Eigentlich wollte VOX erstmal keine Kochshows mehr produzieren - dann kam dieses Format, das man mutig als wöchentliche Latenight programmiert. Leider erschöpft sich an dieser Stelle schon der Mut, denn inhaltlich wird nicht viel mehr als ein weiteres Kochduell mit großen Egos geboten.
Deutlich präsenter sind da schon die beiden Profiköche Anthony Sarpong und Richard Rauch (Foto), die nämlich in Folge eins vor die Herausforderung gestellt werden, aus einem Truthahn, Kaffeebohnen und einer Geoduck genannten, sehr teuren und in China mit dem Gemächt eines Mannes assoziierten Muschel köstliche Gerichte zu zaubern. Die beiden machen sowohl hinsichtlich ihrer kulinarischen Künste als auch in Bezug auf ihren Unterhaltungswert einen grundsoliden Eindruck und auch den beiden schlaumeiernden Koch-Egos Mälzer und Raue ist nicht wirklich etwas vorzuwerfen. Nur passiert weder in der auf rund 30 Minuten Erzählzeit runtergebrochenen Stunde Kochzeit ebenso wenig Unvorhersehbares wie in der Einleitung oder der abschließenden Bewertung.
Anthony Sarpong (l.) und Richard Rauch
Also irgendwie alles doof? Die bisherigen defizitorientieren Ausführungen lassen diesen Schluss zu, mit dem man den Machern um Endemol Shine Germany allerdings Unrecht täte. Die Sendung ist nämlich grundsätzlich schon hochwertig produziert, hat eine vielleicht etwas gewöhnungsbedürftige, aber doch reizvolle düstere Optik zu bieten, beinhaltet einen hörenswerten Soundtrack mit vielen eher abseitigeren Tracks aus dem Black-Music- und Alternative-Rock-Segment und könnte damit wirklich Freude machen, wenn inhaltlich nicht nur die 50. Reproduktion altbekannter Strukturen dargeboten würde. Kochen unter Zeitdruck, Kochen mit vorgegebenen Zutaten, Kochen von Köchen für Jury-Köche, Kochen in irgendeiner konstruierten Duell-Situation, die hier nun wirklich so konstruiert und egal wie selten wirkt. Hatten wir alles schon einige Male, nicht selten sogar besser.
Und so bleibt das spannendste Thema die Programmierung des Formats, denn ein wöchentlicher einstündiger Slot gegen 22:20 Uhr weicht von sämtlichen bisherigen Sender-Konventionen ab. Hier lief in der Vergangenheit meist ein zweiter Blockbuster nach jenem zur Primetime und das mit nicht selten acht bis elf Prozent Zielgruppen-Marktanteil sogar oftmals sehr erfolgreich. Die Chance hinter diesem programmstrategischen Schritt: Man wird zumeist auf ein starkes Lead-In setzen können. Die Risiken: Man ist auch gewissermaßen zum Liefern verdammt, denn die cineastische Alternative war zuletzt eben meist sehr zugkräftig. Und man muss darauf hoffen, dass der inhaltliche Bruch von einem internationalen Film-Hit zu einer deutschen Latenight-Kochshow keine allzu umfänglichen Fluchtreflexe auslöst.
Und so fällt es schwer zu beurteilen, was die Verantwortlichen von VOX letztlich an dem im Original aus den Vereinigten Staaten stammenden «Knife Fight» (lief hierzulande übrigens schon bei RTL Living unter Ausschluss der Öffentlichkeit) so dermaßen begeistert hat, dass man unbedingt zuschlagen musste und sogar seinen funktionierenden Spielfilm-Abend teilweise opferte. Vielleicht sind es der Style, die visuellen und akustischen Reize und die Möglichkeit, die beiden Alpha-Tims einmal als Partner interagieren lassen zu können. Vielleicht war es der Wunsch, im Film-Bereich nicht ähnlich lange auf die mittelfristig zu befürchtende Quoten-Erosion zu warten wie am Serien-Freitag, der mittlerweile aus dem letzten Loch pfeift und stattdessen frühzeitig nach Alternativen zu suchen. Vielleicht verblendete die Kombination aus "Kochshow" und "Latenight" auch ein Stück weit. Wie dem auch sei, letztlich bleibt die eher ernüchternde Erkenntnis: Nett, dass man etwas Neues wagt. Aber schade, dass dabei letztlich so ein gewöhnliches Kochduell mit altbekannten Namen und Strukturen herauskam.