Quo vadis, MCU? Über die Zukunft der Avengers und weiterer Marvel-Helden

Vor einem Jahr stand die Kinobranche weltweit noch ganz im Zeichen von «Avengers: Endgame», dem vorläufigen MCU-Höhepunkt, und zwölf Monate später erleben wir (ungewollt) die erste echte Pause seit Beginn dieser bis dato einzigartigen cineastischen Reise, die 2008 mit «Iron Man» ihren Anfang nahm. Der ideale Zeitpunkt, um zurück- und vorauszublicken.

„I am Iron Man!“, ein einziger Satz, der für eine gesamte Leinwanddekade steht, und der für all jene, die Tony Stark (Robert Downey Jr.) seit seinem ersten Einsatz in voller Montur begleitet haben, selbsterklärend ist – und das trotz der vielfältigen Möglichkeiten, ihn mit Blick auf die persönliche Entwicklung des Heroen in rot-goldener Rüstung zu deuten. Spätestens seit Disney+ vor einigen Wochen auch in Europa in zahlreichen Disney-affinen Ländern gelauncht wurde (unter anderem auch bekanntlich in Deutschland), dürfte er in diversen Wohnzimmern sogar mehrfach zu hören gewesen sein. Dies dürfte außerdem bei nicht wenigen Erinnerungen an mindestens einen Kinobesuch aus dem letztjährigen Frühling oder Sommer wachgerufen haben. Einen Tag, auf den Fans rund um den Erdball mit jedem neuen Blockbuster etwas mehr hingefiebert hatten. Den vorläufigen Peak erreichte die Vorfreude sicherlich mit dem kleinen Finale «Avengers: Infinity War.»

Normalerweise hätten die zahllosen Popkulturbegeisterten viel weniger Zeit, um sich jede der bisherigen Phasen, in die das Marvel Cinemtaic Universe eingeteilt wird, noch einmal in aller Ruhe in Erinnerung zu rufen und nostalgisch zu werden. Ohne die Pandemie-bedingten Kinoschließungen und Release-Verschiebungen hätte DCs großer Konkurrent nämlich mutmaßlich längst sehr viel Geld mit «Black Widow» verdient, der nachgereichten Vorgeschichte der titelgebenden Heroin mit einer Vergangenheit als Agentin. Voraussichtlich wird diese Origin-Story nun am 5. November veröffentlicht, an dem Termin, an dem ursprünglich all die Freunde von Comic-Adaptionen entweder ein Wiedersehen mit den Eternals gefeiert oder erstmals Bekanntschaft mit einer der unterschätztesten Familien der Marvel-Historie gemacht hätten.

Der letzte, diese Geschichte von epischem Ausmaß vorantreibende Abendfüller stammt folglich aus dem Juli 2019: «Spider-Man: Far From Home». Dieser einerseits das zweite Kapitel aus dem Leben des dritten Leinwand-Peter und darüber hinaus eine Art Epilog zu «Avengers: Endgame» beziehungsweise zu der gesamten Infinity-Saga darstellende Streifen endete bekanntermaßen mit einer der spektakulärsten Post- respektive Mid-Credits-Scenes überhaupt. Seit der Entertainmentgigant dieses Element zum Markenzeichen seiner Abspänne erhoben hat, dürften die Treuesten der Treuen selten so viel Redebedarf gehabt haben wie nach diesen wenigen Minuten. Dass nur kurze Zeit später ein anderes (diesen Film betreffendes) Thema noch größer werden würde, war daher in dieser Form nicht zu erwarten gewesen.

Doch die vorläufige Ankündigung, dass Marvel und Sony ihre Zusammenarbeit in Bezug auf künftige Einsätze des beliebten „Wandkrabblers“ beenden würden, war nichts anderes als ein riesiger Schock für alle, die Tom Hollands Interpretation der „freundlichen Spinne aus der Nachbarschaft“ in ihr Herz geschlossen hatten. Nicht zuletzt der wunderbaren Chemie zwischen ihm und Robert Downey Jr. ist es zu verdanken, dass es sich so anfühlt, als würde „Spidey“ quasi stellvertretend für das Publikum in seinem Prequel, das den „Teenager“ nach Europa führt, auf angemessene und sehr emotionale Weise von Iron Man alias Tony Stark Abschied nehmen. Erst dadurch konnte aus dem wehmütigen Blick zurück ein in die Zukunft gerichteter werden. Und so spannend es schon immer war, sich zu fragen, welche Richtung Kevin Feige, der Kopf des Marvel-Kreativapparats, und die für Regie und Drehbuch Zuständigen einschlagen würden und wie sie diesen fiktionalen Ausnahmekosmos weiterentwickeln würden, so spannend wie aktuell war es wahrscheinlich noch nie.


Schließlich werden die Karten in der nun startenden Phase 4 nicht einfach nur neu gemischt, es kommen gleichzeitig unzählige neue hinzu und (um im Bild zu bleiben) die Regeln des Spiels dürften sich darüber hinaus ebenfalls deutlich verändern. Eine nicht ganz unbedeutende Rolle wird in diesem Zusammenhang Disney+ spielen: Wer weiterhin über alles, was im MCU geschieht, auf dem Laufenden bleiben will, der wird in Zukunft nicht mehr auf den im November 2019 zunächst in den USA und einigen anderen Ländern gelaunchten und seit März unter anderem auch in Deutschland gestarteten Streamingdienst verzichten können. Denn mittel- und langfristig sollen neben den zahlreichen Zeichentrickklassikern nicht nur jede Menge neue «Star Wars»-, sondern vor allem auch diverse Marvel-Titel für konstant steigende Abonnentenzahlen sorgen. Und gerade diejenigen, die dem Video-on-Demand-Angebot momentan noch sehr skeptisch gegenüberstehen, dürften sich vermutlich bald verwundert die Augen reiben.



All jene, die sich etwas besser in der Welt der Sprechblasen und Panels auskennen, können zumindest erahnen, dass das berühmteste große „M" der Unterhaltungsbranche einmal mehr beweisen wird, dass bis zu einem gewissen Grad Erfolg eben doch planbar ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass sehr vielen Menschen zu diesen Zeitpunkt nicht einmal im Ansatz bewusst ist, dass sie bald Fans von Heldinnen und Helden sein werden, von denen sie bis jetzt noch nie auch nur das Geringste gehört hatten, ist sehr hoch. Warum? Weil es in diesem Universum nie anders war. Viele haben dies nur längst vergessen, weil die Marke „Avengers“ mittlerweile eine Strahlkraft erreicht hat, die ihresgleichen sucht. Dabei gilt es aber, wie bereits angedeutet, Folgendes zu bedenken: Iron Man, Captain America, Thor & Co. waren ursprünglich der breiten (globalen) Mehrheit kein Begriff. Selbst Comic-Leser, die vielleicht nicht zu denen gehören, die seit frühster Kindheit so ziemlich alles „verschlingen“, was Marvel und DC herausbringen, die sich allerdings regelmäßig mit neuen Heften eindecken, kannten das Gros des Kernteams nur dem Namen nach. Macht man sich dies bewusst, kommt man zu der Erkenntnis, dass die Leistung von Feige und all jenen, mit denen er im Laufe der Jahre zusammengearbeitet hat, eigentlich gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann.

Ebenfalls Erwähnung finden sollte in diesem Kontext jedoch auch, dass diese „It’s-all-connected“-Idee nicht vom Himmel gefallen ist. In der Vergangenheit hatte Marvel seine Beschützter des Planeten oft von anderen Studios in die weltweiten Lichtspielhäuser bringen lassen – von Studios, deren Bosse im Übrigen inzwischen nahezu alle selbst darum bemüht sind, ihre eigenen „Properties“ ebenfalls cineastisch zu verbinden. Mit einigen Umsetzungen war man mehr, mit anderen weniger zufrieden – hinsichtlich des Inhalts und/oder der Einspielergebnisse. Hinzu kam, dass die „Kreativschmiede“ etwa bei der ersten «X-Men»- und Sam Raimis «Spider-Man»-Trilogie, die den Grundstein für den modernen Superheldenhype, der bis heute andauert, legten, als Lizenzgeber wohl nur ein verhältnismäßig kleines Stück vom „Einnahmekuchen“ erhielten. Die naheliegende Lösung: Man verließ sich nicht mehr auf andere, sondern vertraute von nun an auf die eigene Expertise, und damit schlug die große Stunde eines neuen Players am Markt: Marvel Studios. Um den weltweiten Vertrieb der ersten Abenteuer von Iron Man, Captain America (Chris Evans) und Thor (Chris Hemsworth) kümmerte sich zunächst zwar noch Paramount, doch die kreative Kontrolle lag bei dem „House of Ideas“, das seinem Namen alle Ehre machte.

Die ersten Drehbücher waren gefühlte Verneigungen vor der ruhmreichen Historie des Kultverlags, der viele Jahrzehnte maßgeblich von Starautor Stan Lee (bis zu seinem Tod und durch vorabgedrehte Szenen gar darüber hinaus mit massenhaft charmanten Cameos in Marvel-Streifen) und Zeichnerlegenden wie Steve Ditko oder Jack Kirby geprägt wurde. Die Genannten kreierten nicht nur einen Großteil der populärsten Weltenretter aus dem Hause Marvel, sondern auch viele ihrer Gegenspieler und zahllose Nebenfiguren. Und die ersten Movies, die man realisierte und die allesamt Origin-Storys waren, ließen keine Zweifel daran aufkommen, dass hier Leute am Werk waren, die sich intensiv mit dem „Source Material“ beschäftigt hatten und deren Anspruch es zweifellos auch war, diesem gerecht zu werden. Die unzähligen „Easter Eggs“, an denen sich zunächst vornehmlich die Comic- und nach und nach sämtliche Genereliebhaber erfreut haben beziehungsweise weiterhin erfreuen, zeugen davon. Eine Menge wirkte schlicht stimmig und man ist geneigt, zu entgegnen: „Kein Wunder, wenn das Erzählte auf einem solch reichhaltigen Fundament fußt.“

Diese Strategie ist aber auch schlicht Ausdruck des Vertrauens aller Beteiligten in die Charaktere selbst. Insbesondere die durchaus riskante Entscheidung, alles auf die Karte Iron Man zu setzen, sollte sich – in der Retrospektive – als wahrer Glücksfall erweisen. An der man allerdings auch gut erklären kann, dass jeder einzelne Schritt nie losgelöst, sondern als Teil eines sehr durchdachten, ganzheitlich angelegten Konzeptes betrachtet werden muss. Denn ja, die Rüstung, der Name, das Setting, die garantierte Action, all das sind Gründe, die das Lösen eines Kinotickets wahrscheinlicher machen, doch ein Robert Downey Jr., der maximal Spaß an der Sache zu haben scheint, ist im Vergleich bestimmt das gewichtigere „Kartenkauf-Argument“. Wobei diese Personalie keinesfalls unumstritten war: Die Verpflichtung des Schauspielers, dessen Karriere lange nicht unbedingt linear verlief und durch diverse Aufs und Abs gekennzeichnet war, konnte nur zustande kommen, weil allen voran Regisseur Jon Favreau sehr für seine Wunschbesetzung gekämpft hatte. Man darf eben eines nicht vergessen: Marvel Studios war zwar aus Marvel Productions hervorgegangen, jedoch trotzdem noch lange kein „Big Player“. Wäre «Iron Man» nicht der Hit geworden, der er schlussendlich geworden ist, hätte der „Masterplan“ sehr schnell wieder in der sprichwörtlichen Tonne landen können. Und ob es zu dem nur wenige Monate danach über die Bühne gegangenen Disney-Deal überhaupt gekommen wäre – zumindest zu den damaligen Konditionen – darf durchaus angezweifelt werden.

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Doch 2009 kam es dann dazu, dass der „Mausohren-Konzern“ Marvel Entertainment in sein Portfolio aufnehmen konnte. Es bedurfte aber noch einiger Jahre, bis man nach und nach auch die Vertriebsrechte an den ersten MCU-Titeln sein Eigen nennen durfte. Das Hin und Her in der Causa Spider-Man, in der vorerst allerdings Ruhe eingekehrt ist, wurde schon angesprochen, die Übernahme von (unter anderem) 20th Century Fox hingegen noch nicht. Seitdem hat man nun auf einen Schlag wieder Zugriff auf die X-Men, die Fantastic Four, Deadpool und sämtliche andere Figuren, die deren Dunstkreis entstammen. Wobei es sich bei letztgenannter Gruppe eventuell sogar um die wichtigsten „Heimkehrer“ handelt. Denn das Angebot an Heroen und Heroinnen, aus denen man wählen konnte, war auch bereits vorher nicht unbedingt klein. Bei Antagonisten und Antagonistinnen von außergewöhnlicher Qualität sah es da hingegen etwas anders aus. Dies hat sich nun jedoch schlagartig geändert: Mit dem gigantischen Weltenverschlinger Galactus und vor allem mit dem Erzfeind der Fantastischen Vier und Herrscher von Latveria Doctor Doom verfügt man beispielsweise jetzt allein über zwei Bösewichte, die ähnlich wie Thanos das Potenzial hätten, am Ende einer weiteren Saga als „Endgegner“ in einem ultimativen Gefecht gegen die nächsten Rächer-Generationen anzutreten. An dem Arc des mittlerweile wohl bekanntesten Riesen mit violetter Hautfarbe sieht man, dass es sich anbietet, sich zuerst für den einen „Hauptgegenspieler“ zu entscheiden, bevor man mit der Entwicklung der übergeordneten Storyline beginnt. Wenn Victor von Doom im Hintergrund die Strippen ziehen dürfte, würde zum Beispiel einiges für eine von den beiden „Secret Wars“-Events inspirierte sprechen – wer mehr erfahren will, der oder dem seien die entsprechenden Comics aus der Feder von Jim Shooter respektive Jonathan Hickman wärmstens empfohlen.

Kritiker monieren seit Jahren, dass die Filme aus dem Marvel Cinematic Universe mehrheitlich sehr formelhaft aufgebaut seien und oftmals die letzte Konsequenz vermissen lassen würden – und das ist auch nicht gänzlich von der Hand zu weisen, ebenso wenig wie der Fakt, dass selbstredend auch inhaltlich nicht alle gleich stark sind. Richtig ist, dass jeder dieser Abendfüller (potenziell) vor einem anderen spielt und die Handlung eines weiteren in gewisser Weise vorbereitet. Dennoch würde man diesem Riesenprojekt unrecht tun, wenn man den Eindruck erweckt, die einzelnen Superheldenabenteuer seien vollkommen austauschbar. Dieser Vorwurf lässt sich recht leicht entkräften, indem man diejenigen, die eine Origin-Story erzählen mit deren Prequels oder die Prequels untereinander vergleicht: Der von Taika Waititi inszenierte «Thor: Tag der Entscheidung» ist etwa nicht auch nur ansatzweise mit dem auf die Gebrüder Russo zurückgehenden «The Return of the First Avenger» vergleichbar und unterscheidet sich ebenfalls merklich von «Thor» und «Thor: The Dark Kingdom», für die noch Kenneth Branagh beziehungsweise Alan Taylor zuständig waren.

An dieser Auflistung sieht man überdies, dass sich unter den verpflichteten Regisseuren von Anfang an auch viele „Geheimtipps“ befunden haben, die ihren cineastischen Werken auch eine persönliche Note verleihen sollten und infolgedessen (wie eben Waititi oder die Russos) plötzlich zu „A-listern“ aufgestiegen sind. Während die berühmten Brüder nach ihrer «Captain America»-Ära den finalen «Avengers»-Doppelpack realisieren (und damit das Erbe von Joss Whedon antreten) durften, bleibt ihr neuseeländische Kollege der nordischen Mythologie treu und kann in seinem neusten Streich «Thor: Love and Thunder» auf die „Comebackerin“ Natalie Portman als Jane Foster (für langjährige Heftkäufer ein klares Indiz, wie es weitergehen könnte) und Ex-Batman Christian Bale zurückgreifen, also erneut auf zwei Oscargewinner, nachdem die ebenfalls mit dem „Goldjungen“ ausgezeichnete Cate Blanchett schon in «Thor: Ragnarok» (so lautet der US-Titel) als Hela ihr Unwesen getrieben hat. Macht man sich einmal bewusst, dass die Verpflichtungen solcher Stars heute längst niemanden mehr richtig überraschen, sondern sie im Grunde sogar erwartet werden, erkennt man erst, welch hohen Stellenwert dieses einzigartige Universum inzwischen auch in der Branche erlangt hat.

Deshalb können es sich Kevin Feige und Co. auch immer häufiger erlauben, zu experimentieren und sehr bewusst ins Risiko zu gehen. Das Vertrauensverhältnis zwischen Machern und Fans, das sich innerhalb von nun bereits 10 Jahren entwickelt hat, macht es möglich. Denn sind wir einmal ehrlich: Die Idee, Ant-Man und den Guardians of the Galaxy Leinwandableger zu spendieren, dürfte selbst für eingefleischte Marvel-Anhänger keine offensichtliche gewesen sein. Doch einer Mischung aus guten Einfällen, gewohnt starken Casting-Entscheidungen (#vindieselalsgrootimoriginal) und der Überzeugung, dass Abwechslung unerlässlich ist, um eine solche „Marke“ frisch zu halten, sorgten dafür, dass insbesondere die beiden genannten Beispiele auch Menschen, die sich bis dato noch nicht so recht auf diese bildgewaltige Reise an der Seite diverser Heldinnen und Helden einlassen wollten, zu einem Umdenken bewegen konnten.


Phase 4 wird nun mit einer der ersten ihr zuzurechnenden Produktionen beweisen müssen, dass die Leute nach wie vor daran interessiert sind, diesem einmal stärker und einmal weniger stark ausgeprägten und quasi in ihrem Beisein stattfindenden visualisierten Dauererneuerungsprozess beizuwohnen. Doch es spricht eine Menge dafür. «Black Widow» wird zweifellos das Ausrufezeichen sein, das Scarlett Johanssons ikonische Rolle längst verdient gehabt hätte, der schon angesprochene «The Eternals» dürfte aber der nächste echte Überraschungshit werden. Wer etwa Neil Gaimans packende und von tollen Bildern untermalte Erzählung über diese göttliche Familie aus dem Weltraum gelesen hat, weiß, wie gut man «Game of Thrones» und Science-Fiction mischen kann – im TV hatte man es nicht geschafft, für «Marvel's Inhumans» einen solchen Mix überzeugend hinzubekommen. Dass man dafür dann auch stilecht Kit Harington und Richard Madden (einst Robb Stark in «GoT») wiedervereint, kann man einfach nur als einen typischen „Marvel-Move“ bezeichnen – interessanterweise wird der der ehemalige Jon-Snow-Mime allerdings Black Knight verkörpern, ein Mitglied der nächsten mutmaßlich nur sehr wenigen ein Begriff seienden Superheldenvereinigung, die man eher in Großbritannien als im All vermuten würde: Excalibur. Dieser gehört unter anderem auch (kein Witz!) Captain Britain an … und zahlreiche Vertreter der X-Men – ein Zufall?



In «Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings» geht es nach Asien und die eine Frage, die über allem steht, lautet: Ist der Titel der entscheiden Hinweis darauf, dass wir endlich den „echten“ Mandarin erleben werden, der dann nicht seinem eigentlichen Erzfeind Iron Man, sondern stattdessen dem Meister des Kung-Fu das Leben schwermachen wird. Mit den nächsten «Black Panther» und «Captain Marvel»-Teilen, die noch keiner Phase explizit zugeteilt worden sind, sowie den Disney+-Serien dürfte endgültig der Umbau des (New) Avengers-Teams vorangetrieben werden; es kommt sicher nicht von ungefähr, dass noch in diesem Jahr «The Falcon and the Winter Soldier» starten soll – schließlich haben beide bereits in den Comics eine Menge Erfahrung mit einem gewissen Schild sammeln dürfen. Dass «Doctor Strange in the Multiverse of Madness» mit «WandaVision» verknüpft sein wird (ähnlich wie «Loki», in der der nordische Gott der Lügen (Tom Hiddleston) infolge der Ereignisse in «Avengers: Endgame» als personifizierte Raum-Zeit-Kontinuums-Anomalie Unruhe stiften wird), könnte hingegen darauf hindeuten, dass wir endlich eine Wanda Maximoff alias Scarlet Witch (Elizabeth Olsen) zu sehen bekommen, die zeigt, zu was sie (vor allem wütend) imstande ist. Ein Umstand, der ebenfalls eine Aufnahme einiger Versatzstück aus dem gefeierten „Vision"-Run des Eisner-Award-Gewinners und ehemaligen CIA-Mitarbeiters Tom King bedeuten könnte, der kürzlich mit unter anderem „The Wedding“ auch für DC als Batman-Autor eine sehr außergewöhnliche Geschichte zu Papier gebracht hat.

Während das Durchspielen alternativer Handlungsverläufe in «What if …?» keinen entscheidenden Einfluss auf den Fortgang der übergeordneten Storyline nehmen wird, sieht dies bei weiteren Streamingtiteln schon anders aus: Die Ankündigungen von «Ms. Marvel» und «Hawkeye» könnten etwa die Einführung der „Young Avengers“ vorbereiten (und nein, Clint Barton (Jeremy Renner) würde dann perspektivisch endgültig nicht mehr mit Pfeilen durch die Gegend schießen). Mit «She-Hulk» könnte man endlich etwas mehr aus dem Leben eines Gammastrahlen-Grünlings erzählen, ohne noch einmal einen genauen Blick in das den Hulk betreffende und zwischen Marvel und Universal bestehende Vertragswerk werfen zu müssen (wenn Jennifer Walters nicht gerade grün vor Wut ist, arbeitet die Cousine von Bruce Banner übrigens bezeichnenderweise als Anwältin), und «Moon Knight» bringt alle Voraussetzungen mit, um denjenigen, die weiterhin die Hoffnung auf ein Comeback des „Teufels von Hell‘s Kitchen“ nicht aufgeben, eine neue serielle (Übergangs-)Heimat sein zu können – wobei die nächtlichen Ausflüge von Marc Spector, die nicht selten blutig enden, auch oftmals etwas Mystisch-Magisches umweht.

Apropos Hell’s Kitchen: Das letzte Fragezeichen, das noch im Raum steht, sind die ehemaligen Netflix-Lieblinge der Massen beziehungsweise deren Zukunft. Fakt ist, nachdem der VoD-Service sämtliche seiner Original-Serien mit dem gewissen „M“ («Daredevil», «Jessica Jones», «Luke Cage», «Iron Fist», «The Punisher» und «The Defenders») eingestellt hatte, kam zum Tragen, dass man vertraglich fixiert hatte, dass Marvel für einen Zeitpunkt X keine neuen Projekte starten durfte, in denen Charaktere aus diesem „Miniversum“ mitwirkten. Während die „Heroes vor Hire“, wie „Power Man“ (Mike Colter) und Danny Rand (Finn Jones) noch genannt werden, bislang nicht unbedingt gigantische Sympathien entgegengeflogen sind, erfreuen sich eine Privatermittlerin mit Hang zu offenen Türen (Krysten Rtter), ein Totenkopfliebhaber (Jon Bernthal) und vor allem Matt Murdock (Charlie Cox) dagegen bis heute enormer Beliebtheit, weshalb auch davon auszugehen ist, das Minimum Letzterer in absehbarer Zeit sein Comeback feiern wird – und hey, Peter Parker braucht aktuell dringend rechtlichen Beistand.

Man muss wissen, dass Jeph Loeb damals noch für all diese Formate verantwortlich zeichnete – als Chef von Marvel Television. Da mittlerweile allerdings Kevin Feige offiziell zum Chief Creative Officer of Marvel Entertainment befördert wurde und damit auch Hauptverantwortlicher für die TV-Sparte ist, deren Prestigeprojekte der jüngeren Vergangenheit alle entweder bereits eingestellt worden sind (wie «Marvel’s Runaways») oder nie über das Entwicklungsstadium hinauskamen (wie «Marvel’s Howard the Duck»), wird sich von nun an ohnehin viel ändern. Besagte Personalentscheidung dürfte ein eindeutiger Beleg dafür sein, dass man nun endgültig alle kreativen „Bewegtbildkräfte" im „Hause der Ideen" bündeln will und gerade, was das Trendmedium unserer Zeit, die Serie, angeht, klotzen und nicht kleckern wird. Man sieht also: Die Ambitionen sind weiterhin riesig, und eine Menge spricht dafür, dass es zu einer „Superhero Fatigue“, also einer „Superheldenmüdigkeit“, in näherer Zukunft nicht kommen wird. Darauf eine weitere Mid-Credits-Scene!

31.05.2020 10:30 Uhr  •  Florian Kaiser Kurz-URL: qmde.de/118712