10 Facts about «Marseille»

Netflix hat schon länger bekannt gegeben, dass die französische Dramaserie «Marseille» um eine zweite, ebenfalls achtteilige Staffel verlängert wird. Die achtteilige erste Staffel der französischen Fernsehserie von Dan Franck ist bereits seit dem 5. Mai 2016 auf Netflix abrufbar. Ab Freitag, dem 23. Februar, wir die zweite Staffel des ersten französischen Netflix-Projekts verfügbar sein.

#1 Inhalt
Begonnen hat die Serie damit, dass Robert Taro, seit 20 Jahren Bürgermeister von Marseille, vor seinem Ruhestand unbedingt noch sein großes Projekt fertigstellen möchte: Marseille durch einen neuen Hafenkomplex zu einer Tourismusmetropole am Mittelmeer zu machen. Doch das bringt ihn in Konflikt mit der ansässigen Mafia, die durch ein städtisches Casino geschwächt werden soll, und seinem einstigen Schützling Lucas Barres (Benoît Magimel). Dieser möchte nämlich nicht auf Taros Rücktritt warten, sondern sich schon jetzt – durch Intrigen – die Macht holen.

In der zweiten Staffel geht der Machtkampf zwischen Robert Taro und dem jungen Politiker Lucas Barres weiter. Dabei wird die Staffel sich inhaltlich an den aktuellen politischen Geschehnissen in Frankreich orientieren. Es wird also um den Aufstieg der Rechtsnationalisten gehen und Marseilles Fußballmannschaft wird zum Mittelpunkt der Verschwörungen. Eine neue Antagonistin ist eine junge Politikerin von rechts-außen, die wohl symbolisch für die Frauen des Le Pen-Clans und die rechtsextreme Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen stehen.

#2 Der Autor
Dan Franck, der Drehbuchautor der Serie «Marseille», wurde 1953 in Frankreich geboren und lebt nun als freischaffender Schriftsteller und Drehbuchautor in den Bereichen Film und Fernsehen in der französischen Hauptstadt Paris. Er studierte an der Universität von Sorbonne Soziologie, widmete sich dann jedoch mit 25 Jahren der Literatur. Sein erster Roman war «Les calendes grecques» von 1980. Sein wohl bekanntestes Werk ist «La séparation». Dieser wurde in 17 Sprachen übersetzt, von Christian Vincent verfilmt und 1991 mit dem Prix Renaudot ausgezeichnet. Doch Dan Franck schrieb nicht nur alleine Werke, wie «Le petit livre de l’orchestre et de ses instruments» oder «Les têtes de l‘art», sondern auch einige Bücher gemeinsam mit seinen Freunden. So arbeitete er oftmals mit Jean Vautrin («Les aventures de Boro», «reporter photographe») zusammen und auch mit Enki Bilal («Un siècle d‘amour») war er als Schriftstellerduo unterwegs.

Zudem schrieb er zahlreiche Drehbücher für Fernsehen und Kino. Beispielsweise erhielt er beim Festival International des Programmes Audivisuels (FIPA) im Jahr 2002 den Preis für das beste Szenario eines Fernsehfilms für sein Werk «Jean Moulin». Aber er versuchte sich auch an Biographien und schrieb «Der mit dem Ball tanzt» von Zinédine Zidane.

#3 Daten und Fakten
Die Serie wird von Federation Entertainment produziert und Pascal Breton ist der Produzent am Set. Die Idee stammt von Dan Franck, welcher auch das Drehbuch für alle insgesamt sechzehn Episoden der ersten und zweiten Staffel geschrieben hat und die Musik von Alexandre Desplat. Dieser hat als Titelmusik das Lied «Ya sîdî» von Orange Blossom gewählt. Während die Serie mit Gérard Depardieu in der Hauptrolle bereits am 5. Mai 2016 von Netflix in allen Ländern zur Verfügung gestellt wurde, kam die Bestellung der Fortsetzung bereits knapp einen Monat später, am 6. Juni. Doch der Drehstart ließ auf sich warten. Man rechnete bereits damit, dass die Serie im Mai 2017 weiter gehen würde.

Doch Netflix ließ sich lieber mehr Zeit und nutzte für die Dreharbeiten die für die Planung sichereren Sommermonate. So begann die Dreharbeiten erst im April letzten Jahres - pünktlich zur Präsidentschaftswahl in Frankreich, sodass die Serie dann erst ab Freitag, den 23. Februar 2018 auf Netflix abrufbar sein wird.

#4 Die Stadt Marseille
Handlungsort der Serie ist die französische Stadt Marseille. Sie ist die wichtigste französische und eine bedeutende europäische Hafenstadt, die in einer Mittelmeerbucht am Golfe du Lion liegt. Marseille ist die Hauptstadt des Départements Bouches-du-Rhône in der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur und zudem die zweitgrößte Stadt Frankreichs, nach Paris. Zudem war sie im Jahr 2013 gemeinsam mit der slowakischen Stadt Košice Kulturhauptstadt Europas und inzwischen insgesamt 14 verschiedene Partnerstädte.

Bereits seit 1958 sind Abidjan (Elfenbeinküste), Antwerpen (Belgien), Genua (Italien), Haifa (Israel), die deutsche Hansestadt Hamburg und Kopenhagen (Dänemark) die Partnerstädte. 1961 kam dann Kōbe (Japan), 1968 Dakar (Senegal), 1972 Odesse (Ukraine), 1984 Piräus (Griechenland), 1987 Shanghai (China), 2004 Marrakesch (Marokko) und 2006 Glasgow (Schottland) dazu. Zudem ist auch die armenische Stadt Jerewan eine Partnerstadt von Marseille.

#5 Der Protagonist
Gérard Xavier Marcel Depardieu wurde am 27. Dezember 1948 in Châteauroux, Indre geboren und arbeitet als Schauspieler in Frankreich. Bereits seit den 1970er Jahren zählt er zu den wichtigsten Charakterdarstellern in Frankreich und spielt aber auch in Komödien mit, wie in den Asterix-Filmen, wo er den Obelix darstellt. Er wuchs in einem Arbeiterhaushalt in Châteauroux auf und wurde schon früh auffällig: schulische Probleme, eine abgebrochene Druckerlehre, Auffälligkeiten bei der Polizei und dem Zoll durch Diebstahl und Schmuggel. Erst 1964 wurde er dann durch einen Freund und Schauspielschüler Michel Pilorge überredet gemeinsam nach Paris zu ziehen, wo er dann am Théâtre National Populaire kostenlosen Schauspielunterricht erhielt und 1966 die École d’Art Dramatique von Jean-Laurent Cochet am Theâtre Edouvard VII. absolvierte. Daraufhin folgten Engagements am Theater und erst kleine, später größere Film- und Fernsehauftritte.

Insgesamt war er für den wichtigen, französischen Filmpreis César bereits sechzehn Mal nominiert. Zudem wurde er 2002 als Chevalier (deutsch Ritter) des Ordre national du Québec ausgezeichnet und hat daher den abkürzenden Namenszusatz CQ. Des Weiteren erhielt er 2006 im Rahmen des Internationalen Filmfestivals in Moskau den Stanislavsky-Preis für sein schauspielerisches Lebenswerk und 2013 die Ehrenbürgerschaft in der belgischen Gemeinde Estaimpuis. Zumeist hört man ihn in der deutschen Synchronfassung mit der Stimme des Schauspielers Manfred Lehmann.

Doch Depardieu ist nicht nur als Schauspieler unterwegs, sondern auch als Winzer. 1989 erwarb er das Weingut Château de Tigné im Anjou. Dort keltert und verkauft er seinen eigenen Wein. Insgesamt besitzt er weltweit insgesamt vierzehn Weingüter und Ländereien. So neben Château Tigné auch in Burgrund, Médoc und Hérault. Dazu kommen seine Investitionen im Maghreb, auf Krim und in Argentinien. Außerdem besitzt er gehobene Gaststätten wie die Weinbars Le Bien Décidé und Relais de la Poste oder zwei Luxusrestaurants in Paris. Er investierte in die Fischhandlung Moby Dick und in ein Feinkostgeschäft mit japanischen Delikatessen. Wobei beide in der Rue du Cherche-Midi, in Paris, liegen.

#6 Der Antagonist
Der französische Schauspieler Benoît Magimel wurde am 11. Mai 1974 als Sohn einer Krankenschwester und eines Bankangestellten in Paris geboren. Mit zwölf Jahren entdeckte seine Mutter eine Annonce in der Zeitung Libération, die zu einer Teilnahme an einem Filmcasting aufrief. Der Junge folgte dem Aufruf und erhielt seine erste Rolle: eine der beiden Hauptrollen in Etienne Chatiliez‘ Film «Das Leben ist ein langer, ruhiger Fluss». Zahlreiche Auftritte in französischen TV-Produktionen folgten und durch seinen Erfolg begeisterte Magimel der Schauspielberuf immer mehr.

Insgesamt war er dreimal für den César nominiert, gewann ihn jedoch nur im Jahr 2016 für den Film «La tête haute» als bester Nebendarsteller. Bereits 1997 erhielt er den Prix Michel Simon der Acteurs à l’Écran für «Diebe der Nacht» als bester Darsteller und vier Jahre später wurde er zum einen für den Publikumspreis des europäischen Filmpreises als bester Darsteller nominiert, gewann aber den Darstellerpreis der Internationalen Filmfestspiele von Cannes für «Die Klavierspielerin». Im Jahr 2002 erhielt er den Prix Rémy Julienne des Festival du film d’aventures de Valenciennes.

#7 Besetzung
Die Hauptrolle in der Serie «Marseille» hat Gérard Depardieu mit der Rolle des Robert Taro. In Deutschland leiht Manfred Lehmann ihm seine Stimme. Der Antagonist ist wohl Lucas Barrès, der von Benoît Magimel gespielt wurde und in Deutschland mit der Stimme von Marcus Off zu hören war. Weitere Hauptrollen werden von Géraldine Pailhas (Rolle der Rachel Taro), Stéphane Caillard (Julia Taro) und Nadia Farès, die Vanessa d’Abratnes spielt. Des Weiteren sind unter anderem auch Guillaume Arnault, Hedi Bouchenafa, Nassim Si Ahmed, Jean-René Privat, Pascal Elso, Carolina Jurczak, Eric Savin, Hippolyte Girardot, Lionel Erdagon, Maruschka Detmers und Nozha Khouadra am Set vertreten
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Als Regisseure wurden Florent-Emilio Siri und Samuel Benchetrit verpflichtet. Marianne Groß, die nicht nur das Dialogbuch schrieb sondern auch Dialogregie führte, war für die deutsche Version verantwortlich. Die deutsche Synchronisation erfolgte durch die VSI Berlin GmbH.

#8 Hintergrund
«Marseille» ist die erste französische Serie, die Netflix selbst produziert. Damit hat Netflix seine Fühler erneut nach Europa ausgestreckt. Denn nicht nur im heimischen Markt will der Streamingdienst wissen, was seine Kunden interessiert um das Angebot entsprechend zu erweitern, sondern Netflix will vor allem in Europa Fuß fassen. So hat Netflix inzwischen 1,75 Milliarden US-Dollar in den europäischen Markt und die europäischen Produktionen investiert, damit schon vielen europäischen Ländern eine eigene Serie gegeben und sich so zu einem der größten VoD-Anbieter hochgearbeitet. «Marseille» könnte man als eine Art Auftakt sehen, die in der Hauptrolle mit Gérard Depardieu ein schauspielerisch sehr bekanntes Gesicht verpflichtet hat.

#9 Kritiken
Während das Publikum eine sehr enthusiastische Reaktion auf die Serie hatte, standen die Kritiker der Serie nicht so positiv gegenüber. Zwar hat das Format durchaus Übereinstimmungen mit der Serie «Boss» des Senders starz, aber einige Kritiker sahen vielmehr die Ähnlichkeiten mit der Serie «House of Cards», die bekanntlich ebenfalls von Netflix stammt.

Beispielsweise kritisierte Carolin Ströbele, dass das Drehbuch vorhersehbar ist und vermisst die Bilder, die die Zerrissenheit der Stadt zeigen. „Die Kamera fliegt über die Stadt, wie sie es in vielen anderen Serien eben auch tut“, so Ströbele, „aber für die unsichtbaren Grenzen […] findet «Marseille» nur sehr abgegriffene Bilder.“ Und auch Moze Halperin stört sich an den Dialogen und dem falschen Eindruck, den die dramatische Bild-Montage des Vorspanns erweckt. Ein weiterer enttäuschter Kritiker war James Poniewozik, der die Serie als Telenovela und Seifenoper bezeichnet und nennt auch die verpasste Chance, in dem Format das gegenwärtige Europa mit all seinen Spannungen zwischen Einwanderung, den verschiedenen Kulturen und den rechtsextremen Strömungen zu repräsentieren.

#10 Die Länge der Staffel
Selten für Netflix ist es, dass sowohl die erste als auch die zweite Staffel der Serie «Marseille» nur acht Folgen hat. Dagegen haben «The Crown» und «Dark» je zehn Folgen pro Staffel, «House of Cards» und viele Marvel-Serien kommen sogar auf 13 Folgen.

«Marseille» ist ab Freitag, den 23. Februar 2018, bei Netflix zu sehen.
22.02.2018 10:09 Uhr  •  Anne-Sophie Hartmann Kurz-URL: qmde.de/99216