Forenecho: Wo gibt es noch gute Sendungen im TV?

Oliver Kalkofe findet im Gegensatz zu unseren Foren-Usern keine guten Sendungen mehr im Fernsehen.

Das deutsche Fernsehen wird „belangloser und beliebiger“ – zumindest wenn es nach Oliver Kalkofe geht. Als vermutlich bekanntester TV-Kritiker Deutschlands äußerte er sich im Quotenmeter.de-Interview nicht gerade angetan übers Fernsehen. Besonders die letzte Frage, wo nach guten Sendungen gefragt wird, hat es in sich, denn Kalkofe scheint wohl gar nichts mehr Positives zwischen all dem Nachmittags-Trash zu finden: „Wenn jemand eine findet, geben Sie mir doch bitte Bescheid! Ich würde mich sehr freuen. Ehrlich!“ Unsere Quotenmeter.de-Forumsteilnehmer nahmen dies zum Anlass, um sich nach guten TV-Formaten umzusehen.

SpookMcNasty fallen viele Beispiele für gutes Fernsehen ein. Zum Beispiel lobt er die Magazine «Weltspiegel» und «Frontal 21», aber auch Shows und US-Serien wie «Wer wird Millionär?» oder «Royal Pains». Columbo meint, dass „der Gute in dem Interview doch arg verbittert wirkt. Kritik ist gut und schön, aber überall nur draufkloppen finde ich übertrieben, besonders die Antwort auf die letzte Frage. Und wirklich etwas Neues hört man von ihm auch nicht mehr, egal welche Interviews man liest.“ Auf eine neue Staffel von «Kalkofes Mattscheibe» hofft der User aber dennoch. Kalkofe sei diesbezüglich auch schon in Gesprächen mit diversen Sendern. AlphaOrange sieht das Ganze etwas kritischer; hat schon länger „jeglichen Respekt“ vor Kalkofe verloren. „Geht es nach Kalkofe, dann ist einfach alles schlecht und im Besonderen noch schlechter als es früher einmal war. Die letzte Antwort im Interview ist doch symptomatisch. Wir haben Dokus und Wissenssendungen auf den Öffentlich-Rechtlichen, haben den Raabschen Entertainment-Komplex auf ProSieben, die Renaissance der deutschen Serie mit eigenen statt abgekupferten Akzenten auf Sat.1, den zurückgekehrten Mut zur Primetime-Sitcom, hervorragende Sportberichterstattungen auf dem Ersten, Zweiten, RTL und Sat.1 und Herr Kalkofe findet nicht eine einzige gute Sendung im deutschen TV?“

„Kalkofe hat mir nie was gegeben, schon zu Premiere Zeiten nicht. Erstens fand ich seine Parodien kindisch und inhaltlich ist da nie was rübergekommen. Aber wenigstens meckern und jammern - ist ja heute modern. Selbst anpacken ist da nicht so cool – soll er doch einfach mal selbst Verbesserungsvorschläge machen. Dieses Format hat sich halt etwas überlebt – Kalkofe lass dir mal was Neues einfallen“, fordert derweil SchwuppdiWupp. Jeythor schlägt sich dagegen voll und ganz auf Kalkofes Seite: „Kalkofe hat vollkommen recht mit dem was er sagt“, schreibt er. „Klar haut er seit Jahren auf dasselbe drauf, aber es ändert sich leider auch nichts, deswegen ist es nur konsequent, weiter zu kritisieren, solange es keine Verbesserung gibt. Die andere Option wäre, einfach aufzugeben und sich mit dem Käse zu arrangieren, oder aber komplett aufs Fernsehen zu verzichten. Ob man die Parodien bzw. die Mattscheibe mag ist wieder eine andere Sache. Das ist eben Kalkofes Stil zu kritisieren. Natürlich könnte er sich auch so vor die Kamera stellen, und einen streng sachlichen Vortrag darüber halten, was alles schlecht an einer Sendung ist, aber wer würde sich das denn ansehen wollen? Er versucht mit seiner Sendung Kritik zu üben und gleichzeitig zu unterhalten, und das schafft er meiner Meinung nach auch“, fährt der Forumsteilnehmer fort.

„Das Problem bei Kalkofe ist doch die Doppelmoral, die er an den Tag legt. Zudem die Scheinheiligkeit. Seine Kritik ist ja durchaus berechtigt, auch wenn er die vielen guten Programme nicht erwähnt. Scheinbar scheint Kalkofe selbst aber nur das Nachmittagsprogramm zu sehen, sonst wüsste er das auch, oder aber er will sie nicht erwähnen, weil sein Standpunkt dann hinfällig wäre. Schlimm ist es aber, wenn er einerseits diese Kritik äußert, sich als letzten echten TV Kritiker sieht, dann aber mit seiner Mattscheibe eines der niveaulosesten Programme in petto hat. Ob die Mattscheibe lustig ist, ist Geschmackssache, aber sonderlich viel Niveau oder Anspruch ist mit ihr auch nicht gegeben. Kalkofe predigt Wasser, trinkt aber selbst Wein... das passt einfach nicht und deshalb kann man diesen Mann einfach nicht ernst nehmen. Zumal er seit Jahren die gleiche Leier vom Stapel lässt und selbst auch nicht anderes zu bieten hat als eben jede Mattscheibe. Hat er abgesehen von den Wixxer-Filmen, über deren Niveau ich hier auch nicht reden möchte, auch nur irgendetwas veröffentlicht, das Niveau hat? Er mischt munter mit und verdient gut an dieser Branche, die er dafür kritisiert, dass jemand wie er Geld damit verdient“, meint viccadict und hat dabei bei vielen Mitgliedern des Forums den Nagel auf den Kopf getroffen.

AlphaOrange hat abschließend noch folgendes zum Thema loszuwerden: „Was «Kalkofes Mattscheibe» angeht, kann ich nur sagen: Wer das für konstruktive Fernsehkritik hält, der glaubt auch, dass «Switch Reloaded» Mediensatire sei. Das spricht nicht gegen die Formate. Lustig ist beides, wenn man den Humor teilt. Ansonsten eben nicht. Ist bei Comedy halt so. Nur konstruktiv ist die «Mattscheibe» nicht, denn genau genommen haut Kalkofe da immer nur auf die kleinen drauf. Home Shopping. Astro-Kanäle. Volksmusik. Die Probleme, die das deutsche Fernsehen wirklich hat, liegen woanders. Die liegen im hingerotzten und vom Zuschauer doch hochfrequentierten Nachmittagsprogramm, in der Mutlosigkeit der Primetimegestaltung, im Versagen der Nachwuchsförderung vor und hinter den Kulissen, im Konservatismus der Öffentlich-Rechtlichen. Und übers verbale Niveau der «Mattscheibe» braucht man nicht streiten. Da fällt es mir schwer, zu rechtfertigen, dass die «Mattscheibe» ein wertvolleres Format sei als etwa «Two and a half Men» oder die Live-Mitschnitte von Mario Barth. Oder Volksmusik-Sendungen, die mit der gleichen Hingabe und Liebe zum Schaffen gestaltet sind wie die Mattscheibe, nur eben nicht den Geschmack eines Herrn Kalkofe treffen – was auf Gegenseitigkeit beruhen dürfte.“

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05.06.2011 14:00 Uhr  •  Daniel Sallhoff Kurz-URL: qmde.de/50032