Vielleicht hätte der tatsächlich recht einprägsame «Bye Bye Man» ja das Potenzial zu einer neuen Horror-Kultfigur gehabt. Doch der gleichnamige Film entpuppt sich auf ganz anderer Linie als wahrer Albtraum.
Normalerweise würden wir uns an dieser Stelle erst einmal mit jenen Dingen befassen, die an «The Bye Bye Man» gelungen sind. Doch sieht man einmal davon ab, dass die Prämisse – basierend auf einer urbanen Legende sowie Robert Damon Schnecks Kurzgeschichte «The Bridge to Body Island» – tatsächlich eine ganze Filmreihe tragen würde, gibt es da nicht mehr viel zu holen. Immerhin versucht Drehbuchautor Jonathan Prenner (gehört angeblich zu den Autoren der kommenden «King Kong»-Serie) sogar, in seinem Skript nicht bloß Jumpscares aneinander zu reihen (für einen Teenie-Horrorfilm sind diese nämlich überraschend rar gesät oder zünden im Zweifelsfall gar nicht erst), sondern irgendwie auch einen alles umrahmenden Krimi-Plot zu integrieren. Immerhin wollen die vom Bye Bye Man heimgesuchten Figuren ja auch ergründen, wie sie diesen mit einem Krebsgeschwür verglichenen Fluch wieder loswerden können. So werden in Bibliotheken Bücher gewälzt und Nachforschungen in der Vergangenheit des Hauses angestellt.
Allen voran Douglas Smith («Ouija – Spiel nicht mit dem Teufel»), der optisch an ein schlechtes Dane-DeHaan-Double erinnert, ist es, dessen Performance in «The Bye Bye Man» arg zu wünschen übrig lässt. Mehr als eins ums andere Mal verdutzt ins Leere schauen, wenn wieder einmal etwas Unvorhergesehenes passiert, scheint dem 31-jährigen Kanadier nicht einzufallen, um seine Figur mit Leben zu füllen. Dabei sind die Liebesschwüre an seine Freundin von einer ähnlich leidenschaftslosen Attitüde wie die Aggressionen, die er gegen seinen Kumpel John hegt, als der Bye Bye Man ihm vorgaukelt, dieser würde an seiner Freundin herum baggern. Besagte Freundin, gespielt von Cressida Bonas («Doctor Thorne»), hat die wichtige Aufgabe, ab dem Moment des Fluchs kränker und kränker zu werden, wobei sich das lediglich darin äußert, dass sie ab und an ein wenig hustet. Lucien Laviscount («Scream Queens») macht indes das Trio komplett, hat von allen drei jedoch am wenigsten Angst und wirkt eher albern, wenn es doch einmal zu einem Gefühlsausbruch kommt. Am ehesten überzeugen, kann da noch «Matrix»-Aktrice Carrie-Anne Moss als engagierte Polizistin, nur bekommt diese leider zu wenig zu tun, um den Film darstellerisch noch irgendwie zu retten.
Ab und an gelingt es Horrorfilmen ja, wenigstens über die Optik Qualitäten herauszuholen, die auf darstellerischer sowie erzählerischer Ebene nicht gegeben sind – ein gutes Beispiel dafür war zuletzt der Direct-to-DVD-Titel «Bedeviled – Das Böse geht online». In «The Bye Bye Man» geht es stattdessen einfach nur dunkel zu, während die wenigen Effekte, allen voran ein computeranimierter Höllenhund, einfach nur derart billig wirken, dass es fast schon peinlich ist. Ebenfalls peinlich geraten viele der Dialoge, zu denen auch die extrem statische, leblose deutsche Synchro zusätzlich dazu beiträgt, dass dem Film nach und nach jedwedes Leben abhanden kommt. Die wenigen Jumpscares verfehlen ihre Wirkung durch mieses Timing, die vorab stark absehbare Funktionalität oder gehen einfach nur auf den Senkel, wenn wieder einmal eine plötzlich anschwellende Tonspur mit einem echten Schock verwechselt wird. So muss es am Ende das Standardrepertoire eines typischen Horrorfilms richten: Spiegel zerspringen, gruselige Fratzen tauchen wie aus dem Nichts auf und als eine der Figuren in den Keller geht, geht plötzlich das Licht aus und die Tür fliegt so. Wenn all das wenigstens die Effektivität eines «Conjuring» hätte, wäre das ja nur halb so schlimm. Aber so ist «The Bye Bye Man» einer der schlechtesten und vor allem lieblosesten Horrorfilme der letzten Jahre. Bye Bye, Bye Bye Man!