Der Trend schien bereits vorbei, doch «Fallen - Engelsnacht» versucht sich noch einmal daran, eine epische Jugend-Lovestory in übernatürlichem Gewand auf die Leinwand zu bringen. Doch es hat schon einen Grund, weshalb der Trend seinen Zenit überschritten hat.
Lucinda Price (Addison Timlin) ist 17 und den ersten Tag auf dem Sword & Cross-Internat, als sie Daniel Grigori (Jeremy Irvine) sieht. Einen unglaublich attraktiven, aber auch sehr distanzierten Jungen, dem sie sich unheimlich verbunden fühlt. Daniel behauptet jedoch sie noch nie gesehen zu haben und meidet sie, wo immer er kann. Doch immer wenn Luce etwas Schlimmes widerfährt, sobald die gefährlichen Schatten sie wieder umtanzen, die sie seit ihrer Kindheit umgeben, ist er zur Stelle und rettet ihr mehrfach das Leben. Doch da gibt es auch noch Cam (Harrison Gilbertson), einen ebenfalls gut aussehenden und geheimnisvollen Jungen, der sehr viel Interesse an Luce zeigt. Erst als sie beginnt in der Vergangenheit zu recherchieren und allmählich beiden Jungs näher kommt, erfährt Lucinda, von welchem Geheimnis sie wirklich umgeben ist…
In den USA kletterte der erste Roman «Engelsnacht» bis auf Platz 3 der Bestsellerlisten und verweilte ganze 16 Monate dort. Das klingt zwar viel, doch nicht nur in anderen Ländern hielt sich der Erfolg in Grenzen; gemessen an Buchreihen wie ebenjene «Twilight»-Saga, «Panem» oder gar «Harry Potter» ist dieses Ergebnis fast schon lachhaft. Hinzu kommt die lange Zeit zwischen der ersten Veröffentlichung sowie dem Filmrelease: «Engelsnacht» erschien 2009, der Film wurde vier Jahre später abgedreht und kommt nun mit dreijähriger Verspätung in die Kinos. Seither wurde der internationale Kinomarkt mit Young-Adult-Abenteuer-Romanzen nur so übersättigt – eine denkbar schlechte Ausgangslage für «Fallen», der obendrein weder mit Starpower, noch mit erfolgreichen Köpfen hinter der Kamera auftrumpfen kann. Kurzum: Ganz egal wie unvoreingenommen man an einen Film auch herangeht, zumindest auf dem Papier stehen die Zeichen auf Misserfolg. Zu Beginn scheint Regisseur Scott Hicks («The Lucky One») diesen Umstand noch mit inhaltlichem Elan ausgleichen zu können, denn so billig und lieblos die ganze Szenerie auch erscheint (dieses Internat könnte ebenso gut auch als Kulisse für eine deutsche TV-Produktion dienen), gelingt es den Drehbuchautoren Michael Arlen Ross («Turistas»), Kathryn Price («Daddy ohne Plan») und Nichole Millard («Guilt»), das Mysterium um diese Anstalt lange Zeit aufrecht zu erhalten.
Zumindest die Etablierung der Figuren funktioniert daher ganz gut und auch das nicht immer sofort durchschaubare Verhalten mancher Kommilitonen bringt ein wenig Würze in die ansonsten sehr gediegen verlaufende Handlung. Vor allem die Dialoge unterbieten noch das anstrengendste Soap-Geplänkel, sodass sich schnell herausstellt, dass hier auf intellektueller Ebene nicht viel zu holen ist. So konzentriert sich auch schon sehr bald alles auf die Dreiecksbeziehung zwischen Luce, Daniel und Cam, wobei nicht nur die Schauspieler wenig bis gar nichts aus dieser emotionalen Ausnahmesituation herausholen können. Das gemeinsame Interesse für die schweigsame Luce wird von den beiden Darstellern Jeremy Irvine («Der wunderbare Garten der Bella Brown») und Harrison Gilbertson («Haunt») mit ebenso wenig Elan vorgetragen, wie die Faszination an ihren beiden Verehrern von Hauptakteurin Addison Timlin («Warte, bis es dunkel wird»). Wer hier wie zu wem steht, wo die vermeintlich tiefgreifenden Probleme sämtlicher der involvierten Charaktere herrühren und welches Geheimnis dieses Internat umgibt, verliert somit rasch an Bedeutung. Denn weshalb sollte man sich für eine Geschichte interessieren, wenn es die ihr innewohnenden Figuren nicht einmal fertig bringen, Interesse an ihnen selbst zu wecken?
So weiß man: Irgendwie geht es hier wieder einmal um die große Liebe und darum, dass einer den Anderen nicht haben kann, der Andere den Einen aber schon, während am Ende keiner von ihnen zufrieden ist. Als Ausgangslage für den amourösen Subplot reicht das – und für diejenigen, die sich all das dann doch nicht entgehen lassen wollen, sei an dieser Stelle auch nicht mehr verraten. Doch da ist ja auch noch der übernatürliche Überbau rund um die (gefallenen) Engel, der bereits im bedeutungsschwangeren Prolog bis an die Grenze des Aushaltbaren ausgereizt wird. Das permanente Aufgreifen der Themen Glauben und Taufe erweist sich zwar allenfalls als absolut oberflächlich und naiv (für einen ähnlich ärgerlichen Filmbeitrag der Marke «Die Hütte» ist «Fallen» immerhin nicht manipulativ genug), bringt aber auch eine gehörige Portion Lächerlichkeit in den Film. So absurd und auf Kitsch getrimmt die restliche Story ist, so dämlich gestaltet sich der Versuch, beide Ebenen zusammenzuführen.