Die UFA feiert ihr 100-jähriges Jubiläum. Wir blicken auf die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des einflussreichen Film- und Fernsehunternehmens – sowie auf artes Bemühungen, es zu feiern.
Das 100-jährige Jubiläum der UFA wird groß gefeiert – unter anderem mit feierlichen Kino-Retrospektiven und einer Programm-Themenreihe bei arte. Eine große Säule der Unternehmensgruppe, die weder in den aktuellen Retrospektiven beachtet wird, noch große Aussichten hat, etwa bei dem 150-jährigen UFA-Jubiläum von der Hochkultur nostalgisch verklärt zu werden, ist dessen ungeachtet unerlässlich: Die Fernseh-Dauerrenner der UFA. Denn selbst wenn Fernsehkritiker und Kulturwächter über manche UFA-Hits die Nase rümpfen, so sind diese verlässlichen Banken im TV-Programm stete und sichere Einnahmequellen des deutschen Medien-Dinosauriers.
Auch RTL II wird von der UFA mit einem Quotenbringer beliefert: Das Helferformat «Zuhause im Glück – Unser Einzug in ein neues Leben» stammt von UFA Show & Factual, die auch die Retro-Gameshows bei RTLplus machen und den bald bei Super RTL zurückkehrenden «Super Toy Club». Mit «Wer weiß denn sowas» verantwortet das Unternehmen zudem einen Quizerfolg im Ersten, der zwar nicht der große Kritikerliebling ist, aber mit bis zu 11,3 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen am Vorabend und 19,4 Prozent bei den Fernsehenden ab drei Jahren sprechen die Quoten eine ganz andere Sprache.
Auch im fiktionalen Bereich beliefert UFA seit Jahrzehnten RTL mit Dauerrennern – eine Partnerschaft, die sich nicht bloß durch den lang anhaltenden Erfolg erklärt, sondern ebenso dadurch, dass die Mediengruppe RTL als auch die UFA zu Bertelsmann gehören. Die älteste noch bestehende Zusammenarbeit zwischen den konzernstrukturell verwandten Unternehmen ist zugleich die älteste und bis dato erfolgreichste Daily Deutschlands: «Gute Zeiten, schlechte Zeiten», das Aushängeschild des UFA-Arms UFA Serial Drama. Aber auch «Unter uns» und «Alles was zählt» kommen aus der Produktionsschmiede, die sich selbst den Slogan "Wir erschaffen Welten. Mit Leidenschaft. Mit Gefühl." verliehen hat.
Nico Hofmann, nunmehr der alleinige Geschäftsführer der UFA, kommt indes aus einer ganz anderen Ecke der Fiktion. Nach dem Abitur Ende der 70er-Jahre schlug er erst die Journalistenlaufbahn ein, ehe er sich doch für das Medium Film entschied und nach einem Studium an der Hochschule für Fernsehen und Film München zum Regisseur und Autor wurde. Seit 1993 ist er zudem als Produzent tätig – und seit dem Sat.1-Thriller «Der Tanz mit dem Teufel – Die Entführung des Richard Oetker» von 1991 (mit Sebastian Koch und Christoph Waltz in tragenden Rollen), hat Hofmann seine bevorzugte Nische gefunden: Die hochwertige Verarbeitung realer, deutscher Ereignisse – mal zeitgenössisch, mal historisch.
Vielleicht schließt sich für die UFA durch ihre hochwertigen Fernsehdramen der Kreis. Bereits im Frühjahr 2017 urteilte Hofmann Quotenmeter.de gegenüber: "Die deutschen Film- und Serienschaffenden müssen sich nicht mehr hinter Hollywood verstecken." Das weckt Erinnerungen an die Anfangszeit der UFA, als zur Blütezeit des Stummfilms als großer Vordenker galt und neugierige Filmtreibende aus Hollywood nach Deutschland pilgerten, um zu verstehen, wie die Regisseure bei der UFA ihre Filme ausleuchten und wie die aufwändigen, kreativen Kulissen des deutschen, expressionistischen Films gebaut werden. Fritz Langs Monumentalwerk «Metropolis» brachte die Firma fast in den Ruin, strahlte dank seiner Innovation aber so stark, dass er Landesgrenzen durchbrach und noch heute verehrt wird.
arte ehrt die Kino-Blütezeit der UFA mit einem monatelangen Themenschwerpunkt, in dessen Rahmen große Klassiker und nicht genügend geehrte Kleinjuwelen gezeigt werden. Zu denen zählen die Krimikomödie «Der Mann, der Sherlock Holmes» mit Hans Albers und Heinz Rühmann (4. September, 20.15 Uhr), die 1933er-Version der Genderkomödie «Viktor und Viktoria» (4. September, 22 Uhr) sowie die politisch aufgeladene Stummfilmromanze «Die Liebe der Jeanne Ney» (4. September, 23.35 Uhr). Außerdem zeigt arte die Screwballkomödie «Glückskinder» (11. September, 20.15 Uhr), die "Ich wollt' ich wäre ein Huhn" zum Gassenhauer gemacht hat, den Abenteuerfilm «Das Totenschiff» (4. Dezember, 20.15 Uhr) mit Horst Buchholz, Mario Adorf und Elke Sommer, den Klassiker «Der blaue Engel» (11. Dezember, 20.15 Uhr) mit Marlene Dietrich und die Premiere der restaurierten Fassung von «Opfergang» (11. Dezember, 21.55 Uhr), einem Melodram von 1944 über einen Mann, der zwei Frauen liebt.