Nach 14 Jahren: Ist bei «Grey’s Anatomy» die Luft raus?

Oder werden die Einschaltquoten falsch wahr genommen? Wie viele Menschen schauen wöchentlich wirklich zu?

In der vergangenen Woche strahlte das amerikanische Network ABC die 300. Episode der Drama-Serie «Grey’s Anatomy» aus. Mit 8,13 Millionen Fernsehzuschauern ab zwei Jahren wurde das beste Ergebnis seit dem 9. Februar 2017 eingefahren. Die ersten Runden verzeichneten bis zu 20 Millionen Fernsehzuschauer, aber diese Ergebnisse wurden schon lange nicht mehr verbucht. Die ausführende Produzentin Shonda Rhimes erklärte erst kürzlich, dass sie das Format beenden wird, wenn Hauptdarstellerin Ellen Pompeo keine Lust mehr hat.

Die Verantwortlichen bei ABC haben nicht nur die Reichweiten und Quoten im Blick, die über Nacht respektive am selben Tag gezählt werden, sondern auch die Aufnahmen mit Festplatten-Recordern und die Auswahl in Mediatheken. Rechnet man diese Reichweiten zusammen, dann schneidet «Grey’s Anatomy» – für heutige Serien – sehr gut ab.

Mit den Staffeln acht, neun und zehn erreichte «Grey’s Anatomy» im Durchschnitt noch jeweils über zwei Millionen Fernsehzuschauer. Im achten Jahr wurden inklusive Sieben-Tage-Aufnahmen 12,90 Millionen Amerikaner gemessen, in der neunten Staffel waren 12,51 Millionen Zuseher dabei und die 13. Runde unterhielt im Schnitt 12,40 Millionen US-Bürger.

Mit dem Ausstieg von Zuschauerliebling Patrick Dempsey, der Derek Shepherd verkörperte, konnte der langsame, aber stetige Reichweitenverlust nicht gestoppt werden. Wobei die Entscheidung, ihn aus der Serie zu entfernen, durchaus richtig war. Die elfte Staffel holte mit ihm – und vor dem Unfall – im Schnitt nur 11,53 Millionen Zuschauer, die gesamte Staffel wurde im Durchschnitt von 11,61 Millionen Zusehern verfolgt. Mit seinem Ausstieg stieg das Interesse kurz an, musste allerdings dann wieder Federn lassen. Der Quotenabsturz fand ohne Dempsey nicht statt, das Niveau konnte in etwa gehalten werden.

Die 12. und 13. Runde lief aus Sicht des Senders ABC nicht schlecht: 11,50 sowie 11,26 Millionen Fernsehzuschauer verfolgten die zwei Staffeln, die jeweils auf 24 Episoden kamen. Nur werden diese hohen Reichweiten nicht sofort ausgewiesen, weil sich inzwischen rund dreieinhalb Millionen Menschen die Sendungen nicht mehr live im Fernsehen anschauen, sondern aufzeichnen und zu einem späteren Zeitpunkt konsumieren.

Inzwischen sind acht Episoden der 14. Staffel im amerikanischen Fernsehen gelaufen. Der Trend zur Festplatte nimmt in den Vereinigten Staaten von Amerika weiterhin zu: Der Auftakt erreichte 3,91 Millionen Menschen nur auf der Festplatte, 3,83 Millionen Menschen verfolgten in der zweiten Woche die Serie. Die letzten beiden Episoden verbuchten 3,51 sowie 3,54 Millionen Ansichten über den Recorder. Die Reichweiten bleiben mit 11,99 Millionen (Staffelpremiere) und 11,22 (Folge 5) recht hoch.

Bei den 18- bis 49-Jährigen gehört «Grey’s Anatomy» aktuell zu den vier erfolgreichsten Serien im Network-Fernsehen, Senderintern ist nur «The Good Doctor» besser platziert. Bei allen Zuschauern liegt man bei ABC auf dem zweiten Rang. Aber gegen «The Good Doctor», der von 10,40 auf 17,50 zulegt, kommt man dann eben doch nicht an. Insofern ist die ABC-Krankenhausserie immer noch ein Zugpferd, auch wenn es sich die Zuschauer im linearen Fernsehen verabschieden und zur Festplatte wechseln.
18.11.2017 12:30 Uhr  •  Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/97109