Interview

Gregorowicz: 'Ich hoffe, dass der Film eine eher abschreckende Wirkung hat'

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In «Passagier 23» spielt er am Abend die Hauptrolle: Der Schauspieler Lucas Gregorowicz. Quotenmeter.de hat er vorab verraten, warum er kein Freund von Kreuzfahrten ist und welche Bedeutung für ihn Quoten haben.

Zur Person: Lucas Gregorowicz

  • Lucas Gregorowicz wurde 1976 als Kind polnischer Eltern in London geboren.
  • Mit zehn Jahren kam er nach Bochum, dort besuchte er ab 1996 die Westfälische Schauspielschule.
  • Im Fernsehen war der 42-Jährige zuletzt unter anderem im «Polizeiruf 110» zu sehen.
  • In «Passagier 23» bekleidet er die Rolle des Polizeipsychologen Martin Schwartz.
Herr Gregorowicz, was war Ihr erster Gedanke, als Sie von der Handlung von «Passagier 23» erfahren haben?
(denkt nach) Mein Vater hat früher auf einem polnischen Schiff gearbeitet - das war glaube ich mein erster Zugang zu dem Thema. Er war Offizier. Und ich hatte von Kind auf eine Aversion dagegen gehabt, weil er dadurch natürlich oft weg war. Kreuzfahrt hieß für mich also erstmal, dass mein Vater für drei Monate weg war.

Trotzdem haben Sie nicht davor zurückgeschreckt, die Hauptrolle im Film zu übernehmen?
Nein, ganz im Gegenteil. Ich dachte, das ist vielleicht eine ganz gute Gelegenheit, meine Kindheit aufzuarbeiten! (lacht).

Vier Wochen lang haben Sie für den Film auf einem echten Kreuzfahrtschiff auf Hoher See gedreht. Was war das für eine Erfahrung?
Wir waren auf einem Schiff aus den 80er Jahren, der alles an Kulisse hatte, was man sich nur so wünschen konnte. Das sah alles gut aus, bestimmte Dinge hätte man mit Komparsen oder gebauten Gängen nicht besser nachstellen können. Auf der anderen Seite bist Du da auf diesem Schiff, das nicht sehr luxuriös ist, mit 3000 Gästen, die sich "all inclusive" betrinken. Das Schiff musste außerplanmäßig auf Sardinien anlegen, um Alkoholleichen zu versorgen.

Sie sind also kein Freund von Kreuzfahrten?
Schwierig. Wenn so eine Dieselschleuder in kleine Hafenstädte einfällt und die Touristen wie Termiten ins Dorf fallen, aber zum Mittagessen zur Happy Hour um 12 Uhr wieder aufs Schiff rennen, bleibt für diese Städte außer Smog nicht viel hängen. Ich hoffe deshalb, dass der Film, wie der Roman auch, eine eher abschreckende Wirkung hat (lacht).

Der Ermittler, den Sie verkörpern, Martin Schwarz, leidet selber an einer posttraumatischen Belastungsstörung. Wie schwer ist es Ihnen gefallen, sich in seine Rolle hineinzudenken?
Mit Alexander Dierbach und Ian Blumers gab es ein Regie/Kamera Duo dem ich voll vertrauen konnte. Das war wichtig. Vielleicht war ich aber während der Dreharbeiten nicht immer der Lustigste. Das kann sein.

Haben Sie das Buch von Sebastian Fitzek gelesen?
Ich habe es nicht gelesen. Das war vielleicht auch nicht schlecht, weil ein Film doch nach seinen eigenen Gesetzmäßigkeiten funktioniert. Wir haben filmisch gedacht und nicht nur versucht, ein Buch abzudrehen. Dabei waren wir ziemlich frei - sowohl von Seiten von RTL als auch von Sebastian Fitzek, dessen volle Unterstützung wir hatten.

Gibt es eine Person, die Sie im Plot besonders interessant finden?
Ich mag Judy Winter in der Rolle der Gerlinde Dobkowitz sehr.

«Passagier 23» schneidet gleich mehrere relevante Themen an, worum es überhaupt geht, wird dem Zuschauer erst am Schluss klar. Doch während Sebastian Fitzek in seinem Buch die Handlung über mehr als 400 Seiten entwickeln kann, haben Sie im Film nur 118 Minuten Zeit. Droht da nicht die Gefahr, den Zuschauer mit zu vielen Wendungen in zu kurzer Zeit zu überfordern?
Die Gefahr besteht immer bei Literaturverfilmungen, ich hoffe, dass wir die umschiffen konnten…. Ach, schlechtes Wortspiel, war keine Absicht! (lacht) Aber was soll ich sagen: Ich hoffe, dass es spannend ist, dass man den Bogen spürt, dass es nicht zu kompliziert ist.

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Sie standen zuletzt vor allem auch für den «Polizeiruf 110» vor der Kamera…
Auch, genau. Ich versuche so viel Verschiedenes wie möglich zu machen. Den «Polizeiruf» spiele ich sehr gerne, aber der Kommissar ist schauspielerisch nicht das Aufregendste. Es ist toll, dass es so gut läuft, aber ich hoffe, dass meine Arbeit vielfältig bleibt. Ob im Fernsehen, Kino, im Öffentlich-Rechtlichen oder im Privatfernsehen.
.
Vom Polizeiruf sind Sie ja gute Quoten gewohnt. Wie wichtig ist Ihnen die Zuschauerzahl bei RTL, die ja vermutlich nicht auf «Tatort»- und «Polizeiruf»-Niveau liegen wird?
Es tut mir leid, das so zu sagen: Aber für mich persönlich ist es gar nicht wichtig! Ich würde mich damit nur verrückt machen, ändern kann ich es sowieso nicht. Ich weiß, dass wir einen guten Film gemacht haben. Bei einer guten Quote allerdings gibt es eine Chance, dass Sebastian Fitzek uns eine Fortsetzung schreibt.

Herr Gregorowicz, wir danken Ihnen für das Gespräch!

RTL zeigt «Passagier 23» am Donnerstag, 13. Dezember, um 20.15 Uhr.

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