Sky1 schickt seine inzwischen fünfte Eigenproduktion ins Rennen. Bei «Miss Wildcard» handelt es sich um ein liebevoll gemachtes, jedoch kleines Pflänzchen.
Sieben Monate alt wird der jüngste Sky-Sender in Deutschland, Sky1 dieser Tage. Sieben Monate, fünf Eigenproduktionen im Unterhaltungsbereich – das könnte man verkürzt als Bilanz gelten lassen. Gestartet mit 14 Abenden voller Kocherlebnisse in «Masterchef», 16 Folgen der Comedy «Mitfahrrandale», bis dato zwei musikalische Abende mit Xavier Naidoo und zehn reguläre Folgen von «Eine Liga für sich» mit Skys neuem Star-Moderator Frank Buschmann. Für den Sommer hält es Sky nun etwas Kleiner – der Humor darf aber auch in «Miss Wildcard» nicht fehlen. Insofern folgt man also dem Prinzip, das sich durch viele andere Sky1-Formate zieht. Allzu bierernst darf es nicht zugehen.
Bei «Miss Wildcard» kommt es für Sky-Kunden auch zum Wiedersehen mit der aus «Mitfahr-Randale» bekannten Karolin Oesterling – zudem machen Joyce Ilg, Evelyn Weigert und Lena Liebkind mit. In verdeckter Mission nehmen die Protagonistinnen an diversen Misswahlen im In- und Ausland teil – etwa bei der „Miss Allgäuer Schwäbischer Musikbund“ in Memmingen und „Miss Bonbon“ in Wien und müssen währenddessen diverse Aufgaben bewältigen. Ziel der Reality-Show, na klar – dem Zuschauer Erstaunen und ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.
Cooler Auftritt von vier Mädels: So bewirbt Sky1 seine neue Montagsshow, in der unter anderem Joyce Ilg und Lena Liebkind am Start sind.
In Folge eins sieht man Karolin Oesterling bei Vorbereitungen zur „Miss Bollywood“-Wahl – also beim Bauchtanz-Kurs, beim Üben von Kamelrollen und Choreos. Und Lena Liebkind, die sich um die „Miss Kirschblüte“ (ja, sowas gibt’s!) bewirbt. Liebkind muss sich nicht ganz so sportlich betätigen, sondern vor allem eins leisten: Lernen. Viel lernen. Über Kirschbäume und anderes. Karolin wird derweil schnell klar, wie unmöglich ihre Aufgabe ist: Sie ist die einzige Blondine unter Brünetten für die Wahl der „Miss Bollywood“ – und so brauchte die Komikerin schon ziemlich gute Argumente, die für sie sprachen, oder um es mit Oesterlins Worten zu sagen: Sie musste sich gehörig um Kopf und Kragen reden. Währenddessen bekommt Lena Besuch von der einstigen Kirschblüten-Königin. Wie schwer Lena die Aufgabe fiel, war nicht zuletzt daran zu sehen, dass sie von sich selbst sagt, keinen grünen, sondern einen schwarzen Daumen zu haben. Bei ihr zu Hause sterbe alles, sogar Kakteen. Ja, es ist herrlich anzusehen, wie diese Lena Liebkind, die Frau mit dem schwarzen Daumen, sich schwer tut zwischen lauter Mädels, die sogar in ihrem Garten einen eigenen Kirschbaum besitzen. Wenn Stadtkinder auf Dorfmädchen treffen – herrlich.
Grundsätzlich ist «Miss Wildcard» eher als kleines Pflänzchen in dem Beet, das Sky1 derzeit bestellt, zu sehen. Das macht es aber nicht weniger hübsch. Als Must-See-TV ist die Produktion von wige_ zwar nicht zu bezeichnen, wer aber zufällig reinschaltet, wird sicherlich vergnügliche Minuten vor dem Fernseher verbringen. Und somit passt die humorige Reality-Show auch wirklich ganz gut in die warmen Sommermonate. Freilich ist es aber so, dass sich Sky1 an Shows anderer Größenordnung wird messen lassen müssen. Da hatte man ja schon gut vorgelegt. «Masterchef» wurde vom Sender für gut befunden und in Staffel zwei geschickt, bei «Xaviers Wunschkonzert» jubeln sowie alle und «Eine Liga für sich» überzeugt trotz eher negativer Kritiker-Stimmen im Quotenpanel. Spannender als die Frage, wie lustig die am Montag startende Reality-Comedy ist, ist aber: In welchen Genres wird Sky1 noch experimentieren? Traut man sich vielleicht doch mal, wie die englischen Kollegen, HBOs John Oliver nach Deutschland zu bringen? Kommt ein (anspruchsvoller) Talk oder etwas noch Außergewöhnlicheres?