10 Formate, die ihr Potenzial nicht genutzt haben

Auch das Jahr 2016 brachte wieder zahlreiche Formate hervor. Einige vielversprechende Neustarts liefen dabei quotentechnisch unter Wert. Eine Übersicht.

2016 – ein Fernsehjahr, in dem immer öfter der Ruf laut wurde, die Sender probieren zu wenig Neues. Tatsächlich scheint es, als seien im vergangenen Jahr weniger neue, mutige Formate erschienen als in den Jahren davor, viele Sender vertrauten zuungunsten der Innovation auf das Bewährte. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Auch 2016 machten die Fernsehzuschauer wieder Bekanntschaft mit allerlei neuen Formaten. Viele davon hatten keinen Erfolg. Weil sie konzeptionell unausgegoren waren, weil die Zielgruppe dafür zu klein war oder schlicht den falschen Ton trafen. Doch das Jahr 2016 brachte auch vielversprechender Neustarts hervor. Einige davon erkämpften sich zufriedenstellende Marktanteile und einen festen Programmplatz. Viele schöpften jedoch quotentechnisch ihr Potenzial nicht aus.
Ein Überblick über zehn Formate, die trotz ansprechendem Inhalt unter Wert liefen:

«Die Stadt und die Macht» (Das Erste)


„Einschalten, Deutschland!“, lautete Anfang Januar die Forderung unseres Kritikers (siehe Info-Box). Tatsächlich verbindet man mit deutschem Fernsehen dieser Tage nicht zwangsläufig Qualitätsserien. Eine solche hatte die ARD nach der Idee von Martin Rauhaus aber offensichtlich produziert. Vom 12. bis 14. Januar sendete Das Erste sein sechsteiliges Format «Die Stadt und die Macht» jeweils zur besten Sendezeit in Doppelfolgen. Mit der toll aufspielenden Anna Loos hatte die Serie einen bekannten Lead und dazu noch eine spannende Geschichte zu erzählen: Über die selbstbewusste Anwältin Susanne Kröhmer (Loos), Abgeordnete in der fiktiven CDP, die nach dem Selbstmord ihres alten Freundes dunklen Verflechtungen im Umfeld ihres einflussreichen Vaters auf die Spur kommt.

Eine deutsche Serie im Fahrwasser von «The West Wing» oder «House of Cards», ein Blick durch das Schlüsselloch in die Hinterzimmer deutscher Politik. Nicht wenige deutsche Serien orientieren sich an amerikanischen Vorbildern - die meisten scheitern aber dabei, ihre Geschichte auf ansprechende Weise in deutsche Lebenswelten zu übersetzen. «Die Stadt und die Macht» schafft dies, mit einem pulsierenden Berlin als ein modernes Babylon und Anna Loos als starke und authentische Frauenfigur mit Reibungspunkten inmitten eines starken Casts. „Einschalten, Deutschland!“ Dieser Aufforderung folgten viel zu wenige Personen: Nie verfolgten mehr als drei Millionen Personen der sechsteiligen Serie, im Mittel nur 7,9 Prozent des Gesamtpublikums. Auch beim jungen, serienaffinen Publikum sprang mit mittleren 5,2 Prozent viel zu wenig heraus. Rasch nach Ausstrahlung fand die Serie in Netflix einen Abnehmer. Dort haben Qualitätsserien dieser Tage wohl eine aussichtsreichere Zukunft.

«Neo Magazin Royale» (ZDFneo/ZDF)


Jan Böhmermann und sein «Neo Magazin Royale» gehören in einer solchen Auflistung zweifelsohne zu den üblichen Verdächtigen. Seit Oktober 2013 stellt der Entertainer mit der bildundtonfabrik für ZDFneo sein «Neo Magazin» her, seit Februar 2015 in neuem Studio unter neuem Namen. Wöchentlich erobert der Hashtag zur Sendung die Twitter-Charts und Dank einiger Kontroversen und TV-Coups ist Böhmermann mittlerweile Liebling des Feuilletons. Erfolgreich lief das «Neo Magazin Royale» im linearen Fernsehen jedoch nie, der Großteil des Publikums findet sich im Internet, wo die Sendungen dauerhaft über die ZDF-Mediathek abgerufen werden können. Das liegt auch an der jungen, internetaffinen Zielgruppe, auf die die Sendung es maßgeblich abgesehen hat.

Zwar gestand das ZDF dem «Neo Magazin Royale» auch einen Platz im Hauptprogramm zu, auch dort läuft die Sendung aufgrund der ZDF-Stammzuschauerschaft aus eher älteren Semestern jedoch fernab des Senderschnitts. Dabei hat das «Neo Magazin Royale» im Jahr 2016 so große Wellen verursacht wie nie zuvor. Mit Böhmermanns Schmähkritik auf den türkischen Staatschef Erdoğan löste der Unterhalter nicht weniger als eine Staatsaffäre aus, durch die eine Diskussion um die Grenzen von Satire und das Grundrecht auf Kunstfreiheit entbrannte – dabei ging der brillante „#Verafake“-Coup sogar etwas unter. Das «Neo Magazin Royale» stellt nach wie vor eines der innovativsten und am liebevollsten produzierten Formate im deutschen Fernsehen dar. Der Sendung ist es zu wünschen, dass ihr auch linear bald noch mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. Das gleiche gilt für das 2016 gestartete «Schulz & Böhmermann», dem inoffiziellen Nachfolger der ehemaligen Talk-Show-Innovation «Roche & Böhmermann».


Steven Gätjens neue ZDF-Shows


Als Moderator von «Schlag den Raab» stieg er in die A-Riege der deutschen Moderatoren auf, im ZDF sollte Steven Gätjen den nächsten Schritt gehen. Schnell stattete der Mainzer Sender den Deutschamerikaner mit allerlei neuen Formaten aus. Obwohl einige davon durchaus einen ansprechenden Unterhaltungs-Faktor besaßen, schlug keines der neuen Steven Gätjen-Formate im ZDF so richtig ein, wodurch die Frage aufkommt, welchen Anteil eigentlich die Bekanntheit und Beliebtheit des Moderators am Erfolg einer Sendung hat. Nicht jede der neuen Gätjen-Shows überzeugte auch inhaltlich, die Bilanz nach einem Jahr wirkt trotzdem ungerechtfertigt.

Mit «I can do that!» startete das ZDF ab dem 25. Februar eine neue Donnerstagabendshow, die jedoch quotentechnisch zu keinem Zeitpunkt überzeugte, sich nach 6,4 Prozent Gesamtmarktanteil am Start aber nach vier Wochen immerhin auf 9,6 Prozent gesteigert hatte. Schade, denn eigentlich kam die Sendung, in der Promis verschiedene Kunststücke lernen und schließlich vor Publikum zum Besten geben müssen, recht unterhaltsam daher. Davor lief bereits die Show-Neuauflage «Die Versteckte Kamera 2016» Mitte Februar nicht besonders überzeugend. Mit dem Comeback von «Deutschlands Superhirn», das 2012 noch unter der Leitung Jörg Pilawas tolle Werte hervorbrachte, ging die Gätjen-Misere ab Juni 2016 weiter. Am bedauerlichsten stellten sich aber die Zahlen des erst Mitte November gestarteten «4 geben alles!» dar, das in Folge eins nur 2,64 Millionen Zuschauer und insgesamt 8,8 Prozent am Samstagabend unterhielt und trotz sehenswerter Spiele und hohem Wohlfühlfaktor nicht ankam. Vielleicht folgt der Durchbruch der Gätjen-Shows im Jahr 2017.

«Mensch, Gottschalk – Das bewegt Deutschland» (RTL)


Thomas Gottschalk bleibt weiterhin eine Koryphäe unter den deutschen Fernsehmoderatoren. Einer, der alles wegmoderieren, der alles unterhaltsam halten kann. Den man einfach nur machen lassen muss. Seine fehlende Ruhe und Souveränität machte «Wetten, dass…?!] letztlich den Garaus. Am 5. Juni 2016 brachten RTL und Thomas Gottschalk mit [[Mensch, Gottschalk – Das bewegt Deutschland» den Flair seiner großen Samstagabendhits zurück auf die deutschen Bildschirme. Nicht weniger als ein XXL-Format erwartete die Fernsehzuschauer an besagtem Sonntagabend, Überlänge obligatorisch.

Ein komplexes Konzept braucht ein Entertainer wie Gottschalk dabei nicht, die Sendung war einfach erklärt: Gottschalk, Gäste, Musik und gute Laune. In etwas ausführlicheren Worte: Der Moderator begrüßt bis zu 15 Gäste und spricht mit ihnen über Themen, die das Land bewegen. Dazu gibt es Einspielfilme und Musik-Acts. Im Vergleich zu seinen ZDF-Shows gestaltete man das Studio nun gemütlicher und vertrauter, die Themen waren so bunt gemischt wie die Gäste. Es wurde mit EU-Parlamentspräsident Martin Schulz über Politik gesprochen, aber auch über die Anschläge von Paris. Später ging es mit Dieter Zetsche und Niki Lauda über automatisierte Mobilität, ehe ein «Wer wird Millionär?»-Gewinner gastierte und danach über die Volkskrankheit Krebs gesprochen wurde. Was beliebig wirkte, machte Gottschalk doch irgendwie zu einer runden Sache. So funktionierte auch eine Art Jahresrückblick im Sommer inhaltlich. Mit nur 9,5 Prozent in der klassischen Zielgruppe lief «Mensch, Gottschalk» jedoch alles andere als zufriedenstellend. Trotzdem hat RTL bereits eine Fortsetzung angekündigt.

ProSiebens Wissensoffensive im Sommer


Der ProSieben-Montag ist dieser Tage als Festung der beliebten US-Serie «The Big Bang Theory» bekannt und als angestammte Heimat von Joko & Klaas mit «Circus Halligalli». Andere Töne wollte ProSieben am Montagabend im Sommer anschlagen, wo gleich vier verschiedene Magazine „in eine neue Dimension des Wissens-TV vorstoßen“ sollten, wie ProSieben damals ankündigte. Dem Sitcom-Sender trauten nicht viele die Bewältigung dieser Aufgabe zu, dennoch schuf der Unterföhringer Sender durchaus ansprechende Formate. Allen voran mit der Reportage-Reihe «Uncovered», in der Thilo Mischke als Auftakt der ProSieben-Wissensoffensive interessante Einblicke in bislang unbekannte soziokulturelle Sphären gab und ein Produkt schuf, das informiert, aber auch unterhält, ohne inhaltliche Defizite in Kauf zu nehmen. Von allen vier Formaten lief «Uncovered» am stärksten, ein Wermutstropfen fand sich jedoch in der letzten der zunächst vier Folgen, die nur noch auf 8,3 Prozent der jungen Zuschauer kam.

Weniger Erfolg hatte «Follow Us!», das als betont junge Reportagereihe fleißig mit Instagram, Selfies und Hashtags hantierte, dabei aber auch jung und unverbraucht wirkte. Ein Sender wie ProSieben mit der Kernzielgruppe zwischen 14 und 29 Jahren braucht solche Formate, auch wenn «Follow Us!» inhaltlich nicht mehr als durchschnittliche TV-Kost war. In Sachen Quoten blieb die Sendung leider durchgängig hinter den Erwartungen zurück. Etwas besser, jedoch immer noch nicht zufriedenstellend, lief es für «Inside mit Stefan Gödde», das allerdings inhaltlich auch weniger spektakulär daherkam. Wechselhaft präsentierte sich unterdessen «10 Fakten», das zweite Thilo Mischke-Experiment am Montagabend, mit Quoten zwischen 9,4 und 15,1 Prozent. Insgesamt ein lobenswertes Montags-Experiment von ProSieben, das die Zuschauer letztlich zu wenig goutierten.

«Das ProSieben Auswärtsspiel»


«Das ProSieben Auswärtsspiel» war eine bislang einmalige Eventshow des titelgebenden Senders aus dem Süden Deutschlands. Mit 10,4 Prozent generierte die Sendung am Samstag, dem 24. September, etwa Werte in Höhe des «Schlag den Star»-Niveaus. Ganz zufriedenstellend, könnte man meinen. Betrachtet man jedoch den Aufwand, der hinter der ambitionierten XXL-Sendung liegt, wird sich ProSieben sicher mehr erhofft haben. Eine riesige Hausparty mit knapp 300 Leuten und Promis wie The Boss Hoss, Frank Buschmann, Thore Schölermann, Guido Cantz, Palina, Elton und Teile des Sender-Managements nahm Ende September seinen Lauf. Der Clou: Die Liveshow findet nicht in den ProSieben-Studios statt, sondern im Heim des Kandidaten, der in der Sendung um Sachpreise spielt und letztlich sogar 100.000 Euro gewinnen kann.

Vier Stunden umfasste die Show, entsprechend enorm war der Aufwand ProSiebens, das für die Übertragung eine ganze Straßenzeile für die zahlreichen Spiele präparieren, die Promis und das Equipment in einen Wohnblock transportieren musste und vorher nichts proben konnte. So herrschte über weite Teile eine zeitweise anstrengende, aber auch oft liebenswerte Chaotik. Am Ende stand eine Samstagabendshow, die vieles ganz anders machte als man es vom deutschen Fernsehen dieser Tage kennt - die ihren Reiz durch ihre Unberechenbarkeit erzeugte. «Das ProSieben Auswärtsspiel» könnte eine goldene Zukunft haben, auf die die Werte der Premiere noch nicht hindeuten.


«Blindspot» (Sat.1)


Als die US-Serie «Blindspot» am 8. September 2016 seine Free-TV-Premiere bei Sat.1 feierte, hatte sich die Crime-Serie in den USA schon längst einen Namen gemacht. Vor dem Start der TV-Saison 2015/2016 nannten zahlreiche Kritiker das NBC-Format als qualitativ besten Neustart der bevorstehenden Saison. Auch quotentechnisch lieferte die Serie ab: Knapp elf Millionen Personen verfolgten die erste Staffel der Serie in den USA pro Folge, sodass NBC sich nicht lange Zeit ließ, «Blindspot» zu verlängern. Derzeit läuft die Warner Bros-Produktion in den USA bereits in Staffel zwei, hierzulande hat «Blindspot» jedoch noch mit den 23 Episoden aus Staffel eins zu kämpfen.

Insbesondere die interessante Prämisse des Formats lockte nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland viele Serienfans bereits im Vorfeld an: Eine am ganzen Körper tätowierte Frau wird nackt und ohne Erinnerungen bezüglich ihrer Identität am New Yorker Time Square gefunden. Das FBI findet schnell heraus, dass ihre Tattoos Hinweise auf schwere Verbrechen aller Art enthalten und macht sich danach auf, die Fälle zu lösen. Dieses Setup führte «Blindspot» im Rahmen seiner Premiere bei Sat.1 zu starken 13,1 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe. Schnell riss das Interesse am Crime-Format jedoch ab. Auch nach dem stets überzeugenden «Criminal Minds» fiel «Blindspot» schon nach vier Folgen unter den Sat.1-Senderschnitt. Nach schwachen 7,2 Prozent am 3. November beschloss Sat.1, «Blindspot» erst eine Stunde später zu zeigen. Auf dem eigentlich angedachten 21.15 Uhr-Sendeplatz holen dieser Tage sogar «Criminal Minds»-Wiederholungen deutlich stärkere Zahlen, während «Blindspot» meist knapp unter neun Prozent der Zielgruppe abschneidet.

«Old Guys on Tour» (Tele 5)


Anders als die großen Sender scheut sich Tele 5 nicht vor Programm-Experimenten, hier sind Innovationen und zuweilen auch Wahnsinn Teil des Senderkonzepts. Verwegen war auch die Idee des Senders, ab Mitte September eine Auswahl an Gameshow-Moderatoren der 90er Jahre beim Beschreiten des Jakobswegs zu zeigen. Angeführt vom 70jährigen Jörg Dräger, ehemaliger «Geh aufs Ganze!»-Moderator und notorischer Zonk-Verteiler, neben dem 63jährigen Ex-«Glücksrad»-Moderator Frederic Meisner, dem 67jährigen «Der Preis ist heiß»-Moderator Harry Wijnvoord und dem 72jährige Björn Hergen-Schimpfn, der sowohl bei den Öffentlich Rechtlichen als auch bei RTL und Vox unterschiedliche Sendungen moderierte. So etwas wie die «Expendables» der 90er Jahre-Abendunterhaltung also, während Karl Dall die Funktion des Moderators, Kommentators und "Reiseleiters" übernahm, der immer mal wieder obszöne Witze einstreute und die schwer gezeichneten Pilger zwischendrin süffisant begrüßte.

«Old Guys on Tour» – das war vor allem televisionäre Entschleunigung mit grauhaarigen TV-Urgesteinen, die wahlweise über Schmerzen in Knie, Wade oder Hüfte motzten. Kurzerhand deklarierte Tele5 seinen Sendernamen ironisch zu „Tele 65+“ und das Format zur „Walkumentary“. Insgesamt stellte «Old Guys on Tour» liebenswerten TV-Blödsinn á la Tele 5 dar. Auf Twitter lief der Hashtag zur Sendung heiß, die Zuschauer schienen einen Heidenspaß zu haben. Unter dem Strich sprang jedoch kein Quotenerfolg heraus. Dafür war das Format einfach zu Tele 5.

«ran Basketball» (ProSieben Maxx)


Am Fußball führt in Deutschland kein Weg vorbei, das wissen auch die Fernsehmacher. Dass es außerdem Sportarten gibt, für die sich die deutschen abseits der Bundesliga interessieren, ist jedoch auch klar. Der Basketball hat im deutschen Fernsehen eine wahre Odyssee hinter sich, die die Korbjagd zuletzt zu ProSieben Maxx führte. Mit der NFL hatte ProSieben Maxx kurz davor großartige Erfahrungen gemacht, als der US-Sport am Sonntag zum Quotenhit wurde. Dies wollte ProSieben Maxx mit dem Basketball wiederholen und sicherte sich daher den Basketball Eurocup, an dem in dieser Saison Alba Berlin, ratiopharm Ulm und die sonst so quotenstarken Münchner Bayern teilnehmen.

Während die Basketball-Bundesliga unter anderem über „Telekom Basketball“ und Free-TV-Partner Sport1 zu sehen ist, scheint das Interesse am Sport dieser Tage gesättigt zu sein, zumal der Basketball Eurocup bei Weitem nicht die Zugkraft einer UEFA Champions League hat. Schon im Rahmen der ersten Übertragung am 12. Oktober verbuchte ProSieben Maxx am Mittwochabend katastrophale Werte, die sich seitdem nicht deutlich besserten. In der Primetime holt «ran Basketball» gerade einmal 0,3 bis 0,4 Prozent, zuweilen aber auch 0,1 Prozent oder Marktanteile im nicht messbaren Bereich. So deutet alles darauf hin, dass die Basketball-Übertragungen bei ProSieben Maxx ein jähes Ende nehmen werden. Schade, denn die Qualität der Übertragungen und die Sportart an sich hätte in Deutschland mehr Aufmerksamkeit verdient.

«Weinberg» (VOX)


Oh, du deutsche Serie! «Die Stadt und die Macht» war bei Weitem nicht die einzige deutsche Serie, die 2016 hinter ihrem Potenzial zurückblieb. Dabei liest sich die Geschichte von «Weinberg» doch so hoffnungsvoll: Als Eigenproduktion des nicht gerade auf Rosen gebetteten Pay-TV-Senders TNT Serie, schaffte es die deutsche Mystery-Serie vom Bezahlfernsehen ins frei empfangbare Programm zu VOX, das im Serienbereich zuletzt mit «Club der roten Bänder» gute Erfahrungen machte. Doch «Weinberg», nach der Idee der «Club der roten Bänder»-Autoren Jan Martin Scharf und Arne Nolting, hätte keinen größeren Kontrast zum VOX-Serienerfolg bieten können: Das Format erzählt die Geschichte eines namenlosen Mannes, der mit einer Kopfverletzung auf einem von Nebel umwobenen «Weinberg» aufwacht. An seine Identität kann er sich nicht erinnern, sein Trauma verschärft der Fund einer Leiche direkt neben ihm. Eine bildhübsche junge Frau, festlich gekleidet, blutüberströmt. Um dem Mord nachzugehen, begibt sich der Unbekannte an das am Fuß des Weinbergs liegende und verschworene Dorf Kaltenzell an der Ahr.

Ok, «Weinberg» lief schon im Pay-TV ziemlich schwach. Gerade einmal 3,2 Prozent, die in der werberelevanten Zielgruppe im Rahmen der Multi-Programmierungen bei VOX feststanden, hat die Serie jedoch wahrlich nicht verdient. «Weinberg» galt als einer der Lichtblicke im Bereich deutscher Serien, als düster und stimmungsvoll. Gleichzeitig schafften es die Macher, mit vergleichsweise geringen Mitteln, eine intelligente und packende serielle Erzählung zu kreieren und trotzdem optisch einiges herzumachen. Daran hat das deutsche Fernsehpublikum dieser Tage scheinbar einfach kein Interesse.
18.12.2016 10:30 Uhr  •  Timo Nöthling Kurz-URL: qmde.de/90028