«Schätzen Sie mal!»: Zunächst desolat - dann kamen die Jüngeren

Auch der zweite Quiz-Testlauf am ARD-Nachmittag war für sich genommen ein böser Flop. Das junge Publikum fand hintenraus dann aber doch noch ein wenig Gefallen an dem Remake der DDR-Show.

TV-Historie von «Schätzen Sie mal!»

  • startete im Jahr 1974 in der damaligen DDR und gilt als einer der Vorreiter des Quizgenres im sozialistischen Teil Deutschlands
  • nach der Wende wurde die Show vom MDR übernommen und lief noch bis 1997
  • Moderatoren vor Schropp: Jürgen Marten (1974-1982), Lutz Hoff (1983-1997)
  • schräg: zwischen 1983 und 1985 musste die Sendung auf Geheiß des DDR-Regimes pro Folge mindestens eine Frage zum Thema Sowjetunion unterbringen
Das Thema Quiz beschäftigt die Programmverantwortlichen des Ersten Deutschen Fernsehens seit Anfang Juni auch um 16:10 Uhr, immerhin hat man die zuletzt eher träge vor sich hinschlummernden Zoo-Dokus zuletzt durch eben jene Programmfarbe ersetzt. Der Erfolg lässt jedoch noch auf sich warten: Das Jahrzehnte-Duell «So war's!» war bei seiner zehn Folgen umfassenden Testphase ein völliger Reinfall und unterlag den Tierpark-Geschichten sogar noch deutlich (wir berichteten). Somit hatte es das Remake der Show «Schätzen Sie mal!» mit Jochen Schropp von Beginn an sehr schwer, schien auch schon im Quoten-Nirwana gefangen - und steigerte sich dann hintenraus überraschend beim jungen Publikum doch noch recht deutlich.

Doch der Reihe nach: Schon der Show-Auftakt war am 16. Juni mit gerade einmal 0,70 Millionen Fernsehenden und 6,7 Prozent Marktanteil alles andere als ein großer Erfolg, debütierte aber auch etwas unglücklich noch in derselben Woche, in welcher der vorherige Flop seinen Abschied gefeiert hatte. Doch danach sah es keinesfalls besser aus, immerhin fiel man bis Mittwoch kontinuierlich auf letztendlich gerade einmal noch 0,53 Millionen Interessenten sowie völlig indiskutable 5,5 Prozent zurück. Bei den 14- bis 49-Jährigen sprangen die Quoten etwas stärker hin und her, mit 1,3 bis 3,1 Prozent einte sie aber ein Umstand: Sie waren allesamt jenseits von Gut und Böse. Erst am Freitag gab es einen kleinen Silberstreifen am Horizont, mit 0,17 Millionen jungen Zuschauern ging hier nämlich der mit Abstand höchste Marktanteil von 5,2 Prozent einher. Auch insgesamt kletterte die Show ein wenig, mit 0,70 Millionen und 6,4 Prozent lief es hier aber weiterhin deutlich zu schwach.


Stagnation bei Alt, klarer Aufwind bei Jung


In Woche drei stand mit fünf Folgen noch immer die Hälfte des sehr bescheidenen Ausstrahlungsvolumens aus, sodass man den frisch gewonnenen Antrieb nutzen konnte, um die Bilanz doch noch deutlich aufzupolieren. Und zumindest bei den 14- bis 49-Jährigen gelang dies am Montag auch: Mit 6,3 Prozent bei 0,19 Millionen wurde erstmals ein Wert verbucht, der nicht mehr im roten Bereich, während insgesamt mit 6,5 Prozent bei 0,65 Millionen dann doch eher Stagnation vorherrschte. Die Dienstagsfolge fiel dann bei nahezu identischen Werten beim Gesamtpublikum bei den Jüngeren wieder auf 4,7 Prozent bei 0,14 Millionen zurück, lief damit aber immerhin noch immer deutlich besser als die ersten vier Ausgaben - und auch als fast alle Einsätze von «So war's!».

Am Mittwoch folgte dann allerdings ein herber Rückschlag in die alten Quotenmuster der ersten vier Folgen, mit gerade einmal 0,05 Millionen jungen Zuschauern gingen hier nur desolate 1,6 Prozent Marktanteil einher. Dieser rapide Rückfall erstaunt auch deshalb, weil davon direkt am Tag darauf wiederum kaum mehr was zu spüren war - die hier verbuchten 4,8 Prozent bei 0,15 Millionen knüpften eher an die akzeptablen Werte der Ausgaben fünf bis sieben an. Ganz im Gegensatz zur Sprunghaftigkeit in der jungen Zuschauergruppe tat sich insgesamt weiterhin kaum was - und bei gerade einmal sechs Prozent Marktanteil sind das keine gute Nachrichten. Die zehnte und letzte Folge unterstrich diesen Status quo nochmals: 0,66 Millionen und nur 5,9 Prozent insgesamt waren deutlich zu wenig, bei den 14- bis 49-Jährigen wurden 4,9 Prozent bei 0,16 Millionen ausgewiesen.

Welche neue Nachmittags-Quizshow sollte fortgesetzt werden?
«So war's!»
6,4%
«Schätzen Sie mal!»
29,8%
Beide Formate.
10,6%
Keines der beiden.
26,6%
Kann ich nicht beurteilen, da ich mindestens eine Show nicht sah.
26,6%


Fazit: Grausige Gesamtbilanz mit schüchternem Hoffnungsschimmer


Kurzkritik zu «Schätzen Sie mal!»

Weitaus bunter, dynamischer und kurzweiliger als das doch etwas dröge «So war's!» kommt die Spielshow am Nachmittag daher. Vor allem Jochen Schropp weiß bei seinem ersten Ausflug ins Erste dank seiner lockeren Interaktion mit seinen Kandidaten und sogar dem Studio-Publikum zu überzeugen. Schade nur, dass Vor- und Hauptrunde letztlich quasi bedeutungslos sind, da fast immer einzig die finale Entscheidungsfrage über den Sieger entscheidet und die Schätzfragen zu oft in pure Raterei ohne jede realistische Herleitungsmöglichkeit abgleiten.
Quotenmeter.de-Redakteur Manuel Nunez Sanchez.
Im Durchschnitt kamen die zehn Folgen von «Schätzen Sie mal!» gerade einmal auf 0,65 Millionen Interessenten, womit man bei miserablen 6,2 Prozent Marktanteil landete. Auch beim jungen Publikum lesen sich die durchschnittlichen Werte mit 3,7 Prozent bei 0,11 Millionen alles andere als erfreulich - zumal damit der wahrlich desolate Vorgänger mit Michael Antwerpes nicht einmal übertroffen werden konnte, der zuvor auf 6,3 und 3,5 Prozent bei im Schnitt 0,62 Millionen gelangt war. Und doch gibt es eine kleine Hoffnung für alle Fans des Formats, denn trotz der wahrlich nicht entwicklungsfreundlichen Ansetzung von gerade einmal zehn Episoden ließ sich ein deutlicher Anstieg des Zuspruchs beim jungen Publikum ausmachen: Während die ersten vier Folgen mit 2,4 Prozent bei 0,07 Millionen noch völlig an den 14- bis 49-Jährigen vorbeigingen, konnten die Ausgaben fünf bis zehn die Zahlen auf 4,6 Prozent bei 0,14 Millionen quasi verdoppeln.

Gut möglich also, dass man im Ersten doch noch ins Grübeln kommt, ob man Jochen Schropp nicht vielleicht noch ein paar Chancen zugestehen möchte. Dagegen sprechen aber definitiv die miesen Werte beim Gesamtpublikum, wo kein einziges Mal mehr als 700.000 Zuschauer erreicht wurden und zweistellige Marktanteile stets in weiter Ferne waren. Nun soll es übrigens zunächst einmal etablierte Ware richten, das Hochtempoquiz «Gefragt - Gejagt» erhält nach den Live-Ausstrahlungen der Tour de France weitere Einsätze am Nachmittag - allerdings nur mit Wiederholungen.
01.07.2017 15:00 Uhr  •  Manuel Nunez Sanchez Kurz-URL: qmde.de/94139