Eisleitung, Bettpfannen, Popstars: So startete «Game of Thrones» in die neue Staffel

Der Ansturm auf die siebte Staffel der Fantasyserie überlastete kurzzeitig sogar die Sky-Server. Welche inhaltlichen Erkenntnisse der Staffelauftakt brachte. Eine Rekapitulation.

So lief der Staffelauftakt aus Quotensicht:

Der Winter ist hier, das sahen nicht nur die Zuschauer der Auftaktepisode aus der siebten «Game of Thrones»-Staffel, sondern auch etliche Serienfans, die kurzzeitig in die Röhre blickten. Intensiv bewarb Sky in den vergangenen Wochen sein kostengünstiges Sky Ticket, über das auch Nicht-Abonnenten in den Genuss der HBO-Serie kommen können. Die Werbung schien sich ausgezahlt zu haben, denn der Ansturm war am frühen Montagabend so groß, dass der Sky-Server einfror. „Der Winter ist da... und hat ein paar Leitungen vereist. Sorry!“, meldete am Montagabend der offizielle Twitter-Account von Sky Ticket. Nicht nur die Charaktere in «Game of Thrones» müssen sich also dieser Tage mit Frost und Schnee herumschlagen, auch die Zuschauer leiden unter den Folgen des Winters.

Einige böse Zungen würden allerdings behaupten, die Fans, die am Montagabend noch leer ausgingen, haben nicht wirklich etwas verpasst. Im Rahmen des Staffelauftakts zeigte es sich wieder, das alte «Game of Thrones»-Dilemma: Zu viele Charaktere, zu viele Handlungsstränge, zu viele Ortswechsel, sodass es letztlich in den 56 Minuten Laufzeit der ersten Episode aus Staffel sieben nicht so richtig voranging. Damit würde man dem heißerwarteten Staffelstart aber nicht gerecht werden, denn tatsächlich brachte die Ausgabe „Dragonstone“ nicht nur das obligatorische Handlungsstrang-Hopping, sondern ein paar sehenswerte Überraschungen und ein spannendes Set-Up für die kommenden Ausgaben.


Lagerfeuerromantik mit Ed Sheeran


Ja, «Game of Thrones» ist zurück, dementsprechend ließen die ersten Toten nicht lange auf sich warten. Diesbezüglich kamen Fans schon zu Beginn des Staffelauftakts auf ihre Kosten, denn zu ihrer Verwunderung lud der Ende der sechsten Staffel assassinierte Walder Frey zu einer familiären Wein-Degustation in seinen kargen Hallen ein. Die Verwunderung über die Rückkehr des Lieblings-Widerlings, der eigentlich sichtbar der Klinge zum Opfer fiel, löste sich jedoch kurze Zeit später auf, als klar wurde, dass die frisch gebackene Gestaltwandlerin Arya Stark lediglich ihren elaborierten Plan fortsetzte, jeden dem Erdboden gleich zu machen, der in den Massenmord an ihrer Familie im Zuge der Roten Hochzeit involviert war. „Lässt man einen Wolf am Leben, sind die Schafe nie sicher“, eröffnete Arya Stark nach der Vergiftung der Frey-Sippschaft die Episode, die nicht zuletzt aufgrund ihrer One-Liner im Gedächtnis bleiben wird. Auch Chartsliebhaber kamen in einer weiteren Szene mit Arya Stark schließlich auf ihre Kosten, denn mit Popstar Ed Sheeran, der im Kreise seiner Soldatenkameraden Lieder in einem Wäldchen der Flusslande trällerte, durften Fans des Sängers ihn und Arya Stark beim gemütlichen Lagerfeuerplausch beobachten.

Oben im Norden ist es traditionell eisig, trifft man dort allerdings auf Sansa Stark sinken die Grade dieser Tage noch weiter. Die emotional gezeichnete Sansa erhob gegen ihren Halbbruder Jon nicht nur vor dem versammelten Bund der Nordhäuser das Wort, Lehrgeld zahlte auch der sonst so schlangenzüngige Kleinfinger, dem beim Versuch, weiter Einfluss auf Sansa zu üben, von ihr mitten im Satz der Mund verboten wurde: „Es war sicher etwas Gewitztes“. Kurz darauf wird klar warum, Sansa nun so eine Eiseskälte umgibt: Sansa lernte von den Besten. Viel habe sie sich jedenfalls bei Cersei Lannister abgeschaut, als diese sie noch in Königsmund terrorisierte, erzählt sie im Dialog mit Jon. Neben der Tatsache, dass der wieder zum Leben erweckte Vorzeigekämpfer mit der Lockenmähne die einst abtrünnigen Familien Umber und Karstark wieder Treue schwören ließ und dass nun auch im Kriegshandwerk bei den Bewohnern des Nordens Gleichstellung unter Männern und Frauen herrschen soll, deuten sich deutliche Spannungen zwischen den Halbgeschwistern an.

Ehe-Casting in Königsmund


Staffel 7, Episode 1 - Die Randnotizen

  • Bran Stark und Meera Reet kommen endlich an der Mauer an und erhalten Einlass von der Nachtwache.
  • Ser Jorah Mormont, ehemaliger Leibwächter von Daenerys, befindet sich in einer Zelle in der Zitadelle und wartet dort wohl auf Heilung seiner Grauschuppen-Krankheit.
  • Die angedeutete Romanze zwischen Brienne und Tormund ging mit einem Flirt auf dem Übungsplatz in Winterfell in die nächste Runde.
Die Starks sehen sich mehreren Bedrohungen ausgesetzt. Nicht nur den Weißen Wanderern noch nördlicher, die nun auch über Zombie-Riesen verfügen, welche in den vergangenen Staffeln auf Seiten der Wildlinge Stück für Stück gefallen sind, sondern auch mit der Hauptstadt im Süden. Von dort sendete die neue Herrscherin Cersei Lannister gleich mal einen Eil-Raben nach Winterfell, der die Starks zur Herrschaftsanerkennung aufforderte. Nicht nur im Norden gestalten sich jedoch die Geschwisterverhältnisse kompliziert, auch das einstige Liebespaar Cersei und Jaime Lannister hat mittlerweile sehr unterschiedliche strategische Vorstellungen. Wenn Cersei Lannister sich als mächtige Herrscherin über die sieben Königslande inszenieren will, verbessert sie ihr Bruder, dass es mittlerweile vielleicht höchstens drei seien. Autsch! Die Familie Lannister hat also deutlich an Macht verloren, obendrein gestaltet sich die Begründung einer neuen Dynastie mit vier toten Kindern schwierig.

Deshalb muss eine mächtige Allianz geschmiedet werden, um der anrückenden Daenerys die Stirn bieten zu können, was im Reich von «Game of Thrones» allerdings auch zum Scheitern verurteilt ist, neigen doch alle Verbündeten früher oder später zum opportunistischen Seitenwechsel. „Keiner will auf der Verliererseite stehen“, bemerkt Jaime daher richtig. Zum Casting kann man sich mögliche Alliierte aber ja zumindest einmal einladen. Keinen guten Eindruck hinterließ beim Vorsprechen im Thronsaal aber Euron Graufreud. Der Anführer der mächtigen Schiffsflotte von den Eiseninseln ließ sich in einem unseriösen Auftritt nicht nur zu Witzen über Geschwistermord und Jaimes abgetrennte Hand hinreißen, sondern auch zu einem Heiratsantrag an die Königin, der prompt abgelehnt wurde. Klar ist, dass sich ein solch unbedarfter Übermut in «Game of Thrones» in der Regel nicht auszahlt, weshalb wir vielleicht schon bald nichts mehr vom Onkel Theons und Ashas zu sehen kriegen, der mit sternenbestickter Lederjacke gekleidet war wie der Bassist einer zweitklassigen Metal-Band. Darsteller Pilou Asbæk war jedenfalls nur als „Guest Star“ gelistet.

„Bluthund“ Sandor Clegane, der als Leibwächter der Lannister-Familie mittlerweile durch seinen zombifizierten und noch monströseren Bruder ersetzt wurde, setzt dieser Tage ganz andere Prioritäten – er richtet den Blick nach Norden. Das geläuterte Raubein entdeckt auf der Reise mit der Bruderschaft ohne Banner nicht nur seine zarte, sondern auch seine spirituelle Seite. In den Flammen eines Kaminfeuers sieht er im Zuge einer religiösen Machtdemonstration der Herr des Lichts-Anhänger eine Menge Eis, die Mauer, einen Berg und ein Meer, was findige Fans zu der Annahme führte, es müsse sich um das derzeit von Wildlingen bewachte Ostwacht handeln. Schlagen die Weißen Wanderer dort als erstes zu? Sprüchetechnisch befindet sich Clegane jedenfalls schon in Top-Form. Neben einigen kernigen Einzeilern, setzt seine fehlgeschlagene Grabrede für verstorbene flüchtige Bekannte einen humoristischen Glanzpunkt in der Episode.

In die Bettpfanne gehauen


Wie kann ich die siebte «Game of Thrones»-Staffel in Deutschland sehen?

In Deutschland werden alle sieben Episoden der siebten Staffel je einen Tag nach US-Start von Sky übertragen. Nicht nur Pay-TV-Abonnenten haben jedoch die Möglichkeit, in den Genuss der Serie zu kommen: Sky bietet allen Fans mit seinem monatlich kündbaren Sky Ticket die Möglichkeit die siebte Staffel sowie die bisherigen Staffeln 1-6 anzusehen. Interessierte User können im Juli das Sky Entertainment Ticket für 1 Euro pro Monat testen. Das Angebot ist Neukunden vorbehalten und gilt bis zum 31. Juli 2017. Wer das Sky Ticket genau zum Serienstart am 17. Juli bucht, zahlt einen anteiligen Ticket-Preis von 0,48 Euro. Im Anschluss kostet es dann 1 Euro für den gesamten August.
Der wohl bedeutendste Handlungsstrang in „Dragonstone“ fand sich aber in dem Samwell Tarlys, der jüngst der Zitadelle beitrat um neue Erkenntnisse über die Weißen Wanderer zu erhalten, dort aber als Neuling einen schnöden Alltag fristet. Eine schier endlose Montage von Tarly beim Auswechseln und Schrubben der Bettpfannen sehr alter und faltiger, dafür umso weiserer Maester macht den Pflegekräftemangel jedenfalls nachvollziehbar. In der Zitadelle tritt schließlich auch der britische Schauspiel-Veteran Jim Broadbent in Erscheinung, der als Erzmaester zwar die einzige Person darstellt, die Sam bezüglich seiner Zombie-Begegnungen Glauben schenkt, ihm aber den Zutritt zur ‚verbotenen Abteilung‘ der Zitadellen-Bibliothek, die wohl die richtige Literatur liefern könnte, verwehrt.

Dies hatte einige Scherze der Internet-Community zur Folge, schließlich spielte Broadbent einst in «Harry Potter» einen Professor, welche erfahrungsgemäß ähnlich penibel mit den Zugangsvorschriften in der Hogwarts-Bibliothek sind. Als sich Sam schließlich trotzdem heimlich Zugang verschafft und sich vielversprechende Bücher ‚entleiht‘, findet er wichtige Informationen: Das wertvolle Drachenglas, mit dem die Weißen Wanderer getötet werden können, lässt sich nämlich im Felsen von Drachenstein finden. Mit dieser Information schickt Sam sogleich eine Eule, äh einen Raben zu Jon.

Drachenstein? Das ist doch der ehemalige Sitz von Stannis Baratheon, den sein Adelsgeschlecht einst nach einer Rebellion den Targaryens abknöpfte. Genau dorthin verschlägt es nun auch Daenerys Targaryen, die endlich mit ihrer Flotte nach Westeros übersetzt. Doch was findet sie im monströsen Drachenstein, der Heimat ihrer Vorfahren, vor? Militante Wachen der Baratheon-Vorbesitzer? Obdachlose, die die weiten Hallen mittlerweile besiedeln? Vielleicht Airbnb-Zwischenmieter? Nein, das episodentitelgebende Drachenstein steht komplett leer und ein Schlüssel wird auch nicht benötigt, um sich Zutritt zur Burg zu verschaffen. Trautes Heim, Glück allein für Daenerys, die allerdings noch einmal feucht durchwischen müsste, ehe sie vom derzeit noch verstaubten Thronsaal die Eroberung von Westeros planen kann. Falls nicht Jon, den bald Sams Nachricht erreichen sollte, sie um ein Bündnis gegen die Weißen Wanderer und die Lieferung von Drachenglas bittet.
18.07.2017 10:34 Uhr  •  Timo Nöthling Kurz-URL: qmde.de/94508