Der Fernsehfriedhof: «Hilfe, meine Familie spinnt»

Quotenmeter.de erinnert an all die Fernsehformate, die längst im Schleier der Vergessenheit untergegangen sind. Folge 19: Der deutsche Al Bundy.

Liebe Fernsehgemeinde, heute gedenken wir der wahrscheinlich farblosesten Comedyserie des deutschen Fernsehens.

«Hilfe, meine Familie spinnt» wurde am 04. März 1993 geboren und entstand zu einer Zeit, als RTL mit dem US-Import «Eine schreckliche nette Familie» am Abend und vor allem im Nachmittagsprogramm große Erfolge feierte. Was lag daher näher als die amerikanische Sitcom auf deutsch zu adaptieren? So wurden aus den Bundys die Strunks, die in einem Fertighaus in Köln wohnten. Der deutsche Al hieß fortan Jupp und verkaufte wie sein Vorbild Schuhe. Seine Frau Roswitha hatte wie Peggy Bundy keinen Job und keine Lust, die Kinder Biggy und Tim ähnelten ihren Vorbildern Kelly und Bud und sogar der Familienhund und die spießigen Nachbarn tauchten in Gestalt von Cobold und den Pfeiffers in der deutschen Version auf. Die zahlreichen Ähnlichkeiten waren von den Machern absolut gewollt, da man einfach die Originaldrehbücher übernommen hatte und so jede Szene und jeden Witz noch einmal nachspielte. Möglich war dies, weil mit Sony Pictures (früher: Columbia Tristar) die gleiche Produktionsfirma für das Remake verantwortlich war wie für die Vorlage.

Jeder Bundy-Fan erkannte sofort die Geschichte um den Bart, die Stewardessen, und die Kastration des Hundes wieder. Aus dem Pokerabend, bei dem Steve die Hypothekenrate verspielt, wurde beim Remake kurzerhand ein Skatabend und die Doppelfolge „Frauen wollen auch nur Spaß“ hieß schlicht „Rosi und die Traummänner“.

Gespielt wurde der deutsche Al Bundy vom ehemaligen «Tatort»-Kommissar Lutz Reichert, der ab 1993 auch zur Stammbesetzung der RTL-Show «Wie bitte?!» gehörte und einige Gastauftritte bei «Unser Lehrer Doktor Specht» und «Die Wache» hatte. Er und sämtliche übrigen Figuren wirkten jedoch wie farblose Kopien des Vorbildes und konnten die Originale nie erreichen.

Die Erstaustrahlung der Kopie erfolgte ab März 1993 donnerstags um 20.45 Uhr bei RTL. Direkt vor der Serie lief die zweite RTL-Kopie einer US-Sitcom: «Ein Job fürs Leben» war eine wörtliche Übersetzung des Comedy-Klassikers «Wer ist hier der Boss?». Hier übernahm René Hofschneider die Rolle des männlichen Haushälters.

Da beide Serien wenig überraschen konnte, überzeugten sie das deutsche Publikum nicht . Warum auch? Die Originale liefen zur gleichen Zeit und boten frische Episoden an. Über eine erste Staffel kamen daher beide Formate nicht hinaus. Trotzdem wiederholte SuperRTL die Serien im Abendprogramm zwischen 1996 und 1997 insgesamt zwei Mal.

«Hilfe, meine Familie spinnt» wurde im Dezember 1993 beerdigt und erreichte ein Alter von 26 Folgen. Die Serie hinterließ vor allem die Frage, ob diese Produktion wirklich nötig war.

Möge die Serie in Frieden ruhen!

Die nächste Ausgabe des Fernsehfriedhofs widmet sich der Gameshow von Dschungelcamp-Teilnehmerin Gundis Zambo.
15.01.2009 09:20 Uhr  •  Christian Richter Kurz-URL: qmde.de/32542