Zwei Jahre nach der Premiere fand «Mr. Robot» seinen Weg ins Free TV. Doch für Nitro war die erste Staffel der preisgekrönten Hacker-Serie eine bittere Enttäuschung.
Vor knapp zwei Jahren überraschte der kleine Kabelsender USA Network die TV-Branche mit einer hochklassig produzierten Hacker-Serie und heimste dafür zahlreiche Preise ein. Ein Jahr später legte man mit einer qualitativ noch besseren zweiten Season einen obendrauf, im Moment läuft sogar schon die dritte. Als großer Fan der Serie lege ich jedem Interessenten «Mr. Robot» aufgrund seiner grandiosen Schauspieler, seiner Experimentierfreude und des klugen Storytellings ans Herz. Umso härter ist dann das Leben als Quotenredakteur, der sich wie heute mit dem mangelnden Interesse des deutschen Publikums an der US-Serie auseinandersetzen muss. Am doppelten Feiertag zeigte Nitro die Sam Esmail-Produktion in einer Eventausstrahlung: jeweils fünf Folgen gingen am Dienstag und Mittwoch ab 20.15 Uhr über den Äther.
Mit 110.000 Zuschauern war «Mr. Robot» am Reformationstag um 20.15 Uhr sowieso schon kein Publikumshit, jedoch sollte diese Reichweite bereits den Höhepunkt der ersten Staffel darstellen. Es ist ganz natürlich, dass die Zuschauerzahlen im Laufe eines Abends sinken – im Falle von «Mr. Robot» auf bis zu 40.000 kurz nach Mitternacht. Doch die am Dienstag bereits niedrige Reichweite der Serie sank am Mittwoch nochmals. Mit 100.000 Zuschauern stach die zweite Episode des Abends zwar heraus, allerdings waren am Ende nur noch 10.000 Zuschauer übrig – eine Reichweite im kaum noch messbaren Bereich. Schalteten am Dienstag durchschnittlich 80.000 Zuschauer ein, waren es einen Tag später nur noch 60.000.
Für den ein oder anderen digitalen Spartensender mag das durchaus ein akzeptabler Schnitt sein, jedoch nicht für Nitro. Mit dieser Reichweite kamen bestenfalls 0,4 Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum zustande. Normalerweise fährt Nitro drei- bis viermal so hohe Marktanteile ein – im Oktober verzeichnete der Sender durchschnittlich 1,6 Prozent. Im Mittel erzielte «Mr. Robot» an den beiden Ausstrahlungstagen 0,37 und 0,22 Prozent Gesamtmarktanteil. War die Quote am Dienstag noch vergleichsweise stabil, fielen die Quoten die Serie an Allerheiligen auf bis zu 0,1 Prozent.
Dementsprechend dürfte es auch nicht überraschen, dass «Mr. Robot» auch in der werberelevanten Zielgruppe nicht wirklich souverän wirkte. Für die letzte Folge stand sogar die Null auf dem Papier: kaum noch Zuschauer zwischen 14 und 49 Jahren saß noch vor dem Bildschirm; 0,1 Prozent Marktanteil standen auf dem Papier. Während der vierten und siebten Folge gelangen der Serie dann immerhin mal 0,5 und 0,6 Prozent bei den Umworbenen. Allerdings liegen auch diese Werte weit außerhalb des für Nitro akzeptablen Bereichs. Sonst verbucht der Sender in dieser Zielgruppe durchschnittlich 1,8 Prozent Marktanteil.
In der Endabrechnung erreichte die erste Staffel «Mr. Robot» bei Nitro 70.000 Zuschauer ab drei sowie 30.000 zwischen 14 und 49 Jahren. Sowohl beim Gesamtpublikum als auch bei den Umworbenen verbuchten die zehn Folgen magere 0,3 Prozent Marktanteil. Letztlich summierten sich einige Gründe, aus denen «Mr. Robot» bei Nitro zum Misserfolg wurde. Der wichtigste ist ziemlich banal: zwei Jahre nach der US- und Deutschlandpremiere dürften all jene, die sich für die Serie interessieren, ihr Glück bereits bei Amazon Prime gefunden haben. Die Folge für Nitro: «Mr. Robot» kam erst gar nicht aus den Startlöchern. Hinzu kommen zwei klassische Probleme, die auch andere Serien bereits zu Genüge kennen. Horizontal erzählte Geschichten verlieren im Laufe der Staffel Zuschauer – und wer so schwach startet wie «Mr. Robot», braucht sich nicht darüber wundern, wenn er am Ende der Staffel keine Zuschauer mehr hat. Darüber hinaus funktionieren die im Online-Streaming sonst so beliebten Event- bzw. Binge-Programmierungen nicht im deutschen Free TV – selbst der ein oder andere große Sender kann hiervon ein Lied singen.