Matthias Schweighöfers Pantaflix soll VoD-Markt revolutionieren

Durch größeren Einfluss der Produzenten soll der Streamingdienst Pantaflix die von Netflix und Amazon dominierte VoD-Branche aufmischen – und den DVD- sowie Blu-ray-Markt ins Jenseits schicken.

Wir haben zahlreiche Filme im Angebot, die in der Türkei sehr gefragt, hierzulande aber bislang nicht auffindbar waren. Zudem können Cineasten auf Originalversionen zugreifen, die sie in ihrer Weltregion sonst nicht zu sehen bekommen. Selbst wenn dann nur 6000 Leute einen bestimmten Film abrufen, haben wir genau diese 6000 Leute glücklich gemacht.
Dan Maag
Obwohl Matthias Schweighöfer als Amazon-Werbegesicht aktiv ist und in der Amazon-Originalserie «You Are Wanted» die Hauptrolle übernommen hat, schickt sich der Schauspieler, Regisseur und Produzent an, dem Unternehmen Konkurrenz zu machen. Gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Dan Maag investiert Schweighöfer in einen eigenen Video-on-Demand-Dienst – dieser hörte bislang auf den Namen Pantaleon, wird nun aber in Pantaflix umbenannt. Dieser Schritt ist gewissermaßen der Startschuss für einen aggressiven Wachstumsplan für den noch jungen Player im Streaming-Geschäft – gegenüber der 'Welt' erklärte Maag, mit Pantaflix überaus ambitionierte Ziele zu haben.

Mit dem im Dezember 2016 gestarteten Anbieter wolle er nicht weniger als ein "Milliardenunternehmen" aufbauen, das den gesamten Unterhaltungsmarkt revolutioniert. "Pantaflix soll systemrelevant sein", urteilt Maag selbstbewusst und träumt: "Unser Anspruch ist es, nahezu alle Filme, die es gibt, an einem Platz zu vereinen – mit Zugriff für alle Menschen rund um den Globus." Ähnliche Vorhaben hatten einst auch Netflix und Amazon, bis sich die Lizenzgeber von der Vorstellung, ein fremdes Unternehmen könnte praktisch ein Vertriebsmonopol haben, abschrecken ließen und in Rechteverhandlungen die Preise nach oben getrieben haben – was sich als Mitgrund herausgestellt hat, weshalb mehr und mehr in Originalproduktionen investiert wird.

Alleinstellungsmerkmale

Pantaflix hebt sich von der namhaften Konkurrenz unter anderem durch eine Auswahl an gefeierten Kurzfilmen und Schwarz-Weiß-Filmen ab. Zudem gibt es eine redaktionelle Vorauswahl an sowjetischen Produktionen und türkischen Komödien.
Maag ist sich jedoch dessen bewusst, wie unattraktiv VoD-Dienste für Produzenten mitunter sind – und verfolgt daher mit Pantaflix ein anderes Modell: "Wir geben Produzenten die vollständige Souveränität für den Vertrieb ihrer Filme", so Maag im 'Welt'-Interview. Bei Pantaflix gibt es kein monatliches Abo-Modell, stattdessen können Filme einzeln erworben werden. Er erläutert weiter: "[Die Produzenten] allein stellen ihre Werke auf die Plattform und bestimmen dabei, wann und zu welchem Preis ein Film verfügbar sein wird. Den Erlös teilen wir dann, wobei der Filmemacher 75 Prozent und Pantaflix 25 Prozent der Einnahmen bekommen."

Übrigens: Maag behauptet stolz, vergangenes Jahr seine komplette DVD- und Blu-ray-Sammlung veräußert zu haben, weil sie dank Pantaflix nicht mehr von Bedeutung sei. Mit diesem Schritt warb Til Schweiger einst in einem Werbespot für watchever – wenige Jahre, bevor der VoD-Dienst aufgegeben wurde.
02.08.2017 09:40 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/94837