Mit zahlreichen neuen wie altbekannten Inhalten versuchten die Sender in der vergangene Woche, ihr Publikum in weihnachtliche Stimmung zu versetzen. Wir fassen das Quoten-Geschehen zusammen.
Lohnt es sich überhaupt, über die Weihnachtstage den Fernseher einzuschalten? Hinsichtlich dieser Frage sind sich viele Zuschauer uneins, was nicht zuletzt damit zusammenhängt, dass die Ausstrahlungsstrategie hier ein Stück weit von der Regel abweicht: Statt des gewohnten Routine-Programms hat sich im Laufe der vergangenen Jahrzehnte eine gewisse "Weihnachts-Routine" eingeschlichen, die in erster Linie aus bekannten Klassikern besteht, die von einem Teil der Deutschen allzu gerne geschaut werden, während Andere von diesen vermeintlich ollen Kamellen eher gelangweilt sind. Die wirklich großen Hits der Weihnachtstage waren allerdings in diesem Jahr fast ausschließlich Erstausstrahlungen, wie unser kleiner Rückblick zeigen soll. Zur Hauptsache fokussiert sich dieser auf die Tage vom Samstag bis zum Zweiten Weihnachtstag - also jenen vier Tagen, die für den Großteil der deutschen Bevölkerung tatsächlich frei waren.
Besonders saftig fiel allerdings die Konkurrenzsituation am Zweiten Weihnachtstag aus, wo nicht nur «Tatort» und «Traumschiff» mit neuem Stoff aufwarteten, sondern überdies auch noch «Honig im Kopf» in Sat.1 eine mit 4,98 Millionen Zuschauern mehr als respektable Free-TV-Premiere feierte. Es war die einzige Ausstrahlung auf einem Privatsender, die mit den großen öffentlich-rechtlichen Erfolgen aufzuwarten wusste, doch Sat.1 hatte mit «Kevin - Allein zu Haus» auch noch die zweithöchste Privatsender-Reichweite vorzuweisen. RTL wiederum erzielte seine höchste Feiertags-Zuschauerzahl nicht zur besten Sendezeit, sondern am Vorabend, wo ein «Bauer sucht Frau»-Special auf 3,40 Millionen gelangte.
Bei den 14- bis 49-Jährigen stach ohne jedes Wenn und Aber die Free-TV-Premiere von «Honig im Kopf» heraus, die mit 2,50 Millionen und 23,2 Prozent vor «Kevin» über die Ziellinie kam, der mit 2,05 Millionen und 18,8 Prozent aber ein eindrucksvolles Bewerbungsschreiben um weitere Primetime-Einsätze verfasste. Eine klare Domäne für das jüngere Publikum waren allerdings die Animationsabende ab 23. und 25. Dezember, die RTL mit den «Minions» und der «Eiskönigin» bestritt. Die umfassenden Rundum-Sorglos-Pakete mit Film sowie einigen Kurzfilmen erreichten durchweg starke 15,0 bis 18,3 Prozent bei bis zu 1,98 Millionen, kamen beim Gesamtpublikum aber mit in der Regel rund drei Millionen Fernsehenden und gut neun Prozent nur mäßig weg.
Bei Gesamtpublikum wie Zielgruppe weitgehend unspektakulär performten derweil die drei kleineren Sender, wobei sich insbesondere VOX schwer tat, an seine Normalform fernab der Feiertage heranzukommen. Traditionell deutlich besser als sonst lief es dagegen für kabel eins, das wieder einmal Klassiker an Klassiker reihte und vor allem mit «Miss Marple» zu punkten wusste: In der Spitze sahen bis zu 1,82 Millionen zu, was tollen 7,1 Prozent aller und ebenfalls mehr als respektablen 8,7 Prozent der werberelevanten Konsumenten entsprach. Den höchsten Zielgruppen-Marktanteil erzielte allerdings «Der Prinz aus Zamunda» am späten Abend des Zweiten Weihnachtstags mit 9,1 Prozent. Und ProSieben? Das enttäuschte mit der Premiere von «Mad Max: Fury Road», die nicht über 8,8 Prozent der 14- bis 49-Jährigen hinaus kam und holte letztlich mit dem dritten «Herr der Ringe»-Streifen die Kohlen aus dem Feuer, denn er war mit 11,2 Prozent die einzige Primetime-Ausstrahlung, die überhaupt die Zweistelligkeit zu entern wusste.
Kein wirklich eindrucksvolles Bewerbungsschreiben um weitere Einsätze gab auch «Heiligabend bei Carmen Nebel» ab, das sich beim Gesamtpublikum zwar minimal auf 2,67 Millionen und 12,8 Prozent verbesserte, dafür aber bei den Jüngeren mit nur noch 0,29 Millionen und 4,1 Prozent schlecht wie nie performte und gegenüber den großen Primetime-Feten von Helene Fischer oder Florian Silbereisen inzwischen doch reichlich angestaubt daherkommt. Eine unerwartete Enttäuschung musste auch ProSieben mit seiner neuesten Folge von «Galileo Big Pictures» hinnehmen, das mit den "Bildern des Jahres" eigentlich ein Thema vorzuweisen hatte, das in den Vorjahren für große Erfolge garantierte - diesmal allerdings mit nur noch 4,5 Prozent Gesamt- bzw. 8,5 Prozent Zielgruppen-Marktanteil bei 1,32 Millionen die schlechtesten Werte aller Jahresrückblicke einfuhr.
Unmittelbar nach den Weihnachtsfeiertagen dominierte dann Das Erste das Geschehen am Abend ganz klar: Schon «Die Puppenspieler» begeisterte am Mittwoch mit respektablen 5,33 Millionen Zuschauer und 16,9 Prozent Marktanteil, am Donnerstag aber lief es mit der fast dreieinhalbstündigen Ausstrahlung von «2017 - Das Quiz» angesichts von 5,46 Millionen und 19,3 Prozent noch etwas besser. Und damit nicht genug: Bei den 14- bis 49-Jährigen lief es mit 16,4 Prozent bei 1,48 Millionen sogar gut wie nie zuvor in der immerhin schon zehnjährigen Geschichte des Formats, in den Vorjahren wurden stets etwa zwölf Prozent generiert. Ganz ordentlich lief es derweil für das ZDF, das allerdings mit «Das Spiel beginnt!» und «Die Bergretter» an beiden Abenden das Nachsehen im Vergleich mit dem direkten Konkurrenten hatten.