mario Barth, Heather Nova und Bon Jovi auf. RTL verzichtete wie schon bei «Samstag Nacht» auf eine breitangelegte Werbekampagne zum Start des Formates und hoffte auf eine Wiederholung des schleichenden Erfolges. Dieser blieb jedoch aus. Trotz einiger guter Ansätze kam die Kopie bei den Zuschauern nicht an. Zu groß waren offenbar die Fußstapfen, die die Vorlage hinterlassen hatte. Ursprünglich waren zwar mindestens 26 Folgen geplant, doch dazu kam es nicht. Der Sender beendete die Produktion bereits nach rund drei Monaten.

«RTL Comedy Nacht» wurde am 07. Januar 2006 beerdigt und erreichte ein Alter von neun Folgen plus ein Best of. Trotzdem war die Show ein Sprungbrett für die meisten Darsteller. Sina Valeska Jung ergatterte beispielsweise eine Hauptrolle in der Daily Soap «Verbotene Liebe» als Sarah von Lahnstein. Sven Nagel und Attik Kargar bekamen ihre eigene Sketchcomedy mit dem Titel «Karger trifft den Nagel» bei Comedy Central. Jürgen Bangert moderierte zusammen mit Ingo Appelt und Carolin Kebekus die letzte Staffel der «Freitag Nacht News». Letztere erregte dabei durch ihre Parodie von Tokio-Hotel-Sänger Bill Kaulitz die Gemüter. Später spielte sie bei den RTL-Comedies «Kinder, Kinder», «Frei Schnauze» und «WunderBar» mit. Zuletzt tourte sie als Stand-Up durch die einschlägigen Sendungen und tauchte neben ihrem Ex-Kollegen Rüdiger Brans im ProSieben-Format «Broken Comedy» auf.

Möge die Show in Frieden ruhen!

Die nächste Ausgabe des Fernsehfriedhofs erscheint am kommenden Donnerstag und widmet sich dann der Einführung der Nullzeit.

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