Radio MA 2017/I: Alle Gewinner & Verlierer

Beben in Ismaning: Nach dem schwierigem Jahr 2016 fallen die Hörerzahlen beim bisherigen Nummer 1-Sender des Landes um 16 Prozent. Davon profitiert die ehemalige Chefin von Antenne Bayern, die mit WDR2 und 1LIVE nun die Radio-Spitze erklimmt. Im Ländle schafft antenne1 die Kehrtwende, die Berliner Radiolandschaft bleibt unruhig.

Über die MA

Bereits vergangene Woche wurden die Eckdaten der Radionutzung in Deutschland veröffentlicht. Die wichtigsten Ergebnisse:
Die Zahl der täglichen Radiohörer ist diesmal minimal gesunken. 78,1 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung bzw. 56,627 Millionen Personen zählen zu den täglichen Radiohörern.
Die Hörerbindung ist mit über vier Stunden täglicher Verweildauer (241 Minuten) anhaltend stabil.
Auch die werberelevante Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen weist mit einer Hörerbindung von 237 Minuten ein hohes Nutzungsniveau auf.
Die ma 2017 Radio I dokumentiert auf Basis von 69.071 Interviews die Reichweiten der Radiosender sowie der Vermarktungskombinationen für die deutschsprachige Bevölkerung ab 10 Jahren.
Zur nächsten Veröffentlichung am 11. Juli wird die Grundgesamtheit auf die deutschsprachige Bevölkerung ab 14 Jahren umgestellt.
Die ma Radio ermittelt die Radionutzung für alle Sender und alle Verbreitungswege (UKW, DAB+, Internet) gleichermaßen.
Ein kleines Beben erschüttert die Radio-Welt: Antenne Bayern, das in seiner zehnjährigen Ära mit Programmdirektorin Valerie Weber von Rekord zu Rekord hetzte, hat den Weggang der Radiomacherin (sie ist jetzt Hörfunkdirektorin beim WDR) nicht so gut verkraftet. Ihr direkter Nachfolger Martin Kunze ist schon seit Frühjahr 2016 nicht mehr im Amt, dessen Nachfolgerin Ina Tenz nahm die Arbeit erst vor neun Wochen auf. Die Konsequenz: Antenne Bayern stürzt um mehr als 16 Prozent ab und verliert an die 200.000 Hörer. Lag der Sender nämlich im Juli 2016 noch an der Spitze der einzelnen Programme, muss man sich im deutschlandweiten Vergleich nun hinten anstellen.

Neue Nummer 1 ist nämlich ein Valerie-Weber-Sender: Mit nun 1,071 Millionen Hörern und einem Plus von somit über 300.000 hat nun WDR2 die Krone auf. Noch im vergangenen Sommer war die Station nur auf Nummer 4 des Rankings. Man profitiert ein bisschen davon, dass kein anderer großer Sender einen wirklichen Sprung machen konnte. SWR3 etwa, das zuletzt auf Platz 2 landete, gab rund fünf Prozent ab: Mit noch rund 1,03 Millionen Hörern in der durchschnittlichen Stunde bleibt dem Elch-Programm nur der dritte Platz.

Denn: Valerie Weber hat es geschafft, 1LIVE zum zweiterfolgreichsten Programm des Landes zu machen. 1,04 Millionen Hörer sind beim jungen WDR-Sender am Start – hier aber ist die Freude nicht ganz groß zu schreiben: Der Sender hat gegenüber dem vergangenen Sommer etwa 300.000 Hörer verloren, also auch eher wegen der Schwäche anderer Plätze nach oben gut gemacht. Und Antenne Bayern? Mit noch 1,01 Millionen Hörern bleibt dem Sender aus Ismaning im Senderranking aktuell nur die vierte Position.

Die Hörerzahlen im Überblick
Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachen, Bremen
Nordrhein-Westfalen
Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Saarland
Bayern
Berlin, Brandenburg
Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen
Nationale Sender



Nielsen I: Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachen, Bremen:
Der größte Gewinner
Mit einem knackigen Plus von 37.000 Zuhörern konnte das R-SH Radio Schleswig-Holstein in absoluten Zahlen so deutlich zulegen wie kein anderer Sender im Empfangsgebiet und baute seine Reichweite auf stolze 237.000 Hörer in der Stunde aus. Das damit verbundene relative Plus von 18,6 Prozent fiel zwar ebenfalls durchaus sportlich aus, stand aber doch ein wenig im Schatten der herausragenden 29,2 Prozent, die das kleine Radio 21 zuzulegen wusste. Nach 98.000 Konsumenten bei der vergangenen Erhebung - die übrigens auch schon mit einem klaren Zugewinn einhergingen - standen diesmal sogar 126.000 Hörer auf dem Zettel.

Der größte Verlierer
Um den wenig beliebten Titel der "Gurke des Halbjahres" stritten sich in absoluten Zahlen radio ffn mit einem Verlust von 21.000 Hörern sowie Energy Bremen mit einem Abschlag von 19.000 Hörern. Welche der beiden Stationen hier der wahre Verlierer ist, zeigt sich so recht erst bei Betrachtung der prozentualen Differenz: Die fällt nämlich aufgrund der mit noch immer 355.000 Interessenten umfassenden Reichweite bei ffn ungleich geringer (5,6 Prozent) aus als beim kleinen Energy Bremen, das über ein Drittel einbüßte und mit nur noch 35.000 Hörern nun endgültig mit dem Rücken zur Wand steht. Bereits bei der vorherigen Erhebung hatte man auf ähnlich krassem Niveau verloren, noch vor einem Jahr lag man nämlich bei 77.000 Konsumenten.

Das knappste Rennen
Gleich vier Sender lagen zwischen 30.000 und 35.000 Hörern in der Stunde: Neben dem schon erwähnten Energy Bremen ist hier auch Hamburg Zwei zu nennen, das mit 34.000 Hörern auf der einen Seite Verluste generierte, sich andererseits aber gegenüber Energy Hamburg durchzusetzen wusste, da Letzteres noch deutlicher auf nur noch 31.000 verlor. Ganz hinten platzierte sich auch diesmal wieder das Klassik-Radio des Sendergebiets, legte aber leicht auf 30.000 Hörer zu und ging damit auf Tuchfühlung zu den kleinen Mitbewerbern.

Der Marktführer
War auch bei dieser Analyse wieder ohne jeden Zweifel NDR 2. Das öffentlich-rechtliche Angebot legte sogar nochmals zu und hatte auf eine stündliche Hörerzahl von 795.000 zu verweisen - immerhin 3,1 Prozent mehr als noch vor rund einem halben Jahr. Da überdies mit radio ffn der ärgste Verfolger an Boden verlor, hat sich die Position des Marktführers noch einmal deutlich gefestigt.

Nielsen II: Nordrhein-Westfalen:
Wir freuen uns, dass unser Publikum unsere Bemühungen honoriert, die Programme
zu modernisieren, ohne dabei unseren öffentlich-rechtlichen Auftrag
aus dem Auge zu verlieren.
stv. WDR-Hörfunkdirektor Jochen Rausch
Der größte Gewinner
WDR 2 legte mit einem Plus von 32.000 Hörern bzw. 3,1 Prozent nochmals an Reichweite zu und platzierte sich folglich angesichts von 1,071 Millionen noch deutlicher oberhalb der Millionenmarke als im Juli vergangenen Jahres, als man bereits ein minimales Plus von 0,4 Prozent vorzuweisen hatte. Die mit Abstand meisten Hörer generiert der Sender in der Stunde zwischen sieben und acht Uhr morgens mit 1,568 Millionen, gefolgt von der anschließenden Stunde mit immerhin noch 1,408 Millionen - in beiden Zeitintervallen wusste man auch noch mit am deutlichsten zuzulegen, genauer gesagt jeweils um etwa 138.000 Konsumenten bzw. rund zehn Prozent.

Der größte Verlierer
Je nach Schwerpunktsetzung ist hier entweder das große 1Live zu nennen, das mit einem Rückgang um 30.000 den höchsten absoluten Hörerverlust zu beklagen hatte, oder das kleine Hitradio 100'5, das zwar "nur" 13.000 Konsumenten einbüßte, damit aber eben schon über ein Fünftel seines gesamten Hörervolumens. Ersterer Sender blieb noch immer recht klar oberhalb der Millionenmarke, letzterer hingegen kam gerade einmal noch auf 43.000 Interessenten - und dürfte damit in seiner Existenz weitaus stärker bedroht sein als das große 1Live.

Das knappste Rennen
Fand wie üblich zwischen den beiden großen öffentlich-rechtlichen Akteuren statt - und ging diesmal wie schon bei der vorletzten, aber eben anders als bei der jüngsten Media-Analyse zugunsten von WDR 2 aus. Im direkten Vergleich der stündlichen Reichweiten zwischen sechs und 18 Uhr tat sich das junge Radio vor allem in den Mittagsstunden zwischen zehn und 15 Uhr schwer, wo man anders als WDR 2 kein einziges Mal die Millionenmarke knackte. Dominant war man hingegen zwischen sechs und acht Uhr morgens, wo bis zu 1,594 Millionen (sieben bis acht Uhr) auf dem Papier standen, sowie in den Nachmittagsstunden ab 15 Uhr, wo man WDR 2 ebenfalls durchweg überlegen war.

Der Marktführer
Wie gewohnt hatten die beiden Öffentlich-Rechtlichen keine Chance gegen radio NRW, dem Zusammenschluss verschiedenster Lokalsender des Landes. Mit inzwischen 1,716 Millionen steht man nun sogar um fast eine Million Hörer insgesamt besser da als noch bei der ersten Auswertung im Vorjahr, wo 1,633 Millionen verzeichnet worden waren. Bezogen auf die Einzelstunden hatte man - genau wie 1Live und WDR2 - seine mit Abstand höchste Hörerzahl im klassischen Radio-Intervall zwischen sieben und acht Uhr morgens vorzuweisen, das stärkste Plus jedoch generierte man zwischen 17 und 18 Uhr abends, wo im Gegenzug die große Konkurrenz Federn ließ. Für radio NRW liegen auch Zahlen für die Abendstunden vor - und die sind wenig überraschend eher mau: Nach 20 Uhr bis Mitternacht hörten gerade einmal noch zwischen 93.000 und 310.000 Menschen zu.

Eine Anmerkung
Der Sender WDR 4 ist mittlerweile werbefrei und lässt seine Reichweiten deshalb nicht mehr ausweisen. Bei den vergangenen Media-Analysen hatte er noch jeweils rund 700.000 Hörer in der durchschnittlichen Stunde verbucht. Bezogen auf die tägliche Gesamt-Reichweite verkündet man allerdings ein deutliches Plus von 2,14 auf 2,33 Millionen Interessenten, sodass davon auszugehen ist, dass der Sender auch bei der klassischen Erhebung zu den Gewinnern gehören dürfte.


Nielsen III: Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Saarland
Der größte Gewinner:
Eine echte Überraschung gibt es im Ländle: Hier konnte das private Radio antenne1 nach schwierigem Jahr nun wieder deutlich zulegen. Auch wenn die programmlichen Änderungen bei Radio-Feinschmeckern auf viel Kritik stießen, sie hatten die gewünschte Wirkung: Der Sender freut sich heute über ein Plus von 13,8 Prozent und legt somit auf 208.000 Hörer zu. Somit hat man Radio7 nach einiger Zeit wieder überholt. Dem Sender gingen nämlich über 14 Prozent der Hörer verloren. Hier gingen die Werte von vormals 197.000 auf doch deutlich niedrigere 169.000 zurück. Der Blick ins Detail ist spannend: Radio 7 verliert (mehr oder weniger) den kompletten Tag, hat aber am Abend teils irrwitzige Sprünge nach oben. In der 21-Uhr-Stunde etwa um mehr als 350 Prozent. Hier zeigt sich, dass die Erhebung im Kleinen dann doch an ihre Grenzen stößt.

antenne1 legt abends ebenfalls stark zu, hat aber auch hübsche Zuwachsraten am Vormittag und Nachmittag. In der 7-Uhr-Stunde steht zudem ein sauberes Plus von mehr als 20 Prozent. Die offiziellen Radio-Quoten sagen hier also etwas ganz anderes aus als die Kommentare der Hörer vermuten ließen. In diesem Zusammenhang sei noch gesagt: Radio Regenbogen, das inzwischen aber ein zweites Programm betreibt, kommt auf rund 217.000 Hörer – eine direkte Vergleichbarkeit zu den Erhebungen des Vorjahrs ist wegen des Ausbaus auf Regenbogen2 aber nicht mehr gegeben. Positiv zu erwähnen ist die Stuttgarter Energy Station, die auf niedrigerem Niveau um über 23 Prozent zulegt und nun auf 63.000 Hörer gelangt.

Kurz noch ein Blick auf BigFM, das mit seinen stabilen Werten (+1%) in Rheinland-Pfalz zufrieden sein kann. Die Station mit Blick auf die junge Bevölkerung kommt auf 144.000 Hörer ab zehn Jahren.

Der größte Verlierer:
Im Ländle muss sich Radio Ton von rund 14.000 Hörern verabschieden, was ein Minus von über 18 Prozent ist. Noch härter hat es harmony.FM in Hessen getroffen. Ein Minus von 46,3 Prozent sind für die Verantwortlichen wahrlich kein schöner Anblick. Hatte man im vergangenen Juli noch 53.000 Hörer ausgewiesen bekommen, waren es nun noch rund 28.000. Auch Hitradio FFH aus Hessen muss kleinere Brötchen backen. Der Sender, der Anfang 2016 Daniel Fischer ziehen lassen musste, ihn wenige Monate später aber wieder zurückbekam, gibt um 13,2 Prozent nach. Aus 529.000 Hörern sind somit 459.000 geworden. Hier ist ein Blick auf die Einzelstunden interessant, aber nicht schnell erklärt. Der Morning-Show verliert in den einzelnen Stunden grob zwischen zehn und 20 Prozent, der Nachmittag ebenfalls rund zehn Prozent, mit Ausnahme der 16-Uhr-Stunde, die fast unverändert bleibt. Ein paar Stellschrauben werden wohl auch hier neu justiert werden müssen. Aufmunternd kann gesagt werden: FFHs Jugendprogramm planetradio hielt sich mit einem Plus von 1.000 Hörern und nun rund 75.000 in der durchschnittlichen Stunde ziemlich stabil

Das knappste Rennen:
Das liefern sich eigentlich hr3 und FFH – auch wenn es nicht wirklich knapp ist, weil hr3 nicht profitieren konnte von der Schwächung des privaten Mitbewerbers. Stattdessen gibt man ebenfalls großflächig ab: Die Zahlen sanken um 7,7 Prozent, sodass die Station jetzt noch auf 308.000 sanken. hr-Intern muss man somit auch auf hr4 blicken, das drei Prozent gewann und mit 265.000 Hörern in der Stunde nicht mehr weit weg ist. Auch bei hr3 darf kurz in die Einzelstunden geschaut werden: Morgens hat man recht konstante Zahlen, vormittags fallen größere Verluste auf.

Als öffentlich-rechtliches Programm steht SWR3 für aktuelle Informationen und Service, genauso wie für Comedy und Musik. Für die Hörer ist die multimediale Welle Tagesbegleiter und wichtiger Teil ihrer Alltags- und Popkultur. Dies zeichnet die Attraktivität der Popwelle aus.
SWR Programmdirektor Kultur
Der Marktführer:
SWR3 hat in Baden-Württemberg weiterhin die Spitzen-Position inne. Aber: Nach zuletzt konstanten Zahlen verliert der Elch-Kanal diesmal 5,4 Prozent seiner Hörer und kommt nun noch auf 1,031 Millionen. SWR1 mit seiner Kombi in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz bleibt mit einem Minus von 0,5 Prozent vergleichsweise stabil und versammelt 573.000 Hörer in der durchschnittlichen Stunde.

Nielsen IV: Bayern
Der größte Gewinner:
Dass wir heute mal leider nicht als der große Sieger vom MA-Platz gehen werden, haben wir im letzten Jahr kommen sehen! Auffällig ist bei dieser Ausweisung, dass alle bayerischen Senderangebote, egal ob öffentlich-rechtlich oder privat, sich nicht weiterentwickeln konnten, sondern allesamt ein zu verzeichnen haben. Es hat den Anschein, dass die bislang immer überdurchschnittliche Tagesreichweite und die Verweildauer der Hörfunksender in Bayern sich dem Bundesdurchschnitt annähern.
Antenne Bayern-Geschäftsführer Karl-Heinz Hörhammer
…ist in Bayern eine echte Überraschung. Nach massiven Verlusten von Antenne Bayern und ebenfalls Abgaben bei Bayern3 steht Bayern2 als großer Sieger der MA im Freistaat da. Das Programm des Bayerischen Rundfunks legt um 13,2 Prozent zu und kommt nun auf 164.000 Zuhörer in einer durchschnittlichen Stunde. Prozentual gesehen darf 95.5 Charivari in Jubelschreie verfallen: Der lokale Sender in München legt um 18,6 Prozent zu, was einer Steigerung von rund 7.000 Hörern entspricht. Die Station kommt nun auf rund 43.000 Menschen.

Der größte Verlierer:
Die anderen lokalen Sender in der Landeshauptstadt verlieren. Neben Antenne Bayern, das mächtig gebeutelt ist (mehr dazu unten), muss auch Radio Arabella massive Abschläge verkraften. Hier steht ein Minus von 16,6 Prozent geschrieben. Man bleibt aber meistgehörter Münchner Lokalsender: Der Sender kommt nun noch auf rund 67.000 Hörer. EgoFM gibt sogar mehr als 27 Prozent ab und verringert seine durchschnittliche Reichweite auf noch rund 25.000 Zuhörer. Energy München verliert mehr als 15 Prozent, Radio Gong rund 13 Prozent.

Das engste Rennen: Die Oldie-Welle des BR, Bayern1, bleibt mit einem Minus von 0,2 Prozent ziemlich konstant. Nach 985.000 Hörern im Sommer 2016 stehen nun 983.000 zu Buche. Bayern3 ist dem Programm inzwischen auf den Fersen, wenn auch wieder mit etwas mehr Abstand. Denn trotz der großen Verluste der privaten Konkurrenz gingen dem Programm Menschen verloren. Ein Minus von 4,4 Prozent steht geschrieben. 743.000 Hörer sind in der durchschnittlichen Stunde noch dabei.

Der Marktführer: Antenne Bayern erleidet eine krachende Niederlage, das kann man nicht anders sagen. Das weiterhin meistgehörte Programm in Bayern gab 192.000 Hörer ab – das ist ein saftiges Minus von 16 Prozent. Antenne Bayern musste allerdings 2016 Großteils ohne echten Programmdirektor auskommen. Nachdem man sich von Martin Kunze getrennt hatte, gab es eine mehrmonatige Übergangsphase, in der die Stelle nur kommissarisch besetzt war. Erst seit 1. Januar und somit nach dem Erhebungszeitraum dieser MA hat Ina Tenz, ehemals ffn und Energy Bremen, das Zepter übernommen. Die jetzigen Zahlen werden ihr den Start allerdings nicht erleichtern. Hatte die Antenne im vergangenen Sommer noch 1,203 Millionen Hörer ausgewiesen bekommen, waren es jetzt noch 1,011 Millionen. Die Verluste zogen sich quasi durch den kompletten Tag.

Erwähnenswert dabei: Am Samstag gibt der Sender sogar 27,9 Prozent seiner Hörer ab – besonders in den Nachmittagsstunden gehen hier rund ein Drittel der Hörerschaft verloren. Vermutlich muss hier angesetzt werden. Samstags kommt Bayerns Marktführer also noch auf rund 819.000 Hörer in der durchschnittlichen Stunde. Mitbewerber Bayern 3 gewinnt hier knapp zehn Prozent. Und auch für das Schwester-Programm von Antenne Bayern, die Rock Antenne, gibt es keine guten Nachrichten. Es gibt um rund acht Prozent ab, nachdem man zuletzt deutliche Zugewinne zu feiern hatte. Die Rock Antenne kommt nun auf 131.000 Hörer pro Stunde.

Nielsen V: Berlin/Brandenburg
Der größte Gewinner: Prozentual gesehen gibt es keine Welle, die in Berlin/Brandenburg mehr Standing gewann als STAR FM 87,9. Die sich auf Metal und Rockmusik spezialisierende Station legte um fetzige 40,3 Prozent zu und baute ihre Hörerschaft von 60.000 auf 84.000 Liebhaber des lauten Sounds in der Beispielstunde aus. Auch in realen Zahlen gemessen ist die Rockwelle mit einer verbesserten Reichweite von 24.000 Fans der größte Gewinner, gefolgt von 104,6 RTL mit einem Plus von 19.000 Interessenten. Doch dazu weiter unten mehr.

Der größte Verlierer: Sogleich zwei Sender geben in Gebiet Berlin/Brandenburg bei der Radio MA 2017/I um 16,5 Prozent nach. Da wären einerseits 98,8 KISS FM. „Der Beat von Berlin“ verliert somit 12.000 Hörer in der Durchschnittsstunde und blickt nunmehr auf 61.000 Liebhaber von Hip Hop, R'n'B und Co., während das 105‘5 Spreeradio 11.000 Anhänger verliert. Übrig bleiben 58.000 Radionutzer, die dem 50/50-Mix verfallen sind.

Das knappste Rennen im Sendegebiet Gebiet Berlin/Brandenburg mündete in einen Positionswechsel. Der Berliner Rundfunk 91,4 zählte bei der zweiten Reichweitenmessung 2016 noch 150.000 Hörer in der durchschnittlichen Stunde. Bei einem Minus von 13,2 Prozent stehen nun bloß noch – weiterhin bemerkenswerte – 130.000 auf dem Zettel. Dies genügt aber für BB Radio, um den Mitbewerber zu überholen. Die auf kontemporären Klang spezialisierte Welle legte von 136.000 Fans auf 143.000 Hörer in der Modellstunde zu.

Der Marktführer: Im Gebiet Berlin/Brandenburg kam es zu einem Wechsel an der Führungsposition. Hatte Antenne Brandenburg den Sieg mehrmals hintereinander inne, forderte der anhaltende Abwärtstrend nunmehr seinen Tribut. Nach den 176.000 Hörern in der durchschnittlichen Stunde bei der letzten Datenerhebung bleiben nunmehr noch 157.000 übrig. Dieses Minus von 10,9 Prozent ließ 104,6 RTL an der Konkurrenz vorbeiziehen. Der Privatsender legte um 11,9 Prozent zu – von 161.000 Interessenten in der Modellstunde gen 180.000.

Nielsen VI/VII: Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen
Der größte Gewinner
Der Osten hatte es nicht so mit dem Gewinnen, weshalb bereits lausige Zuwächse von rund 6.000 Hörern für MDR Jump und Energy Sachsen die Speerspitze des Triumphes darstellten. So wirklich konnte sich darüber aber eigentlich nur letztgenannte Station freuen, die sich nämlich um durchaus beachtliche 16,7 Prozent auf 43.000 Hörer pro durchschnittlicher Stunde freuen durfte. MDR Jump wiederum kann darauf verweisen, nach knackigen 11,7 Prozent bei der vorherigen Erhebung den Aufwärtstrend fortgesetzt und immerhin noch einmal zwei Prozent auf nun 322.000 Hörer hinzu gewonnen zu haben.

Der größte Verlierer
Auf der Verliererseite des Radiolebens machten es sich hingegen so einige Akteure gemütlich, wobei auch hier der Drama-Faktor alles in allem eher überschaubar ausfiel: R.SA fiel um 20.000 Hörer auf nur noch 123.000 pro durchschnittlicher Stunde zurück und wurde mit den damit verbundenen 13,7 Prozent Minus nur noch von radio Top 40 übertroffen, das bei einer äußerst überschaubaren Gesamtzahl an Konsumenten 14,1 Prozent abzugeben hatte. Ebenfalls noch recht hohe Abschläge standen bei Antenne MV (minus 17.000 Hörer) sowie radio Saw (minus 14.000) auf dem Papier.

Das knappste Rennen
Ein sehr enges Höschen war das Duell zwischen Antenne MV, das nach einem Hörerschwund um 13 Prozent nur noch auf 115.000 Konsumenten pro Stunde gelangte, sowie Radio Brocken, das sich minimal auf 114.000 Hörer steigerte. Innerhalb Sachsen-Anhalts verloren derweil der MDR Sachsen-Anhalt und radio Saw beinahe im Gleichschritt an Relevanz, sodass letzterer Sender mit 251.000 Hörern noch immer ein wenig in Front liegt.

Der Marktführer
MDR 1 Radio Sachsen klammerte sich an seinen 467.000 Hörern aus der vergangenen Erhebung fest und thronte damit abermals an der Spitze des Sender-Rankings. Auf einzelne Stunden konkretisiert liegen von diesem Sender lediglich Werte aus sechs Stundenintervallen vor, doch die sind zumindest in einem Punkt sehr interessant: Im Gegensatz zu der Mehrzahl der Sender holte man nicht etwa zwischen sieben und acht Uhr morgens die meisten Hörer ab (587.000), sondern in der darauf folgenden Stunde (645.000). Die höchsten Zugewinne verbuchte man zwischen 16 und 18 Uhr, während man morgens und zur Mittagsstunde leicht an Relevanz einbüßte.

Nationale Sender:
Der größte Gewinner:
Gute Zeiten für RTL Radio: Mit einem Plus von 21,5 Prozent legt der Sender bei der MA 2017 I deutlich zu. Man freut sich über 25.000 neue Hörer, die die durchschnittliche Reichweite nun auf 141.000 steigen lassen. Besonders konnte das Programm am frühen Morgen zulegen, wo man die Zahlen nahezu verdoppelt hat.

Der größte Verlierer: Radio Paloma hat keine so guten Karten gehabt. Das Programm hat 23.000 Hörer weniger, kommt nun noch auf rund 81.000 in der durchschnittlichen Stunde. Das entspricht einem doch ziemlich happigen Minus von 22,1 Prozent. Vor allem vormittags schlagen hier dicke rote Zahlen zu Buche, teils mit Abschlägen von mehr als 30 Prozent.

Das knappste Rennen:
Das liefern sich derzeit sunshine Live und Jam FM: sunshine Live kommt mit einem Plus von rund elf Prozent nun auf 70.000 Hörer in der durchschnittlichen Stunde, während JamFM nach deutlichen Abschlägen (-10,5%) bei rund 73.000 Hörern angekommen ist.

Der Marktführer:
Das ist und bleibt Klassik Radio: Die Station hat es geschafft, ihre Werte komplett zu halten. Wie schon bei der MA II im Jahr 2016 kommt man wieder auf 229.000 Hörer. Um es ganz genau zu nehmen: Der Ausweisung zufolge liegen sogar minimale Zugewinne vor. Ein Plus von 0,1 Prozent steht zu Buche.
08.03.2017 11:25 Uhr  •  Manuel Weis, Sidney Schering, Manuel Nunez Sanchez und Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/91675