Der schnellste Mann der Welt rennt derzeit auf ProSieben in neuen Folgen mit seinen Gegnern um die Wette. Jeweils dienstags ab 23 Uhr gibt es die dritte Staffel als deutsche Free-TV-Premiere zu sehen. Doch diese entpuppte sich als bisher schwächste Staffel des Superhelden-Formats.
In Deutschland muss «The Flash» in Bezug auf Sendeplatz und Quoten schon länger kleinere Brötchen backen. Hierzulande gelang es dem Format nicht an seine heimischen Erfolge anzuknüpfen, wo der nerdige Barry Allen aka The Flash Woche für Woche für Traumquoten sorgt. Schon der Auftakt erwies sich für The CW als voller Erfolg, nur «90210» und «Vampire Diaries» konnten 2008 und 2009 höhere Reichweiten erzielen. Insgesamt wurde der Pilot von mehr als 13 Millionen Menschen über die unterschiedlichsten Plattformen konsumiert, womit die Produktion laut Parrot Analytics als die fünftbekannteste Serie weltweit zählt, gleich hinter Erfolgsformaten wie «Game of Thrones», «The Walking Dead», «Westworld» und «Pretty Little Liars». Auch der deutsche Free-TV-Start auf Prosieben wusste anfangs noch zu überzeugen, denn die ersten beiden Folgen erreichten 2,34 Millionen Umworbene. Der Zielgruppenmarktanteil lag 2015 bei 20,4 Prozent.
Im Zentrum der Handlung steht der junge Barry Allen, dessen Vater des Mordes an seiner Mutter beschuldigt wird. Während er seine Gefängnisstrafe verbüßt, wächst Barry bei dem Detektive Joe West und seiner Tochter Iris auf und wird später selbst zum forensischen Ermittler der Polizei. Bei einer Explosion des Teilchenbeschleunigers der S.T.A.R. Labs in Central City wird er vom Blitz getroffen und fällt daraufhin für neun Monate ins Koma. Als er erwacht, muss er feststellen, dass er über Superkräfte verfügt und sich blitzschnell fortbewegen kann. Als schnellster Mann der Welt versucht er so nicht nur den Mörder seiner Mutter ausfindig zu machen, sondern in Central City gemeinsam mit seinem Team den Bösewichten das Handwerk zu legen. 
Obwohl sich die Superheldenserie aktuell erst in ihrer dritten Staffel befindet, besteht das größte Problem schon jetzt in den sich ständigen Wiederholungen bekannter Elemente der ersten zwei Staffeln. Dies nimmt nicht nur die Spannung aus der Serie, sondern es wirft auch die Frage auf, wieso die Produzenten nicht stärker aus der Comicvorlage schöpfen. Denn die bietet abwechslungsreiche, spannende Geschichten, die die Serie mittlerweile vermissen lässt. Vor allem beim Endgegner der Staffel verlassen sich Berlanti und Kreisberg zu sehr auf Enthüllungen, die sie aus den beiden Vorgängerstaffeln recyceln und die immer dem gleichem Muster folgen. Wirklich schockieren kann man damit die Zuschauer natürlich nicht, vielmehr ringt man ihnen lediglich ein müdes Gähnen ab.
Dadurch, dass immer auf die gleiche Erzählweise zurückgegriffen wird, gestaltet sich auch die Handlung selbst recht vorhersehbar. Nicht nur das große Mysterium dieser Staffel haben viele Fans schon von Weitem erahnt, auch bei den Subplots fehlt oftmals der Überraschungseffekt. Lediglich Caitlins Handlungsstrang erweist sich als vielversprechend und unterhaltsam, während vor allem der Plot um Wally West und die Art und Weise, wie er seine Fähigkeiten erlangt und dann zum perfekten Werkzeug Savitars wird, von vorne bis hinten durchschaubar ist – ein Schicksal, welches er sich übrigens mit Harrison Wells teilt. Die Frische der ersten Staffel ist den Produzenten jedoch nicht erst mit der dritten Staffel abhanden gekommen, sondern schon in der zweiten Staffel machten sich erste Verschleißerscheinungen bemerkbar. Staffel Zwei ist aber wenigstens noch unterhaltsam, was auf die erste Hälfte der dritten Staffel leider nicht unbedingt zutrifft. Die zieht sich nämlich stellenweise wie Kaugummi - aufgrund ausbleibender Schockeffekte und rar gesäter Comedy. Und auch der Cliffhänger des Staffelfinales erweist sich als unspektakulär, denn niemand dürfte wirklich ernsthaft mit einer längeren Abwesenheit von Barry Allen rechnen.
Mit Flashpoint haben die Produzenten ein ziemlich spannendes Ausgangszenario geschaffen, das Lust auf die dritte Staffel machte. Wie sieht Barrys Leben im Kreise seiner Familie aus? Wie haben sich seine Beziehungen, vor allem zu Iris und Joe, verändert? Ist er immer noch ein Speedster? Und welche Auswirkungen hat seine Entscheidung auf Caitlin, Cisco und ganz Central Cisco? Doch anstatt wirklich mit diesen und vielen anderen Fragen und Auswirkungen zu spielen, wird Flashpoint schon innerhalb der ersten Folge wieder rückgängig gemacht. Natürlich ist es weiterhin, aufgrund verschiedener Konsequenzen von Barrys Entscheidung, ständig Thema, aber Potenzial ausschöpfen sieht anders aus. Diese Entscheidung wirkt übereilt, der Handlungsstrang konnte sich schon von vorneherein so nie richtig entfalten. Schade, denn es wäre sicherlich spannend gewesen, die alternative Zeitlinie mit all den bekannten Figuren in einem neuen Licht zu ergründen - gerade weil die erste Hälfte der Staffel sonst eher unspektakulär verlief. Doch Flashpoint ist nicht der einzige Handlungsstrang, bei dem Potenzial verschenkt wird. Denn auch wenn die Enthüllung des Bösewichtes der dritten Staffel nach einem alten Muster verläuft und schon mehrere Folgen zuvor vorhersehbar ist, hätte man hier vor allem auf psychologischer Ebene mehr herausholen können. Etwas, was auch die Produzenten in einem Interview mit Denofgeek gestehen, denn wenn sie eines ändern könnten, dann hätten sie Savitars Identität eher gelüftet, was Grant Gustin mehr Zeit gegeben hätte sich als Evil Barry auszutoben.
Haufenweise ungenutztes Potenzial gibt es jedoch auch bei der Figur Iris West, die in der dritten Staffel einmal mehr zum Anhängsel eines Mannes degradiert wird. Gerade als Frau schmerzt mich dieser Fakt ungemein, denn nicht nur die Zuschauerinnen, sondern auch die Zuschauer wünschen sich mittlerweile weibliche Figuren, die mehr als nur Liebesinteressen sind, etwas, das umgekehrt übrigens auch für männliche Charaktere gilt. Viele Serien wie «How to get away with Murder», «Game of Thrones» oder «The Handmaids Tale» haben gezeigt, dass Produzenten keine Angst vor starken Frauencharakteren haben müssen. Und genau das hätten sich viele Fans auch von Iris in dieser Staffel gewünscht: Dass sie ihr Schicksal nicht akzeptiert, sondern selbst in die Hand nimmt und sich aktiv an der Suche nach Savitar beteiligt. Anstatt sich immer darauf zu verlassen, dass Barry sie am Ende schon retten wird. Aber erneut war sie die typische Jungfer in Nöten, deren Aufgabe nur darin besteht, an der Seite von Barry nett zu lächeln und hübsch auszusehen.
Natürlich gibt es auch in der dritten Staffel Handlungsstränge und Momente, die begeistern, wie beispielsweise das Musical-Crossover zwischen «The Flash» und «Supergirl», welches nicht nur in musikalischer Hinsicht überzeugt, sondern auch sehr unterhaltsam daherkommt. Oder Barrys Reise in die trostlose, düstere Zukunft, die optisch ein Genuss ist. Aber auch Folge 16 mit dem Titel «Into the Speed Force» (auf Deutsch: «Alles oder Nichts») kann mit genialen Effekten und alten Gesichtern aufwarten. Generell bewegen sich die Kampfszenen und CGI-Effekte wieder auf sehr hohem Niveau und gestalten auch die dritte Staffel in diesem Punkt äußerst beeindruckend. Genauso wie Grant Gustin in der Darstellung des Barry Allen in düsteren, emotionalen und nachdenklichen Momenten brilliert und die Serie erneut schauspielerisch trägt.