«Pretty Little Liars»-Ende: Was blieb von Freeforms größtem Hit übrig?

Mit der siebten Staffel beendete I. Marlene King ihr Format «Pretty Little Liars» freiwillig und brachte das Teen-Drama so zum Abschluss. Doch wie erfolgreich war das Freeform-Format zuletzt noch?

Facts zum Format:

  • Genre: Crime-Thriller, Mystery, Teen Drama
  • Vorlage: "Pretty Little Liars" (Romanreihe) von Sara Shepard
  • Serienschöpferin: I. Marlene King
  • Darsteller: Troian Bellisario, Ashley Benson, Holly Marie Combs, Lucy Hale, Ian Harding, Bianca Lawson, Laura Leighton u.w.
  • Episodenzahl: 160 (7 Staffeln)
  • Produktionsfirmen: Warner Horizon Television, Alloy Entertainment, Long Lake Productions & Russian Hill Productions
  • Run: 8. Juni 2010 bis 27. Juni 2017 (ABC Family/Freeform)
Teen-Dramen sind im US-Fernsehen gefragt wie nie. Insbesondere das kleine frei empfangbare Network The CW hat sich auf das Genre für und über junge Menschen spezialisiert und liefert Saison um Saison neue Stoffe mit Protagonisten im Teenie-Alter. Selbst in Deutschland fasste das Genre in den vergangenen Jahren erfolgreich Fuß, als VOX mit «Club der roten Bänder» einen der wenigen Publikumshits in der noch immer recht dünn besiedelten deutschen Serienlandschaft schuf. Abseits des Teen-Drama-Epizentrums The CW, das in der jüngeren Vergangenheit Zuschauermagneten wie «Gossip Girl» oder «The Vampire Diaries» schuf, wird jedoch immer wieder ein Format aufgezählt, das von Beginn an im weniger zuschauerstarken US-amerikanischen Kabelfernsehen verortet war und dennoch zu den prägendsten Serien des Genres zählt: «Pretty Little Liars». Der Genre-Mix aus Teen Drama, Crime-Thriller und Mystery-Serie debütierte im Juni 2010 bei ABC Family, dem heutigen Freeform, und fand nun, sieben Jahre später ein Ende.

Kostete Freeform seinen Ausnahmeerfolg zu sehr aus?


Anders als bei so vielen anderen langlebigen Serien lag der Grund für das Serienende nicht primär am sinkenden Zuschauerinteresse, Serienschöpferin I. Marlene King, die die Serie nach Vorlage der gleichnamigen Romanreihe von Sara Shepard schuf, entschied selbst, die Geschichte mit der siebten Staffel zu beenden. Inhaltlich war die Auflösung der Serie längst überfällig, versuchten die fünf jungen weiblichen Protagonistinnen doch schon seit Staffel eins das Rätsel um das Verschwinden ihrer Freundin Alison und die Identität ihres mysteriösen Gegners „A“ aufzuklären. Aufgrund dieser Langatmigkeit und inhaltlichen Dehnung mit immer neuen, mal mehr, mal weniger logischen Enthüllungen kehrten nicht wenige Zuschauer dem Format über die Zeit hinweg ihren Rücken. Doch ist nun auch der kleine Sender Freeform zufrieden mit dem Ende der Serie? Immerhin kennzeichnet «Pretty Little Liars» die meistgesehene Serie des Senders. Hätten die Quoten der siebten Staffel einen Fortbestand gerechtfertigt?

Was war die große Enthüllung im Finale?

Lesen Sie im Spoiler-Bereich am Ende des Artikels, wer sich hinter "A.D.", dem mysteriösen Widersacher der «Pretty Little Liars», verbarg.
Zweifelsohne kennzeichnet Freeforms «Pretty Little Liars» zu das wichtigste Format des Senders, das nicht nur quotentechnisch funktionierte, sondern auch online auf viel Gegenliebe stieß. Eine Studie der "New York Times" zeigte erst 2016, dass das Teen-Drama nicht nur unter den 50 TV-Formaten mit den meisten Facebook-Likes zu finden ist, sondern dass zudem keine andere Sendung prozentual so viele weibliche Fans hat – etwa 94 Prozent der «Pretty Little Liars»-Likes stammten von Frauen. Obwohl das Interesse am Format im Internet also auch nach vielen Jahren noch immer ungemein hoch ist, verlor «Pretty Little Liars» über die Zeit hinweg zuschauertechnisch an Zuspruch. Die höchste Zuschauerzahl der Serie stammt mit 4,20 Millionen Interessenten aus Staffel eins, als die Serie im Schnitt noch 2,87 Millionen Zuschauer anlockte.

Und auch weitere Rekorde der Serie finden sich innerhalb der ersten Staffeln: Das Finale von Season eins sahen bei insgesamt 3,64 Millionen Zuschauern 1,3 Prozent aller in den USA lebenden 18- bis 49-Jährigen. Bei den Frauen zwischen 18 und 34 Jahren lag der Prozentwert sogar bei 3 Prozent und glatte fünf Prozent aller US-Teenager zwischen 12 und 17 verfolgten den Staffelabschluss. Mit dem Start und dem Ende der zweiten Staffel verzeichnete «Pretty Little Liars» ähnliche Quotenerfolge, überhaupt zeichnete sich das Format aber über die ersten vier Staffeln hinweg durch eine ungemein große Konstanz in Sachen Reichweite aus (siehe Info-Box unten). Erst mit der fünften Staffel kamen größere Verluste für die Warner Horizon-Produktion bis die sechste Staffel im Schnitt schon über 1,15 Millionen Personen weniger unterhielt als Staffel eins.

Versöhnliches Ende oder Totalschaden auf der Zielgeraden?


Von einem Ende auf dem Zenit konnte man also bereits vor der Finalstaffel nicht sprechen, erklärtes Ziel Freeforms war es jedoch im Rahmen der siebten Staffel die Verluste weitestgehend einzudämmen. Die 20 Episoden umfassende siebte Runde begann am 21. Juni 2016 und erreichte dabei 1,43 Millionen Zuschauer. Damit lag «Pretty Little Liars» schon zur Staffelpremiere unter dem Schnitt seiner Vorstaffel. Am Dienstagabend verlor das Freeform-Format im 20 Uhr-Slot dabei innerhalb der ersten drei Ausgaben kontinuierlich an Zuspruch, sodass am 5. Juli 2016 mit 1,12 Millionen Interessenten die niedrigste Zuschauerzahl aller Zeiten für die Serie gemessen wurde.

«Pretty Little Liars»: Reichweitenverlauf

  • S1: 2,87 Mio.
  • S2: 2,68 Mio.
  • S3: 2,59 Mio.
  • S4: 2,53 Mio.
  • S5: 2,01 Mio.
  • S6: 1,72 Mio.
  • S7: 1,11 Mio.
Zuschauer ab 2
Wesentlich steigern konnte sich die Mädels-Clique danach nicht mehr, stets hielt man sich knapp über der Millionen-Marke. 1,26 Millionen Zuseher im Rahmen von Episode vier am 12. Juli sollte die höchste Zuschauerzahl bis zur zehnten Episode bleiben, dazwischen stellte «Pretty Little Liars» mit 1,10 Millionen Zuschauern am 2. August und 1,09 Millionen am 23. August neue Tiefstwerte auf. Sowohl in der letzten Ausgabe vor einer fast achtmonatigen Pause als auch zur Rückkehr am 18. April 2017 bäumte sich «Pretty Little Liars» mit je 1,33 Millionen Zuschauern wieder etwas auf, danach geriet die US-Produktion jedoch umso mehr in den Abwärtsstrudel zurück.

Bis zum Serienfinale gelang es «Pretty Little Liars» zwischen den Ausgaben zwölf und 19 kein einziges Mal mehr, die Millionen-Hürde zu nehmen, was weitere Serien-Tiefstwerte zur Folge hatte, die in der vorletzten Ausgabe von «Pretty Little Liars» mit noch 0,83 Millionen Zuschauern ihren Tiefpunkt fanden. Zum Finale, das auch das große Serien-Mysterium endlich auflöste (siehe Spoiler-Bereich am Ende des Artikels), schalteten erwartungsgemäß wieder deutlich mehr Fernsehzuschauer ein. Mit 1,41 Millionen Interessenten stellte der Finalwert jedoch nicht einmal das beste Ergebnis der Staffel dar.

Das selbst gewählte Ende der «Pretty Little Liars» kam also zu einer Zeit, als das Teen-Drama ohnehin quotentechnisch massive Einbußen verzeichnete. Schon im Rahmen von Staffel sechs standen deutliche Verluste für die Freeform-Serie zu Buche, mit der Finalstaffel verlor «Pretty Little Liars» mit mittleren 1,11 Millionen Zuschauern nun erneut 35 Prozent seiner durchschnittlichen Gesamtreichweite und 32 Prozent bei den wichtigen Zuschauern zwischen 18 und 49. Da «Pretty Little Liars» jedoch auch mit den stark gesunkenen Zahlen noch immer das beliebteste Format Freeforms dargestellt hätte, wäre eine Verlängerung trotz der herben Verluste dennoch gut möglich gewesen. Inhaltlich hätte dies die Geschichte jedoch weiter künstlich in die Länge gezogen, sodass sowohl Schöpferin I. Marlene King als auch Freeform zufrieden mit dem nun vollzogenen Ende sein können. Schließlich schuf man mit «Pretty Little Liars» eines der beliebtesten Formate bei jungen Menschen, dessen Vermächtnis man ungern zerstört hätte. Das macht die Suche nach einem möglichst gleichwertigen Ersatz jedoch nicht einfacher.


Das war die große Auflösung von «Pretty Little Liars»


Im Finale stellte sich heraus, dass der mysteriöse Gegner der die Mädchengruppe von Anfang an bedrohte und mit „A.D.“ abgekürzt wurde, Alex Drake heißt und die eineiige, böse und britische Zwillingsschwester des Seriencharakters Spencer Hastings ist. Spencer selbst stößt schließlich auf die Auflösung dieses klassischen „Böser Zwilling“-Szenarios, als sie von ihrer Zwillingsschwester entführt wird, woraufhin Alex vor der gefangenen Schwester ihre tragische Hintergrundgeschichte ausbreitet. Alex wuchs als Waise in England auf und traf dort auf Wren, der ihr in seinem Erstaunen über die Ähnlichkeit zu Spencer alles über Alex' Zwillingsschwester und die Stadt Rosewood erzählte. So begab sich Alex nach Rosewood, terrorisierte die Mädchen-Clique, nahm Rache am Mord ihrer Halb-Schwester Charlotte und gab sich häufig als Spencer aus. Rückblickend sahen Zuschauer in vielen Szenen also nicht wie vermutet Spencer, sondern in Wahrheit Alex.
07.07.2017 11:29 Uhr  •  Timo Nöthling Kurz-URL: qmde.de/94203