In weniger als zwei Monaten sind die Bundesbürger an die Wahlurnen gerufen. Heißt: Jetzt beginnt die heiße Wahlkampfphase. Die führenden Polit-Talker betrachten das noch aus ihrem Urlaub heraus. Aber wie lief es für die eigentlich im Super-Wahl-Jahr?
Am 24. September wählt Deutschland einen neuen Bundestag. An diesem Tag wird sich entscheiden, ob das Land weiterhin von der CDU-Vorsitzenden Angela Merkel geführt wird oder ob es doch wieder einen Mann an der Spitze gibt: SPDs Martin Schulz. Bisherige Umfragen sehen Merkel klar vorne, Schulz muss also aufholen. Viel Stoff für spannende Diskussionen, die sicherlich im großen TV-Duell Anfang September (auf vier Sendern!) gipfeln. Die Wahlkampf-Maschinen laufen längst auf Hochtouren, nur rattern sie an den bekanntesten Talkern des Jahres vorbei.
Nun könnte man meinen, dass es Deutschland wahrlich nicht an politischen Diskussionsrunden im Fernsehen fehlt. Eine entsprechende Debatte hatte die ARD ja vor gar nicht mal allzu langer Zeit geführt, als man sich mit «Günther Jauch» eine fünfte wöchentliche Sendung leistete (bis Ende 2014 gab es auch noch Beckmanns wöchentlichen Talk). Den damals durchaus hörbaren Forderungen nach einer Reduzierung ist man mittlerweile nachgekommen. «Anne Will» wird in diesem Sommer – mit Ausnahme eines Talks Mitte Juli – zweieinhalb Monate pausieren. Ohnehin hatte Das Erste schon Ende 2015 eine Reduzierung der Farbe Talk auf dem wichtigen Slot der Woche beschlossen. Sendete Jauch Pi mal Daumen 35 Mal pro Jahr, war Will 2016 30 Mal On Air – und somit auch vier Mal weniger als 2015 noch auf ihrem damaligen Sendeplatz am späteren Mittwochabend.
Das Interesse – es ist mehr als spürbar, nur das Angebot der ARD ist eben an einem Drittel der Sonntage in diesem Jahr nicht vorhanden gewesen. Mehr Einsätze hat «Hart aber fair»: Inklusive Extra-Ausgaben sendete Frank Plasberg 2015 und 2016 36 und 37 Mal. In diesem Jahr liefen ebenfalls 19 Sendungen bis dato. Die 2017er-Bilanz: 10,1 Prozent Marktanteil bei allen mit teilweisen Ausschlägen auf mehr als 16 Prozent. 2,94 Millionen Menschen schauen montags um 21.00 Uhr zu. Das sind ein paar weniger als 2016, als die durchschnittliche Reichweite bei 3,11 Millionen und die Quote bei rund 10,9 Prozent lag.
Und auch «Maischberger» hat am späteren Mittwoch bisher leichte Einbußen hinnehmen müssen. In bis dato 18 Sendungen kam sie auf 10,4 Prozent Marktanteil, zwei Zehntel weniger als 2016. Im Vorjahr moderierte die bei n-tv bekannt gewordene Moderatorin 34 Sendungen. Erstaunlich also, dass gerade «Anne Will» mit den wenigsten Sendungen pro Jahr die klarsten Zugewinne verzeichnet. Oder gibt es da einen Zusammenhang? Ist eine Reduzierung der Anzahl damit in Einklang zu bringen, dass man einige unwichtigere Themen auslässt? Übrigens: Den „Einsatz-Rekord“ in diesem Jahr hält ZDFs «Maybrit Illner». Die verabschiedete sich vor knapp zwei Wochen nach ihrem 24. Auftritt in die Sonne.