Fünf Formate buhlen inzwischen wöchentlich um die Gunst des Fußballfans – Etablierte und neue Vertreter. Gerungen wird aber auch um die besten Gäste.
Die Spitzenposition dieses Rankings geht halbwegs deutlich an den frischesten Fußballtalk des Landes. Im Qualitätsranking hat sich «Wontorra» an allen anderen Angeboten vorbeigeschoben. Diese Platzierung ist freilich nur eine Momentaufnahme nach bisher drei Ausgaben. Aber an den Gästen Aki Watzke von Borussia Dortmund und einem 105 Minuten langen Solo-Auftritt mit Uli Hoeneß gibt es kein Vorbeikommen. Die beiden wichtigsten Manager im deutschen Fußball glänzten im Sky-Studio nicht nur mit Schlagfertigkeit, sondern auch mit fundierten und wichtigen Aussagen zum aktuellen Geschehen. Einen größeren Mehrwert kann eine Fußballrunde nicht bieten. Da ist es auch Verziehen, dass die dritte Ausgabe nur mit einem zugeschalteten HSV-Boss Heribert Bruchhagen (und mit Sky-Experte Lothar Matthäus als Gast im Studio) aufwarten konnte.
Die Konkurrenz von «Wontorra» hat dem Sport1-«Doppelpass» noch nicht geschadet. Die Runde vom Münchner Flughafengelände ist weiterhin ein großer Anziehungspunkt. In diesem Jahr begrüßte Moderator Thomas Helmer bereits unter anderem Heribert Bruchhagen, Ralf Rangnick, Andreas Rettig und Fredi Bobic. Mit Vertretern von Hamburg, Leipzig, Frankfurt und St. Pauli war die Sendung personell also bestens aufgestellt. Zudem hat man mit Ex-Schiri Bernd Heynemann eine neue Schiedsrichter-Rubrik eingeführt – passend zum aktuellen Wirbel rund um den Video-Schiedsrichter. Eine kleine Delle, die letztlich auch Platz zwei im Ranking manifestiert, war die Sendung nach dem 2. Bundesliga-Spieltag, als man „nur“ Hans Meyer als Star-Gast hatte und damit zwar jemanden, der für große Unterhaltung sorgte, aber eben nicht mehr zur A-Kategorie im Bundesliga-Zirkus gehört. Eine echte Bereicherung für das Original des Fußball-Talks: Reporter Marcel Reif, der beim «Doppelpass» den Experten gibt und dabei wie gewohnt durch scharfe Zunge und einen eben solchen Verstand auffällt.
Umzug: Nicht nur einen neuen Standort hat die Kulisse des Talks «Sky 90», sondern auch einen neuen Sendeplatz. Während die grauen Wände inklusive Deutschlands einzigem Fußball-Aquarium nun in Unterföhring im Sky Sport HQ stehen, wanderte die Sendung im Programmplan von sonntags um 19.30 Uhr auf den nicht ganz so prickelnden Slot montags um 22.30 Uhr. Befürchtungen, an diesem Tag die ganz großen des Fußballs nicht live ins Studio zu kriegen, müssen noch ausgeräumt werden. Inhaltlich dürfte man auch deshalb leichte Korrekturen vorgenommen haben. Das wichtigste Thema der Woche dominiert das Format nun noch mehr. Zum Auftakt war dies die Schiedsrichter-Diskussion: Hellmuth Krug vom DFB, Sky-Experte Markus Merk und der neue Sky-Mann Ewald Linien bildeten dabei nicht nur eine starke Runde, sondern sogar die beste seit längerer Zeit. «Sky 90» hat also vorgelegt, ist aber inhaltlich vom Sky-Pendant am Sonntag schon überholt worden.
Die Treppe im Studio-Hintergrund ist ein echter Hingucker: 18 Stufen, eine für jeden Tabellenplatz. Inhaltlich kümmert sich «100% Bundesliga» bei Nitro um die Highlights aller Spiele des Spieltags. Diese sind zum Sendezeitpunkt montags ab 22.10 Uhr auch schon alle gelaufen. Neben den Free-TV-Erstverwertungsrechten für die Montags-Spiele und weiteren Highlights gehören auch gesellige Talks zum festen Programmpunkt. Gerade hier wusste Nitro stellenweise schon zu punkten: Max Eberl etwa war direkt zu Beginn ein guter und dankbarer Gast. Sein Sportdirektoren-Kollege aus Köln, Jörg Schmadkte, brachte in Sendung zwei viel Leichtigkeit mit. Schleppender verlief das Gespräch mit zwei Leverkusener Spielern in Woche 3 – Jonathan Tah und Benjamin Henrichs hatte man zuvor schon aufgeweckter erlebt. In Sendung vier kam der verletzte BVB-Profi Julian Weigl, der einen sympathischen Auftritt hatte.
Inhaltlich wusste der «kicker.TV»-Talk im vergangenen Jahr ein ums andere Mal zu überraschen. Auf seltsamem Sendeplatz versteckt (montags, 18.15 Uhr) überraschte die Show immer wieder mit echten Erkenntnissen, starken Zitaten und sehr namhaften Gästen. Die Großen scheuten sich also nicht ins Münchner Studio von Eurosport zu kommen. Für den besseren Flow könnte man das nun geopfert haben. Die Talkshow, die neuerdings im Wechsel von Marco Hagemann und Wolfgang Nadvornik präsentiert wird, ist nun zum Lead-Out der Live-Spiele an Bundesliga-Freitagen geworden.