Es ist der zweite Anlauf für Universals Dark Universe, das Alex Kurtzman mit seinem Abenteuer-Actioner «Die Mumie» einläutet. Wenn alles glatt läuft, folgen schon bald weitere Filme.
Das war eine schwere Geburt! Ursprünglich sollte das von Universal Pictures auf den Weg gebrachte «Monsters Universe» – also ein Filmuniversum, das die größten Monsterfiguren der Popkultur in sich vereint – schon vor drei Jahren seinen Anfang nehmen. Das hat es dann irgendwie auch, nur wollte den Auftaktfilm «Dracula Untold» kaum einer sehen und auch die Kritiken fielen nicht gerade positiv aus. Also ruderte man zurück und erklärte das Projekt vorerst für gescheitert, nur um es im Jahr 2017 noch einmal zu versuchen. Gary Shores ironiefreier Vampir-Actioner wurde kurzerhand aus dem Kanon gestrichen und «Die Mumie» zum Startschuss des fortan «Dark Universe» betitelten Unterfangens erklärt. Und diesmal scheint man sich seiner Sache weitaus sicherer, denn der „Wenn es gut geht, verraten wir unsere weiteren Pläne“-Strategie im Vorfeld zu «Dracula Untold» ist mittlerweile einer „Wir erzählen Euch schon von vornherein, was Euch noch alles erwarten wird!“-Taktik gewichen. Läuft alles so, wie vom Studio erhofft, sollen sich der Mumie in den kommenden Jahren auch noch das Phantom der Oper, der Glöckner von Notre Dame, der unsichtbare Mann, Frankensteins Monster sowie der Wolfmann anschließen; eine mutige, im Anbetracht des aktuell vorherrschenden Comicblockbusterhypes aber auch erfrischende Idee.
Nachdem die machtbesessene, ägyptische Prinzessin Ahmanet (Sofia Boutella) vor Jahrhunderten ein abscheuliches Verbrechen begann, wurde sie von ihrem Volk bei lebendigem Leibe einbalsamiert und auf dem Gebiet des heutigen Irak vergraben. Genau dort begeben sich die beiden draufgängerischen Grabplünderer und Kriegsveteranen Nick Morton (Tom Cruise) und Chris Vail (Jake Johnson) auf eine neue Expedition, als sie durch Zufall mithilfe der smarten Archäologin Jenny Halsey (Annabelle Wallis) das Gefängnis der Prinzessin entdecken. Sie heben das Grabmal aus und bringen den Sarg nach London, doch schon auf dem Weg dorthin ereignen sich unheimliche, übernatürliche Dinge, die ihr Flugzeug zum Absturz bringen. In der britischen Hauptstadt angekommen, entfesselt eine Jahrhunderte alte Macht das ultimativ Böse, zu dem ausgerechnet Nick eine ganz besondere Verbindung zu haben scheint…
Das Drehbuch von David Koepp («Inferno»), Christopher McQuarrie («Mission Impossible: Rogue Nation») und Dylan Kussman («Flight») rückt erst Cruises Nick sowie seinen Kompagnon Chris, und anschließend bevorzugt Nick und die clevere Jenny in den Mittelpunkt wodurch «Die Mumie» wesentlich weniger Tom-Cruise-One-Man-Show ist, als zunächst angenommen. Der Abenteuerfilm präsentiert sich als starke Ensembleleistung und macht dann am meisten Spaß, wenn so viele Darsteller wie möglich miteinander interagieren dürfen. Das gilt übrigens auch für «Kingsman»-Schurkin Sofia Boutella, die hier als furchteinflößend zurcht geschminkte Mumie (und in Rückblenden ebenso verführerische Prinzessin Ahmanet) Ärsche treten und Menschen in ihre Gewalt bringen darf.
Während auch die Kameraarbeit von Ben Seresin («Pain & Gain») dazu beiträgt, die Opulenz im Effektspektakel zu betonen, stellt sich der Schnitt dem imposanten Seherlebnis hier und da in den Weg. Manche Übergänge wirken so unsauber, dass man fast glauben möchte, dass hier bereits im Vorfeld die Schere angesetzt wurde, um kein R-Rating respektive eine FSK-Freigabe ab 16 zu riskieren, dabei wäre das im Anbetracht eines anvisierten Horror-Franchises eigentlich gar nicht so tragisch. So aber ist «Die Mumie» ein zwar betont düsterer, aber mit Ausnahme einiger harmloser Todesszenen auch kaum brutaler Film geworden. Unter diesen Voraussetzungen ist es schwer abzuschätzen, wohin sich das Dark Universe noch entwickeln wird. Auch der im vornherein groß angekündigte Auftritt Russell Crowes («The Nice Guys») als Dr. Henry Jekyll hinterlässt so erst einmal ein Fragezeichen. Ob seine ikonische Figur nun wie ein Nick Fury in den «Avengers»-Filmen fungieren soll, oder in den kommenden Geschichten doch eher wie eine eigene Schurkenfigur betrachtet werden soll, darüber lässt einen «Die Mumie» noch im Unklaren. Sein kurzes Stelldichein in dieser Produktion verleiht der ganzen Geschichte indes zusätzliche Würze, denn seine Pläne durchkreuzen die eines Tom Cruise beharrlich. Als das Geschehen von außen betrachtende Figur funktioniert dieser Dr. Jekyll immerhin ganz ausgezeichnet. Und es gleichsam auch seine kontroverse Auslegung von Gut und Böse, die für die kommenden Monsterfilme des Dark Universe genug Zündstoff bieten wird. Und natürlich das Schicksal von Nick Morton, der sich bereits in diesem einen Film als idealer Indiana-Jones-Nachfolger beweist. Wir wollen mehr davon!