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Was «RIS» von «CSI» unterscheidet

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In Deutschland sind Krimiserien seit Jahrzehnten beliebt, die Abenteuer von «Siska» oder dem «Alten» unterhielten in den letzten Jahren Millionen Fernsehzuschauer. Doch dann feierte VOX mit «CSI» und dem Ableger «CSI: Miami» im Jahr 2004 große Erfolge, damit wendete sich das Blatt. Die jungen Fernsehzuschauer wollen seither kaum noch Zeugenbefragungen sehen, sondern schenken den handfesten Beweisen, die die Spurensucher aufspüren, mehr Zeit.

In den letzten Jahren entwickelte sich ein großer «CSI»-Wahn und im Fernsehjahr 2006/2007 schickte die deutsche Fernsehlandschaft erstmals eigenproduzierte Serien im «CSI»-Stil auf Sendung. Zunächst probierte RTL mit «Post Mortem» sein Glück, dann Sat.1 mit «RIS». Während das RTL-Format noch erfolgreich war, scheitert die deutsche Version von «RIS». Dennoch wurde eine zweite Staffel in Auftrag gegeben.

Im Hause Sat.1 stellt man sich seit Sendestart der eigenen Krimiserie die Frage, warum die Zuschauer nicht dran bleiben. Für die Produktion wurde die Firma Producers at Work engagiert, dessen Firmenchef Christian Popp für «Verliebt in Berlin» verantwortlich zeichnete. Die Berliner Produktionsfirma, die zur ProSiebenSat.1 Media AG gehört, drehte im Herbst 2006 alle «Schmetterlinge im Bauch»-Episoden.

Die großen Vorbilder von «RIS» sind die amerikanische Erfolgsserie «CSI» und das italienische Mutterformat mit dem gleichen Namen, die den Fernsehsender CBS seit dem Jahr 2000 in einem neuen Glanz erstrahlen lässt. Zwar wurde «CSI» im Vorfeld genau untersucht, dennoch lies man viele wichtige Aspekte aus. So besteht der Cast der deutschen Serie aus Menschen, denen man tagtäglich auf der Straße begegnet. Im CBS-Format kommen hingegen völlig unterschiedliche Charaktere zum Vorschein: Einen älteren Mann (William Peterson), einer alleinerziehenden Mutter im mittleren Alter (Marg Helgenberger), der farbige Draufgänger (Gary Dourdan), einen lässigen Ermittler (George Eads) und die Nachdenkliche (Jorja Fox). Somit ist der Wiedererkennungswert sehr hoch.




Wenn das deutsche Ensemble in der Serie handelt, dann sprichst es meist zu schnell und undeutlich. Die Sätze in amerikanischen Serien sind äußerst primitiv und kurz gehalten, sodass man der Serie auch beiläufig folgen kann. Das Sprechtempo ist langsam und die Pausen zwischen den Wörtern sind lang. Dr. Gil Grissom und Horatio Caine haben bislang noch nie eilig etwas gesagt, sondern mit Ruhe und einer klaren Aussprache.

Die Gespräche werden meist noch mit Musik unterlegt, vorzugsweise aus dem Soundtrack von «CSI». Seitdem Universal Music das Album auch in Deutschland veröffentlichte, nutzen die deutschen Fernsehanstalten die Tracks zur Untermalung vieler Krimi- oder Mysteryszenen. In einigen «Galileo Spezial»-Folgen wurden Lieder sogar mehrfach in der Sendung gespielt. In den Vereinigten Staaten setzt man auf Abwechslung in Sachen Musik und deshalb wurde kein Musikstück zwei Mal in einer Folge verwendet. Bei «RIS» wurde schon des Öfteren der Beginn eines Liedes eingespielt und nach wenigen Sekunden wieder beendet. Hat man bei der Produktion von «RIS» nur eine CD zur Hand?

Der größte Kritikpunkt der deutschen Serie ist das Erzähltempo. Die erste Folge von «CSI» reißt zwar mehrere Fälle an, aber letztlich passiert in einer 40-minütigen Folge das, was heute in fünf Minuten abgehandelt wird. Nachdem den Fernsehzuschauern die Werkzeuge der Spurensucher vorgestellt wurden und die Begriffe geläufig waren, zog das Tempo an. In Deutschland stiegen die Produktionsfirmen auf dem gleichen Tempo ein, Neulingen wird kaum eine gute Einstiegschance geboten. Denn um neue Zuschauer binden zu können, werden meist zu Beginn der Staffel neue Charaktere in eine Serie eingeführt. Diese erlernen Schritt-für-Schritt, wie es an einem Tatort zugeht.

Las Vegas, Miami und New York sind die Handlungsorte der drei «CSI»-Serien. Jede Stadt hat ihre Vorteile und wird eindrucksvoll in die Serie eingebaut. Die neue Sat.1-Serie spielt in der deutschen Hauptstadt. Doch genauso könnte das Format in Köln, Nürnberg oder Buxtehude spielen, denn der Städtefaktor wird nicht ausgenutzt. Denn in «CSI» spielen viele Folgen in den Casinos, beim Ableger in Miami gehören Strand-Szenen dazu. Berlin bietet auch viele Möglichkeiten an, beispielsweise könnte eine Episode auf dem S-Bahn-Gleis spielen.

Mit der Aufnahme der Produktion von «Post Mortem» und «RIS» unternahm der Produktionsstandort Deutschland den ersten Schritt in eine neue Zukunft. Mittlerweile haben die Firmen, die die Programme herstellen, begriffen, wie atemberaubende Bilder entstehen. Doch oft mangelt es an den guten Drehbüchern: Diese sind meist klischeehaft, vorhersehbar oder langweilig. In der Bundesrepublik würden hochgelobte Serien wie «Six Feet Under», «Die Sopranos», «Oz» oder «The Closer» nicht entstehen. Nicht etwa, weil die Thematik hierzulande nicht umsetzbar ist, sondern kein kreatives Drehbuch vorliegt. Ausnahmen wie «Post Mortem» gibt es, doch auch Negativbeispiele («Verrückt nach Clara») sind zur Genüge vorhanden.

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